AnidA - Trilogie (komplett)
wieder ablegte.
Anna zuckte mit den Achseln und näherte sich einem Schrank mit Büchern und Broschüren, aus dem sie ein ausgestopftes Reptil mit einem stumpfen gläsernen Auge anschielte. Anna schob das eingestaubte Vieh mit spitzen Fingern und leise angewidert beiseite und zog ein in Leder gebundenes Buch aus dem Schrank. Sie blies den Staub vom Deckel und schlug es auf. Es handelte sich offensichtlich um ein Buch über Magie, denn einige der Zeichen, die sie erblickte, waren ihr von ihren Studien her bekannt. Aber die Sprache, in der das Werk verfasst war, war ihr fremd, und auch die Abbildungen boten keinen Hinweis auf seinen Inhalt. Enttäuscht klappte sie das Buch wieder zu und stellte es zurück an seinen Platz.
Hinter ihr klirrte und schepperte es, als Mika mit einem Tablett in der Hand hereinkam. Mit rotem Kopf stellte er das Tablett auf der Theke ab und bückte sich nach dem Löffel, der ihm heruntergefallen war. Anna trat zu ihm und half dabei, die Becher und Löffel zu verteilen. Dann sah sie aufmerksam zu, wie er mit behutsamen Bewegungen, die sein bisher an den Tag gelegtes Ungeschick Lügen straften, aus einer wunderschönen silbernen Kanne dampfenden hellgrünen Tee in die abgestoßenen Becher schenkte.
»Bitte schön«, sagte er ein wenig atemlos und schob Anna einen Becher hin. »Du musst probieren, ob du ihn mit Honig oder Sirup süßen möchtest. Ich trinke ihn lieber so.«
Er verstummte und senkte sein Gesicht über den Becher, um den Duft des Getränkes einzuatmen. Anna tat es ihm gleich und seufzte. »Das riecht wie Meister Wilbers Kräutergarten im Sommer«, sagte sie entzückt.
»Aber es schmeckt besser«, erwiderte Korben und löffelte Honig in seinen Becher. Er leckte den Löffel ab und pustete über seinen Tee, ehe er einen vorsichtigen Schluck nahm. »Du hast die Mischung verändert«, sagte er vorwurfsvoll.
Mika zog eine Schulter hoch und blinzelte. »So kommt das Aroma besser heraus«, erwiderte er. »Das Sternkraut war zu bitter und zu dominant neben dem Apfelmoos. Ich habe es durch Samtpfötchen ersetzt – ein bisschen süß, ein bisschen scharf.«
Anna trank schweigend und ließ jeden Schluck bedächtig über ihre Zunge rollen. »Das schmeckt großartig«, sagte sie schließlich erstaunt. »So einen guten Tee habe ich noch nie zuvor getrunken.«
Korben lachte breit. »Mika ist ein Künstler«, sagte er. »Du musst seine anderen Tees probieren. Und seine Gewürzmischungen! Wie ich mir habe sagen lassen, sind seine Duftwässerchen für die Damen wohl nicht minder raffiniert.«
Mika wurde aufs Neue rot und senkte verlegen den Blick. »Möchtet ihr noch ...«, nuschelte er.
Anna schob ihm den geleerten Becher hin und lächelte ihn aufmunternd an. »Und das verkaufst du alles?«, fragte sie. »Du lieferst deine Tees doch bestimmt auch an den Hof des Hierarchen, oder?«
Mikas Augen traten fast aus dem Kopf, als er sie nun voller Verblüffung ansah. »Aber ... aber nein«, stotterte er. »Wo denkst du hin – der Hof! Ich verkaufe alles Mögliche an Trödel und Kram, den Laden habe ich von meinem Großvater geerbt. Der Tee und die Gewürze – das ist nur meine Liebhaberei. Davon verkaufe ich nur selten etwas.« Er verstummte abrupt, offenbar selbst erstaunt über seine Gesprächigkeit.
Korben musterte ihn von der Seite mit einem Lächeln, das Anna seltsam höhnisch erschien. Aber das mochte an der schummrigen Beleuchtung liegen, die in dem kleinen Laden herrschte. »Ich habe ihm schon oft zugeredet, seine Liebhaberei etwas ernster zu nehmen«, sagte er. »Vor allem seine Gewürzmischungen sind zum Teil sehr ... interessant.«
Anna musterte ihn aufmerksam, denn seine Worte hatten einen Unterton besessen, der zu seinem seltsamen Lächeln passte.
Mika stand hastig auf und räumte die geleerten Becher auf das Tablett. »Was brauchst du?«, fragte er ein wenig unhöflich. »Du bist doch nicht einfach nur so zu Besuch gekommen.«
Korben warf Anna einen entschuldigenden Blick zu und zog Mika in einen Winkel des Ladens. Dort redeten die beiden jungen Männer eine Weile gedämpft miteinander. Anna bemühte sich, so auszusehen, als lauschte sie nicht, und wühlte unterdessen eine Kiste mit alten Kleidern durch.
Mika verschwand schließlich hinter der Theke, raschelte dort herum und drückte, als er endlich wieder auftauchte, Korben ein eingewickeltes Päckchen in die Hand, das dieser in seiner Hosentasche verschwinden ließ. »Sei aber vorsichtig damit«, hörte sie Mika
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