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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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noch! Und deine Schwester auch, ach, wie bin ich froh.« Sie tätschelte stumm und gerührt Eddys Arm. Ida wandte ruhelos und suchend den Kopf von einer Seite zur anderen.
    »Warum öffnest du deine Augen nicht?«, fragte Ylenia leise.
    Ida hielt inne und drehte ihr das angespannte Gesicht zu. Sie zögerte mit der Antwort, dann glitt ein verzerrtes Lächeln über ihr Gesicht. »Weil ich dann blind bin.« Ihre Lider flatterten und hoben sich. Voller Entsetzen sah ihre Tante in die silbrigen Augen, die blicklos und Ylenias Bild widerspiegelnd durch sie hindurchsahen.

    Sobald Ylenia ihre Fassung wiedergewonnen hatte, ließ sie uns neben dem Feuer niedersitzen und drückte mir eine Tasse Tee in die Hand. Ida war mir wie eine Schlafwandlerin gefolgt und lehnte nun schwer an meiner Schulter, wobei ihre Hand die meine fest umklammerte. Ich registrierte die besorgten Blicke, die Ylenia und Tallis miteinander wechselten, war aber zu erschöpft, um darauf eingehen zu können. Als unser Zelt stand, schlüpfte ich hinein, bettete Ida an meiner Seite und spürte noch, wie fürsorgliche Hände uns zudeckten.

    Unsere Träume waren sanft und unbedrohlich. Wir wanderten wieder durch die Zitadelle. Eine Krähe, blendend weiß und strahlend, wies uns den Weg durch das Labyrinth, dessen Mauern vor unseren Schritten stumm zur Seite wichen. Wir mussten uns nicht verständigen, weil wir des anderen Gedanken dachten und durch die selben Augen blickten. Es war ein Gefühl des mit sich selbst Eins-Seins, das wir noch niemals in unserem Leben gespürt hatten. So war es richtig, so musste es sein.
    Wir wachten auf, und der Schmerz der Trennung ließ uns aneinander geklammert verharren. Unter Idas gesenkten Lidern drangen die Tränen hervor, die ich weinte. Wir waren immer noch genügend miteinander verbunden, um fast die gleichen Gedanken zu denken und die Schmerzen der anderen Hälfte zu spüren wie die eigenen. Wenn ich die Augen schloss, sah ich das seltsam verwischte, vielfarbige Bild, das Idas innerer Blick ihr von der Umgebung vermittelte. Ich spürte ihre Unruhe und streichelte vorsichtig über ihre Wangen. Sie lächelte unter Tränen und nickte wortlos.
    »Seid ihr wach, Kinder?« erklang es von draußen. Ich rief eine Antwort, und die Zeltklappe wurde aufgehoben. Ylenia sah mich an, dann Ida und lächelte mit Sorge in den Augen. Ich setzte ein bewusst fröhliches Gesicht auf und fragte munter: »Was gibt es zum Frühstück, Tante Ylen? Ich habe einen Bärenhunger!«
    Ihre Miene entspannte sich. »Kommt«, erwiderte sie erleichtert. »Wir warten schon auf euch.«
    Während des Frühstücks berichtete Ylenia uns, was sich in den Wochen ereignet hatte, in denen wir in der Zitadelle gewesen waren. Ylenia und die anderen waren uns in der Hoffnung hinterhergereist, uns befreien zu können, hatten sich aber bald enttäuscht gesehen. Trotz der gemeinsamen Bemühungen der Weißen Hexe und der Nestältesten gelang es ihnen noch nicht einmal, den magischen Schutzschirm zu durchdringen, der das Überqueren des Sees verhinderte. Schließlich gaben sie auf und kehrten zurück zum Großen Nest. Ylenia ritt von dort aus zum Ordenshaus zurück, um dort das Archiv nach einem Hinweis zu durchsuchen, der unsere Befreiung ermöglichen mochte.
    Doch noch ehe sie oder Tallis eine brauchbare Lösung gefunden hatten, kamen seltsame Meldungen von der Grenze. Die Nebelwand hatte sich über Nacht aufgelöst und schien endgültig verschwunden zu sein. Tallis und Ylenia machten sich mit der vagen Vermutung erneut zum Nebelhort auf, dass dieses Ereignis etwas mit Ida und mir zu tun haben könnte, und auf ihrem Weg bekamen sie die Bestätigung durch einen Besuch der Sturmkrähe, die sie in ihrer Vogelgestalt ein Stück auf ihrem Weg begleitete.
    Sie mussten sich langsam und vorsichtig durch den Hort bewegen, weil die Armee des Hierarchen, die bisher an der Grenze gelagert hatte, die Gelegenheit ebenso nutzte wie Ylenias kleine Reisegruppe. Die Truppen stießen auf kaum nennenswerte Gegenwehr, da kurz zuvor der Padischah einem Anschlag zum Opfer gefallen und seine beiden ältesten Söhne nun in einen erbitterten Kampf um die Nachfolge verwickelt waren, der den Hort in heillose Verwirrung stürzte. Der Hierarch eroberte ohne große Mühe die Hauptstadt und setzte den überlebenden Zweitältesten in seinem Palast fest. Das ungefähr war der Stand der Dinge, als Ylenia und die anderen wieder vor der Zitadelle eintrafen.
    Ida regte sich leise an meiner Seite, und ich

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