AnidA - Trilogie (komplett)
mit ungläubiger Miene. Hastig setzte sie sich auf und zog mich mit festem Griff neben sich auf das Bett. »Also?«, fragte sie drohend.
Ich senkte den Kopf und rieb mir erschöpft über die Augen. »Ich wollte nicht, dass du aufwachst«, war alles, was mir einfiel.
Sie schüttelte teils belustigt, teils erbost den Kopf. »Komm schon, Eddy. Was hast du vor?«
Ich seufzte und ergab mich. »Ich gehe fort«, sagte ich kurz.
Ida sah mich verständnislos an. »Was meinst du damit? Wo willst du hingehen, Eddy?«
Ich hob die Schultern und schloss für Sekunden die Augen. Wenn ich doch nicht schon wieder so ungeheuer matt gewesen wäre! Die Auseinandersetzung mit Ida, an der nun kein Weg mehr vorbeiführte, würde den letzten Rest meiner Kraft aufzehren, und dabei brauchte ich sie doch so nötig, um den letzten Schritt tun zu können!
»Bitte, Ida«, sagte ich schwach. »Ich möchte nicht, dass du dich aufregst. Ich gehe, um Jinqx zu suchen.«
»Was?«, schrie Ida. Sie schlug die Hand vor den Mund und wandte sich hastig zu ihrem selig schlummernden Mann um. Sie musterte ihn ungläubig und betrachtete mich dann mit aufkeimendem Misstrauen. Ich hob meine Hände und entschuldigte mich für den Gebrauch des Schlafzaubers.
Ida nickte ungeduldig und wischte es mit einer Handbewegung fort. »Wie stellst du dir das vor?« Ihre Stimme klang ruhig. »Wie willst du die Schwarze Frau finden? Und warum, Eddy? Warum nur?«
Ich lehnte mich gegen den Bettpfosten und gab für einen Moment meiner Erschöpfung nach. »Ich muss Jinqx unbedingt finden. Ida, ich habe einen riesigen Fehler begangen, weil ich es nicht schon viel eher versucht habe. Ich weiß nicht, ob ich jetzt überhaupt noch die Kraft besitze, diesen Weg zu gehen, aber es bleibt mir keine Wahl.«
»Warum?«, wiederholte Ida geduldig. Ihre weichen Hände umfassten meine tauben Finger in dem vergeblichen Versuch, sie warm zu reiben. Sie trieb mich in die Enge. Ich hatte es ihr nicht sagen wollen, ich wollte sie nicht damit belasten. Aber der bohrende Blick ihrer Augen, die jetzt von einer tiefen Nachtfarbe waren, ließen mir keine Möglichkeit der Ausflucht mehr.
»Ter'nyoss«, erwiderte ich. »Ich muss das Herz des Todes finden. Ich werde gerufen, seit Jahren schon, aber in der letzten Zeit wird der Ruf immer lauter. Das Herz des Todes hat mich geküsst, Ida. Meine Liebe zu ihr ist ebenso süß und heftig, wie sie qualvoll ist. Warum, glaubst du, habe ich niemals eine andere Bindung eingehen können? Ich bin gezeichnet, ich gehöre Ter'nyoss, und ich werde wahnsinnig, wenn ich dem nicht nachgebe. Vielleicht ist es das Gleiche, was mit Großmutter geschehen ist, und vielleicht bringe ich uns alle damit in schreckliche Gefahr, aber ich kann dem Ruf nicht länger widerstehen. Jinqx lässt mir keine Wahl.«
Ida war bei meinen Worten sichtlich erbleicht. Ihre Hände hielten mich in einem schmerzhaft klammernden Griff. Ich löste sacht ihre Finger von meinem Handgelenk und streichelte sie besänftigend.
»Die Schwarze Frau wird dich vernichten. Eddy, sei keine Närrin. Niemand kann Ter'nyoss widerstehen, auch du nicht!«
»Ich weiß!«, rief ich verzweifelt. »Ida, ich weiß das wahrscheinlich besser als jede andere lebende Frau auf dieser Welt. Aber ich habe keine Wahl mehr, verstehst du nicht? Das Unglück ist längst geschehen, schon vor Jahren. Es ist wie ein schleichendes Gift, gegen das es kein Mittel gibt. Ich kann nur darauf hoffen, dass mein Schicksal nicht noch Schlimmeres als den Tod für mich bereithält.«
Ida schüttelte verbissen den Kopf. »Bleib hier! Bleib einfach hier in Sendra, Eddy. Lass Ter'nyoss rufen, so lange sie will. Sie kann dich nicht holen, oder etwa doch?«
Für einen Moment geriet ich ins Schwanken. Es war ein so langer Weg, den ich vor mir hatte, und ich war so müde. Doch in mir sang Ter'nyoss ihr Lied, und als ich ihm lauschte, wusste ich wieder, dass ich nicht wählen konnte. Mit jeder Faser meines Seins sehnte ich mich nach der Vereinigung mit dem Schwarzen Herzen.
Ich umarmte Ida und küsste sie voller Schmerz. »Ich kann nicht bleiben, mein Herz. Du siehst doch, was aus mir geworden ist. Ter'nyoss verzehrt mich bei lebendigem Leibe, wenn ich ihr nicht folge. Du hast einmal gesagt, dass wir niemals ohne einander sein werden. Das dürfen wir nicht vergessen, Ida. Ich werde zurückkehren, das verspreche ich dir.«
Ida öffnete den Mund, um mir zu antworten, aber eine seltsame Erscheinung ließ sie innehalten. Neben ihr auf dem Kissen
Weitere Kostenlose Bücher