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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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erscheinen. Ich erklärte es Jinqx, und sie nahm es mit einem Nicken zur Kenntnis.
    »Leg dich lieber etwas hin. Wir sehen uns hinterher«, bestimmte sie. »Ich hole dich ab. Wenn du mir deine Flasche mitgibst, sorge ich dafür, dass sie aufgefüllt wird.«
    Ich händigte ihr die Flasche aus und sah Jinqx nach, wie sie flink die nächste Leiter erklomm. Auf halbem Weg hielt sie inne und machte Anstalten, wieder zurückzukommen. Sie wandte ihren Kopf und sah zu mir, das Gesicht verzerrt wie von einem plötzlichen Schmerz oder einer übergroßen Anstrengung. Ich fasste nach der untersten Sprosse der Leiter, unsicher, ob sie meine Hilfe brauchte, aber sie schüttelte nur leicht den Kopf und lächelte verzerrt.
    »Es ist gut«, rief sie heiser. »Geh, leg dich schlafen, Eddy. Ich werde dir folgen, das verspreche ich dir!« Ohne ein weiteres Wort setzte sie ihren Aufstieg fort, allerdings merklich mühsamer als zuvor. Ich sah ihr besorgt nach, bis sie im Gewirr der Blätter verschwunden war, dann folgte ich brav ihrer Anweisung und legte mich schlafen, wobei mir zum ersten Mal auffiel, dass Chloe nicht mehr da war. Sie musste bei Jinqx geblieben sein. Ich wusste nicht, ob ich deshalb beleidigt sein sollte, aber dann tat ich es mit einem Achselzucken ab. Die Kleine genoss vielleicht das saftige Müllaroma, das diese Welt ihr bisher nicht hatte bieten können.

    Meine Tante und Tallis erwarteten mich schon, als ich durch den Eingang des Nestes krabbelte. Ylenia musterte mein zerknautschtes Äußeres leicht befremdet, ersparte mir aber eine Bemerkung. Tallis lächelte nur und blinzelte mir zu. Ich hockte mich mit klopfendem Herzen zwischen die beiden und sah meiner Tante zu, wie sie behutsam eine anscheinend schwere Kristallschale vor mich hinstellte, die mit einer ölig schimmernden klaren Flüssigkeit gefüllt war.
    »Was muss ich tun?«, fragte ich leicht beklommen. Ylenia nahm meine Hände und rieb leicht mit ihren Daumen über meine Handrücken.
    »Hab keine Angst.« Sie lächelte aufmunternd. Ihre Zuversicht kam mir allerdings ein wenig aufgesetzt vor. Ihre bernsteinfarbenen Augen waren leicht verschleiert, wie von unausgesprochener Sorge.
    Tallis schnalzte leise mit der Zunge und wischte mit ihrem Schwanz über den Boden, wobei einige Bruchstücke von Zweigen und vertrockneter Rinde sich darin verfingen und leise raschelten. »Macht es nicht so spannend. Ylen, das ist eine kinderleichte magische Übung, also hör auf, dreinzuschauen wie das Sommergewitter persönlich!«
    Ylenia lachte und entspannte sich tatsächlich. »Mit deiner Hilfe wird es sicher gelingen, Nestälteste«, sagte sie weich.
    Tallis schnalzte wieder und wickelte den Schwanz um die Füße. »Fangt an«, bestimmte sie. Ich beugte mich nach Ylenias Anweisungen über die Schale und blickte hinein. Dann leerte ich meinen Geist, was mir alles andere als leicht fiel. Ich steckte meine Hand in die Tasche und griff nach der kleinen Holzkrähe, die ich immer noch mit mir herumtrug. Mein Daumen fuhr über den scharfen Schnabel, und meine Gedanken wanderten zu Jinqx und dann zu dem Traum der letzten Nacht, zu Ida ...
    »Nein, Eddy«, hörte ich Ylenia noch scharf sagen, dann verschwamm das Nest um mich herum und ich begann zu fallen. Meine Augen, meine Nase und meine Ohren füllten sich mit schwerer, öliger Flüssigkeit. Vor meinem Blick waberten schwarze, unheilvoll schimmernde Schlieren, die sich verdichteten und wieder zerfaserten wie Tinte im Wasser. Ich versuchte zu schreien, aber als ich den Mund öffnete, drang die samtweiche Flüssigkeit auch dort ein und floss durch meine Kehle. Ich schluckte und hustete gleichzeitig. Die Flüssigkeit schmeckte nach nichts, aber sie brachte mich zum Würgen. Ich schnappte nach Luft und fühlte, wie sie ölig in meine Lungen schwappte. Panisch um mich schlagend, blind und taub, fiel ich immer weiter, versank immer tiefer in dem unheimlichen Zeug. Eigentlich hätte ich ersticken oder ertrinken müssen, aber ich konnte, wenn auch mühsam, immer noch atmen, obwohl ich deutlich fühlte, dass zähe Flüssigkeit statt Luft meine Lungen füllte.
    Ich zwang mich zur Ruhe. Anscheinend war ich nicht in akuter Gefahr, und es nutzte mir nichts, wenn ich in Panik verfiel. Ich war irgendwie hier hereingeraten und musste zusehen, wie ich wieder hinauskam. Da waren meine Tante und Tallis, die dabei gewesen waren, wie dieses ölige Etwas mich verschluckt hatte. Sie würden sicherlich versuchen, mir zu helfen.
    Meine Finger klammerten

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