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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Rumold an. »Ich bin heute nicht recht bei Kräften«, entschuldigte sich der alte Erzmagus. »Wenn Ihr nichts dagegen habt, würde ich gern überwachen.«
    »Das ist mir recht«, sagte Herrad. »Dann werde ich fixieren.« Sie legte Handfläche an Handfläche und deutete mit den Zeigefingern auf das Kästchen.
    Alle vier versetzten sich in leichte Trance. Über dem Tisch bildete sich sanftes Gedünst, das schnell immer dichter wurde und dann in Rafiels Handfläche strudelte. Der Hochmeister schluckte unbehaglich und bewegte sacht die Hand. Die sich sammelnden Nebel flossen aus seiner Handfläche über den Tisch zu Magister Fulke und wirbelten dort in immer enger werdenden Kreisen um seine ruhig daliegende Hand, bis sie sich endlich zu einem dunklen Strang verdichtet hatten. Der Hofmagus schnipste leicht mit den Fingern, der Strang wickelte sich gehorsam um seine Hand, und Fulke schleuderte mit einem scheinbar lässigen Schlenker seines Handgelenks einen sich schnell abwickelnden Faden in Herrads Richtung. Die Weiße Hexe fing den Anfang des Fadens zwischen ihren Handflächen auf, wartete, bis sich der gesamte Strang abgespult und in ihren Händen gesammelt hatte, und blickte dann abwartend zu Rumold.
    Als der Erzmagus, der die Augen geschlossen hatte, nach einer Weile nickte, schloss auch Herrad die Augen, atmete tief ein und ließ aus ihren aneinander gelegten Zeigefingern einen Strom blendend hellen Lichts strömen, der auf das Kästchen traf.
    Der magische Schild erlosch, und die Welle aus arkaner Energie traf auf die dagegen gewappneten Ratsmitglieder, drückte sie in ihre Sitze zurück und brandete lautlos gegen die durch den Bann geschützten Wände des Raumes.
    »Es ist bald zu stark für uns vier«, ächzte Rafiel und richtete sich schwerfällig wieder auf. »Wir sollten uns nicht zu lange damit beschäftigen.«
    Der Erzmagus schien gegen eine Strömung anzukämpfen, als er nach dem Kästchen griff und es öffnete. Seine knotigen Finger schlossen sich um die beiden Kleinodien, die auf dem samtigen Futter lagen, und hoben sie heraus.
    »Ter'nyoss und Ter'terkrin«, flüsterte Magister Fulke mit ehrfürchtig geweiteten Augen. »Ich vergesse immer wieder, wie schön sie sind ...«
    Die beiden Großen Herzen lagen in ihrer grünlich schwarz und perlkristallen schimmernden Pracht in der Handfläche des Erzmagus. Rumold starrte die beiden Herzen gebieterisch an. Nach einer Weile schüttelte er ermattet den Kopf und legte die Herzen zurück in ihr Behältnis.
    »Will einer von Euch es mit ihnen versuchen?«, fragte er leise. »Ich vermag sie nicht zu ergründen, dazu reicht meine Kraft nicht aus.«
    »Ihr gehört zu den wenigen, die sie überhaupt mit ungeschützten Händen berühren können«, sagte Herrad leise. »Aber ich finde, Rafiel hat Recht. Lasst uns heute nicht damit herumspielen, das führt zu nichts. Erneuern wir den Schutz.«
    Wieder postierten sich die Ratsmitglieder wie zuvor um den Tisch. Das Gewölk, das sich in Rafiels Hand sammelte, war nun von anderer Beschaffenheit als beim ersten Mal: jetzt schimmerte es gluthell und funkelnd wie starke Sonnenreflexe im Wasser und bündelte sich um Fulkes Hand in den stetig dunkler werdenden Rottönen eines prächtigen Sonnenuntergangs.
    Der Strang, den Herrad entgegennahm, war beinahe dunkelviolett, und als sie ihn auf das wieder geschlossene Kästchen richtete, hatte er Nachtschwärze angenommen.
    Als das Werk vollendet war und das Kästchen erneut in seine dunkle Aura gehüllt vor ihnen stand, waren alle Mitglieder des Magischen Rates im höchsten Maße erschöpft.

    »Es war gut, dass wir den Bann erneuert haben«, sagte Herrad müde, als sie schließlich über die Treppe zum Licht des Tages emporstiegen. »Der alte Schutz hätte dem nicht mehr lange standgehalten, was denkt Ihr?«
    Rumold schüttelte den Kopf und seufzte. »Wir sollten nicht weiter so viel Zeit verlieren«, sagte er. »Es wäre mehr als angebracht, mit vereinten Kräften nach einer Lösung zu suchen. Verehrte Kollegin, ich verstehe zwar Euer Beharren darauf, die Kleinodien nicht aus Eurer Obhut zu entlassen – aber ich halte Euren Starrsinn in Anbetracht der Gefahr, die von dieser ungebändigten Magie ausgeht, für nicht minder gefährlich. Ich bitte Euch, überdenkt Eure Haltung noch einmal. Zudem ...«, er hielt sie am Ärmel fest und blieb stehen, während Magister Fulke und Hochmeister Rafiel vor ihnen um die Ecke des Ganges bogen. Herrad sah ihn fragend an. Der alte Magus beugte sich

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