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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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war dunkel im Zimmer, nur ein matt leuchtender Glühstein sorgte für ein gedämpftes Licht. Ich bewegte meine Hände, die kaum noch zu mir zu gehören schienen, und suchte nach Jinqx' Geschenk. Erst, als meine Finger den kühlen Hals der Flasche berührten, die neben dem Bett auf dem Boden stand, fiel mir ein, dass Ida sie wenige Stunden vorher zerstört hatte. Ich nahm ihr erneutes Erscheinen hin, wie ich es auch beim ersten Mal getan hatte, und zog mit den Zähnen den Korken aus der Flasche. Winterlich herber Duft streichelte meine Nase. Ich nahm einen langen Zug von der gleichzeitig glühenden und kalten Flüssigkeit. Es rann wie flüssiger Schnee durch meine Kehle und schmeckte nach Frost und eisiger Ewigkeit. Ich keuchte und trank einen zweiten Schluck.
    Etwas schimmerte schwarz neben meinem Bett auf. Fließende Gewänder umhüllten eine düstere Gestalt, deren Gesicht unter einer weiten Kapuze verborgen schien. Ich erahnte dunkle Augen und einen strahlend schwarzen Stern zwischen dichten Brauen. Die Gestalt stand schweigend und reglos da und blickte auf mich.
    Ich stellte die Flasche behutsam zurück auf den Boden und richtete mich auf. »Bist du gekommen, um mich zu holen?«, fragte ich voller Hoffnung. Die Gestalt schüttelte stumm den Kopf. Der düstere Stern glomm unheilvoll auf.
    »Ich habe mich nach dir gesehnt«, fuhr ich entmutigt fort. »Meine Existenz ist sinnlos ohne dich, das weißt du. Warum kann ich nun nicht mit dir gehen?«
    Wieder schüttelte die schwarze Frau den Kopf. Ich kann dich nicht mit mir nehmen, sagte sie lautlos. Du musst mich ganz alleine finden.
    Ich sank in das Kissen zurück. Die Mattigkeit meiner Glieder drückte mich schwer auf meine weiche Unterlage. »Ich kann dich nicht vergessen. Ich kann nicht ohne dich weiterleben. Was soll ich tun?«
    Folge mir, formten ihre Lippen. Sie begann zu verblassen.
    »Warte«, rief ich verzweifelt. »Du hast meine Großmutter vernichtet. Wie kann ich wissen, dass mir nicht das Gleiche droht? Mein Leben ist durch dich zu einer endlosen Qual geworden, Ter'nyoss!«
    Komm, flüsterte die Gestalt erbarmungslos. Ihre Umrisse verschmolzen mit dem Dunkel. Der finstere Stern blitzte noch einmal in tödlicher Schwärze auf, dann war die Erscheinung fort. Ich stieß einen enttäuschten Jammerlaut aus. Meine Hände suchten nach der tröstlichen Flasche. Es klirrte leise, als ich sie berührte, und im Zimmer seufzte jemand und bewegte sich raschelnd. Ich erstarrte.
    »Eddy?«, murmelte die schlaftrunkene Stimme meiner Schwester. Ich regte mich nicht. Vielleicht schlief sie weiter, wenn ich mich ruhig verhielt. Holz knarrte und Stuhlbeine schabten über den Boden. Die alten Dielen ächzten leise, als Ida an mein Bett trat. Sie beugte sich zu mir hinunter und deckte mich behutsam zu. Ihre weiche Hand strich sacht über meinen Kopf. Wieder knarrten die Dielen und eine Tür klappte. Ida war fort.
    Die nächsten Stunden verbrachte ich in einem Zwischenreich zwischen Traum und Wachen. Immer wieder wurde ich wach genug, um die unerschöpfliche Flasche an meine Lippen zu führen. Der winterliche Trank linderte meine Pein und vergrößerte gleichzeitig meine Erschöpfung. Es war höchste Zeit, zu gehen. Ich konnte mich nicht länger in dieser Existenz behaupten. Ter'nyoss rief nach mir, und ihre Stimme war stark und lockend wie noch nie zuvor. Ihre dunkle Glut rann machtvoll durch meine Adern und pochte in meinen Schläfen.
    Immer wieder registrierte ich wie im Traum, dass Menschen an meinem Bett standen. Ich vernahm ihre Stimmen, aber verzerrt und weit entfernt. Es schien mich nicht wirklich zu betreffen, auch wenn sie mit Stimmen voller Sorge und Liebe von mir sprachen. Eine Frau schien zu weinen, und eine andere tröstete sie. Da war ein Mann, der meine Hände streichelte und beruhigend zu den Frauen sprach.
    »Aber wo ist sie nur hergekommen?«, hörte ich die ältere Frau verzweifelt fragen. »Ich habe sie zerschlagen, Simon, du warst doch dabei!« Der Mann brummte etwas, und ich hörte das tröstliche Klirren der Flasche. Ich gönnte es ihm. Das Labsal reichte für alle von uns, ich neidete es keinem.
    »Seltsam«, sagte die tiefe Stimme. Ich drehte meinen weltenschweren Kopf, um den Grund für seine Verwunderung zu sehen. Der weißhaarige Hüne, dessen Name mir nicht einfallen wollte, stand da, die Flasche geöffnet unter seiner Nase und sah die Frau an, die händeringend neben ihm stand. »Das riecht merkwürdig«, sagte sie, und der Mann nickte. Ich sog

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