AnidA - Trilogie (komplett)
mich vorwärts. Gesichter wandten sich uns zu, erst erschreckt, dann zutiefst erleichtert.
»Dix«, sagte ich erschüttert.
»Mellis«, rief Ida erfreut. »Was macht ihr, wo kommt ihr her?«
Die kleine Grennach klopfte ihr herzlich auf den Arm. »Wir sind euer todesmutiges Rettungskommando. Aber anscheinend habt ihr das gar nicht nötig, wenn ich euch so ansehe.«
Ida schnaufte erheitert, und mir wurden die Knie weich. »Sag bloß, ihr wißt, wo's hier rausgeht?«, wandte ich mich an Dix. Sein zerknautschtes Gesicht legte sich in spöttische Falten.
»Ach, sind wir doch nicht umsonst hier?« Er grinste frech. Ich klopfte ihm unsanft auf den Kopf, und er grummelte aufgebracht.
Mellis wandte sich mit gespitzten Ohren der nächsten Abzweigung zu. »Los, Beeilung«, befahl sie. »Tallis und Ylenia halten den Schutzzauber zwar aufrecht, aber es kostet sie sehr viel Kraft. Wir sollten zusehen, dass wir hier rauskommen. Den Schöpfern sei Dank, dass wir euch so schnell gefunden haben!«
Sie winkte auffordernd, und wir setzten uns in Trab. Ich jubilierte innerlich. Endlich wieder Tageslicht und freies Land um mich herum, ein weiches Bett und normale Häuser, nicht dieses grässliche Labyrinth. Diesen Ort hier würde ich freiwillig nie wieder betreten, das schwor ich mir.
Ich konnte es beinahe nicht glauben, aber schon nach wenigen Minuten hatten wir das Labyrinth verlassen und erreichten eine steile Treppe in einem dicken Pfeiler, die aus dem Kellergewölbe herausführte. Ida legte vorsichtig eine Hand auf das Gemäuer und blickte benommen auf die Stufen.
»Ich konnte diese Treppe nicht wieder finden«, sagte sie mit belegter Stimme. »Ich bin aus dem Labyrinth nicht mehr herausgekommen. Und Marty, Marty und Albuin ...«
Sie konnte nicht weitersprechen. Ich sah ihre Tränen und strich ihr unbeholfen über die Schulter. Ida nahm meine Hand. Wieder schienen die Ringe, als sie sich berührten, kleine elektrische Impulse durch meine Nerven zu senden.
Wir machten uns an den Aufstieg, der lang und ermüdend war, aber bei weitem nicht so lang, wie ihr Weg hinab gewesen war, wie Ida uns versicherte. Oben erwartete uns eine riesige Halle, die staubig und verlassen und überaus harmlos aussah. Das Licht der hellen Mittagssonne schien durch schmale Fensterschlitze in den meterdicken Mauern und ließ Staub und Ruß wie Diamanten funkeln. Ich atmete tief ein und unterdrückte einen Freudenschrei. Nie hätte ich gedacht, dass ich schlichtes Sonnenlicht derart vermissen würde.
Ich drückte Idas Hand, und sie blickte mich aus zusammengekniffenen Augen an. »Das ist hell, hm? Ich fühle mich, als hätte ich seit Jahren keine Sonne mehr gesehen.«
»Wir sind noch nicht in Sicherheit«, mahnte Mellis. »Erst müssen wir noch von der Insel runter. Beeilt euch, ich möchte Tallis und Ylenia nicht über Gebühr anstrengen. Es kostet sie große Kraft, den Zauber aufrechtzuerhalten.«
Zwei Boote lagen am Fuß einer Treppe, die direkt ins Wasser führte. Ich warf einen Blick zurück auf die abweisenden Mauern der Zitadelle, die schwarz und schweigend über uns aufragten, und schauderte. Keine zehn Shuttles würden mich hier je wieder herbringen!
Unser Boot stieß sanft ans Ufer. Die zackige Silhouette der Zitadelle lag beruhigend weit hinter uns. Mellis sprang auf den sandigen Boden und trieb uns wieder zur Eile an. Wir zogen das Boot an Land und liefen dann zum Waldrand. Ein Pferd schnaubte erschreckt. Mellis ließ einen Ruf hören. »Wir haben sie«, meldete sie mit klingender Stimme.
»Den Schöpfern sei Dank«, antwortete jemand matt. Eine hoch gewachsene, weiß gekleidete Gestalt schob sich durch den dichten Farn.
»Tante Ylen«, rief Ida und lief auf sie zu, um ihr in die Arme zu fallen. Die weiße Hexe umarmte sie stumm und blickte dann mich an, Tränen der Erleichterung in den goldenen Augen.
»Eddy«, murmelte eine Stimme. Ich drehte mich erschreckt um und sah in Tallis' dunkle Augen. Die alte Grennach hockte auf dem Boden und schien sogar zu schwach, um aufzustehen. Ich kniete mich neben sie und umarmte sie heftig.
»Danke«, flüsterte ich ihr ins Ohr. »Danke, Tallis. Ihr habt uns von einem schrecklichen Ort befreit.«
Sie legte ihre Arme fest um mich und schmiegte ihre weiche Wange an meine. »Den Baumwesen sei gedankt dafür«, sagte sie leise. »Ich hatte solche Angst, dass es uns nicht gelingen würde.«
Dix kniete sich neben uns und legte seine Hand kurz auf meine Schulter. Ich sah in seine samtbraunen
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