AnidA - Trilogie (komplett)
Geste in ihren Schoß, strich ihr das zerzauste Haar aus der Stirn und legte beinahe Besitz ergreifend ihre große Hand auf das stille Gesicht.
Ylenia musterte die beiden jungen Frauen mit Besorgnis und Misstrauen. Die Sitzende regte müde ihre Schultern in der abgenutzten Lederjacke und probierte ein etwas verwackeltes Lächeln. »Eddy?«, fragte Ylenia argwöhnisch.
»Ein verdammter Höllentrip«, sagte die junge Frau heiser und rieb sich über den Nacken. »Das war noch schlimmer als mein erster Versuch mit Narkohal, als ich dreizehn war. Höllenfeuer, ich dachte schon, ich schaffe es nicht!«
»Eddy«, wiederholte Ylenia erleichtert. »Bei den Schöpfern, hast du mir eine Angst eingejagt!«
Die bewusstlose Ida regte sich sacht und stöhnte leise. Eddy beugte sich über sie und murmelte etwas. Ihre Hand strich sanft über die geschlossenen Augen ihrer Schwester. Ylenia strengte sich an, um etwas zu verstehen, und vernahm einige Wortfetzen. »Fort«, hörte sie. »Jinqx« und »Tante«. Ida nickte schwach und hob den Kopf. Mit geschlossenen Augen wandte sie den Kopf und jammerte leise. Eddy stützte sie, bis sie sitzend an ihrer Schulter lehnte.
»Ida«, sagte Ylenia warm. »Kind, wie geht es dir?«
Ida runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht.« Sie umklammerte Eddys Hand. »Ich bin noch etwas durcheinander. Mein Kopf schmerzt ...« Ihre Hand fuhr zu ihrer Schläfe und dann sehr langsam und vorsichtig über ihre Augen. »Habe ich die Augen geschlossen?«, fragte sie verwirrt. Eddy nickte wortlos. »Keine Binde mehr«, sagte Ida gedankenverloren. Sie tastete immer noch über ihre Lider.
Eddy wandte den Blick nicht vom Gesicht ihrer Schwester ab. »Kannst du uns von hier fortbringen?«, fragte sie drängend. Ylenia bejahte ein wenig erstaunt und sah zu, wie Eddy ihren Arm unter Idas schob und ihr aufhalf. »Gehen wir«, befahl die junge Frau schroff.
Ylenia nickte stumm und ging voraus zum Waldrand. Sie lauschte dem schwerfälligen Schritt Idas und den leisen Ermutigungen Eddys, die klangen wie ein Selbstgespräch. Ihr Angebot, Eddy bei der Unterstützung ihrer geschwächten Schwester zu helfen, war kurz abgelehnt worden, deshalb beschränkte sie sich darauf, den beiden Frauen die Zweige, die ihren Weg behinderten, vom Leib zu halten.
Warum macht sie die Augen nicht auf?, fragte Ylenia sich beunruhigt. Idas erschreckend blasses Gesicht begann sich leicht zu röten, und sie sah kräftiger aus, aber trotz des mühsamen Weges durch das niedrige Unterholz hielt sie ihre Augen die ganze Zeit fest geschlossen.
Ylenias kleines Lager war auf einer Lichtung aufgeschlagen worden, die nahe dem See lag, aber geschützt durch den Wald vor der Zitadelle. Eddy blieb am Rand der Lichtung stehen und blickte sich misstrauisch um. Dann stieß sie ihre Schwester leicht an.
»Haben wir das Labyrinth wirklich verlassen, Ida?«, fragte sie mit einem nervösen Unterton in der Stimme. Ida lachte leise.
»Wie kannst du daran zweifeln? Du hast den Beweis in deiner Tasche, Eddy.« Ihre Stimme schwankte leicht, und sie tastete nach dem leeren Lederbeutel auf ihrer Brust.
Eddy griff nach ihrer Hand und drückte sie. »Geht es?«, fragte sie besorgt.
Ida nickte. »Wir sind noch zusammen. Ich fühle sie, als ruhte sie an meiner Brust. Ich denke deine Gedanken. Ich sehe, was du siehst. Eddy, sag mir, wird das so bleiben, oder müssen wir uns noch weiter trennen?«
Sie schlug die Hand vor den Mund. Ylenia trat hastig einen Schritt näher und nahm Ida in den Arm. Eddy verzog den Mund, als müßte sie selbst das Weinen unterdrücken und steckte ihre Hand in die Tasche.
»Kommt jetzt«, sagte Ylenia energisch. Sie hatte ihre Verwirrung überwunden und verschob die Klärung aller Fragen, die ihr auf der Seele brannten, auf einen späteren Zeitpunkt. »Ihr braucht Schlaf, ihr seid völlig erschöpft. Kommt, die anderen werden außer sich sein vor Freude!«
Als Erstem begegneten sie Dix, der wie erstarrt stehen blieb, als er sah, wer Ylenia ins Lager folgte. Er fuhr herum und schrie: »Mellis! Ylenia hat sie gefunden!«, ehe er auf Eddy zuschoss und sie umarmte, wobei helle Tränen über sein zerknautschtes Gesicht liefen. Er schlug der so viel größeren Frau ungeschickt auf den Rücken und stammelte unablässig ihren Namen.
»Hör schon auf, du alter Idiot«, sagte Eddy zärtlich und schob den kleinen Mann von sich. »Ich habe schon genug blaue Flecken, Dix!«
»Eddy«, rief Tallis und lief auf sie zu. »Eddy, Kind, du lebst wahrhaftig
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