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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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dass er das Bett verlassen konnte. Er saß im Lehnstuhl am Fenster und blickte in den Garten. Zu Martens Überraschung saß Ida neben ihrem Mann und hielt seine Hand. Sie hatte den Kopf nahe zu ihm geneigt und sprach leise mit ihm. Simon lauschte ihr, ohne den Blick von dem rot und golden gefärbten Laub der Bäume zu nehmen. Von Zeit zu Zeit nickte er stumm, die Augen voller Zweifel.
    Marten räusperte sich verlegen, und beide Köpfe fuhren herum. »Marty!« rief Ida überrascht und erfreut. Sie sprang auf und umarmte ihren bärenhaften Sohn. Der erwiderte die Umarmung zärtlich und musterte seine Mutter besorgt. Nichts von der geistigen Verwirrung, die Elaina ihm so bildhaft geschildert hatte, spiegelte sich in dem vertrauten Gesicht, nur das Entzücken über sein unerwartetes Auftauchen.
    Simon quälte sich aus dem Sessel, das gefurchte Gesicht hell vor Freude. »Bleib nur sitzen, Vater«, sagte der junge Mann und eilte zu ihm. Er umarmte den alten Mann und legte ihm die heruntergefallene Decke wieder über die Knie. Beide sahen sich voller Zuneigung an.
    Endlich räusperte sich Simon gerührt und knurrte: »Und wer kümmert sich um das ›Herz‹, wenn du hier bist?« Er funkelte seinen Sohn an, der unbekümmert mit den breiten Schultern zuckte und grinste.
    »Der Laden läuft ganz gut eine Zeit lang ohne mich«, sagte er wegwerfend. Sein Vater wiegte zweifelnd den Kopf, aber seine Augen lächelten. Ida stand neben der Tür und betrachtete die beiden Männer voller Stolz. Marten war das jüngere Ebenbild seines Vaters, ebenso hünenhaft und schwergewichtig und mit rötlichem Haar, aber seine topasfarbenen Augen glichen denen seiner Mutter.
    Ida lächelte versonnen und schlich sich zur Tür. Sollten die beiden nur in Ruhe miteinander reden. Sie wusste nicht, was Simon ihr von dem glaubte, was sie ihm über Eddy und ihr Fortgehen erzählt hatte. Was ihre Töchter dachten, war ihr allerdings aus den behutsamen und ungeschickten Versuchen des Trostes und mahnenden Zuredens in den letzten Tagen nur zu klar geworden. Mochten ruhig alle sie für verrückt halten, sie konnte es nun einmal nicht ändern, auch wenn es schmerzte.

    Während der Winter seine alljährliche eisige Herrschaft über Sendra erneuerte, kehrte nach und nach das Leben dort in seinen gewohnten Rhythmus zurück. Simon, der sich von seiner Unpässlichkeit vollständig erholt hatte, hatte schweren Herzens seinen Sohn verabschiedet, der noch vor den ersten großen Schneefällen zu seinem Gasthaus zurückkehren wollte. Kurz zuvor war seine Schwester mit ihrem Säugling wieder zu Hause eingetroffen und nahm ihrer Mutter sanft, aber bestimmt das Zepter aus der Hand. Die alte Lady von Sendra ließ es nicht ohne zärtliche Resignation geschehen.
    »Sie ist meine Erbin«, sagte sie ein wenig melancholisch zu Simon. »Es ist an der Zeit, dass ich ihr die Verantwortung für Sendra überlasse. Wir werden schließlich nicht jünger, mein dicker Ritter.«
    Simon hatte gelacht und ihr den Po getätschelt. »Du doch nicht, holde Prinzessin. Du bist so jung und munter wie eh und je«, entgegnete er im Brustton der Überzeugung. »Aber ich freue mich, dass du so vernünftig bist. Du hast in deinem Leben wirklich genug gearbeitet, mein Herz.«
    »Das musst du gerade sagen, du alter Raubritter«, schimpfte Ida und umarmte ihn lachend.
    Elaina bemerkte nicht ohne Erleichterung, dass ihre Mutter sich in den Wochen nach dem Tod ihrer Schwester gefangen zu haben schien. Ida war stiller als früher und schien oft geistesabwesend und in sich gekehrt, aber ihr ganzes Wesen war von einer sanftmütigen Gelassenheit, die jede Sorge um sie im Keim erstickte. Sie machte die Worte wahr, die sie zu Simon geäußert hatte, und zog sich nach und nach aus ihren Ämtern und Geschäften zurück. Elaina erwies sich als tüchtige, besonnene und kluge Nachfolgerin, und schon bald konnte Ida ihr die Angelegenheiten der Domäne guten Gewissens überlassen.
    Die kleine Anna, Elainas Tochter, war ihre ganze Freude. Das Mädchen liebte seine Großmutter über alles und ließ sich nur unter größtem Wehgeschrei von ihr trennen.

    Friedvoll und bedächtig schritt das Jahr voran. Der Frühling war so schön und mild wie schon lange keiner gewesen war, und der Sommer, der ihm folgte, stand dem in nichts nach. Wieder nahte der Herbst und mit ihm das erste Erntefest nach Eddys Tod.
    Die Familie hatte in diesem Jahr tunlichst vermieden, in Idas Beisein von ihr zu sprechen, aber je näher das Fest

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