AnidA - Trilogie (komplett)
zwei leere Gedecke auf die Tafel legt und steif und fest behauptet, Vater sei nur fortgegangen«, klagte sie ihrem Mann Stefan ihr Leid. Der murmelte tröstend, aber Elaina ließ sich nicht besänftigen.
»Du kannst das Erntefest nicht absagen«, wandte Dorkas ein. »Es ist der Familienbrauch, an dem Mutters Herz am meisten hängt. So menschenscheu sie in den letzten Jahren auch geworden sein mag, das Erntefest hat sie immer genossen. Wenn du ihr das nun nimmst ...«
Elaina war nicht gänzlich überzeugt, aber Ida selbst nahm ihr die Entscheidung ab. Ganz selbstverständlich, wie in jedem Jahr, begann sie die Vorbereitungen für das Fest zu treffen. Elaina seufzte und fügte sich.
Ihre jüngere Schwester wagte es, Ida nach dem abendlichen Festmahl beiseite zu nehmen und behutsam zu befragen, während die kleine Anna neben ihrer Großmutter saß und ihre Hand hielt. Das Haar des Mädchens leuchtete im Schein des Kaminfeuers wie ein herbstlicher Gruß aus dunkelrotem Ahornlaub, dunklem Holz und leuchtendem Bernstein. Ihre ernsthaften goldenen Augen hingen voller Aufmerksamkeit an dem stillen Gesicht ihrer Großmutter.
»Warum hast du eigentlich kein Gedeck für Vater aufgelegt?«, fragte Dorkas. Ida hob das Glas mit funkelnd rotem Wein in das weiche Licht des Feuers und lächelte, dass ihr Gesicht sich in unzählige Fältchen legte.
»Warum?«, sagte sie spottend und trank ihrer Tochter mit einem zärtlichen Nicken zu. »Aber, meine Kleine, was soll denn diese Frage? Dein Vater ist tot, Kind. Ich werde einem Toten doch kein Essen anbieten!« Sie lachte herzlich.
Dorkas errötete unwillig. »Entschuldige, Mutter«, sagte sie heftig. »Mach dich bitte nicht über mich lustig. Du wartest schließlich auch seit Jahren darauf, dass Tante Eddy zurückkehrt ...«
»Das ist etwas anderes«, wies ihre Mutter sie scharf zurecht. »Kind, sei doch nicht dumm. Ich weiß, dass ihr alle mich für verrückt haltet. Mutter wird im Alter immer verschrobener, aber wir lassen ihr ihren Willen «, ahmte sie die Stimme ihrer Ältesten nach. Anna seufzte leise und drückte sich eng an ihre Großmutter, die sie zärtlich umarmte. »Nur meine Kleine hier denkt das nicht«, sagte sie leise.
Dorkas wandte das Gesicht ab und blinzelte aufsteigende Tränen fort. »Du machst es uns auch nicht leicht«, sagte sie mit leisem Vorwurf.
»Keine von euch hat sich in all den Jahren die Mühe gemacht, ernsthaft mit mir darüber zu reden. Du bist die Erste, jetzt, beinahe acht Jahre, nachdem Eddy fortging. Komm, Kind, das soll kein Tadel sein. Aber ihr müsst zugeben, dass ich es mit euch auch nicht leicht habe!«
Dorkas schüttelte ergeben den Kopf und begann zu lachen. Sie umarmte ihre Mutter und küsste sie auf die weiche Wange. »Es ist gut«, flüsterte sie in Idas Ohr. »Ich denke, wir haben einen Fehler begangen. Aber ich habe begriffen, Mutter. Du kannst jetzt damit aufhören, die Verrückte zu spielen.«
Ida lachte auf und schob Dorkas fort. »Kind, du verstehst es immer noch nicht. Aber tröste dich, dein Vater hat mir auch nicht geglaubt, obwohl er sich alle Mühe gegeben hat.« Auf ihren Wangen schimmerten Tränen. Anna reckte sich und wischte sie mit ihrer kleinen Hand fort. Ida lächelte und nahm ihre Hand. »Komm, Anadia. Du gehörst ins Bett.«
Dorkas streckte mit einem resignierten Seufzer die Beine von sich und griff nach der Weinkanne, die zu ihren Füßen stand. Elaina hätte sie sicher herzhaft für ihre verfehlten Bemühungen ausgelacht, wenn sie dieses Gespräch miterlebt hätte. Nur gut, dass sie alleine mit ihrer Mutter gesprochen hatte.
Drei Jahre nach Simons Tod stand erneut das Erntefest bevor. Marten, seine Frau und ihre beiden Kinder waren bereits eine Woche zuvor eingetroffen, um Elaina, die kurz vor ihrer Niederkunft stand, zu entlasten. Dorkas hatte zum ersten Mal ihre derzeitige Geliebte mitgebracht und führte sie mit verlegenem Grinsen ihrer Familie vor.
»Diesmal ist es etwas Ernstes«, flüsterte sie ihrer Mutter ins Ohr. Ida musterte die zierliche kleine Gildenfrau mit leiser Skepsis und nickte dann zufrieden.
»Sie sieht aus, als wüsste sie, was sie will«, murmelte sie zurück. Dorkas nickte strahlend und küsste ihre Freundin aufs Ohr. Ida lächelte beide an und nahm Annas Hand.
»Das war das schönste Fest seit langem«, sagte Ida anderntags zu ihren Kindern, die erschöpft, aber zufrieden mit ihr um den langen Tisch im Garten saßen und die Reste vom abendlichen Mahl verzehrten. Anna hockte zu
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