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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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vor und murmelte: »Mein junger Kollege, der die Ehre hat, unserem Herrscher als Magus zu dienen, hat mich davon unterrichtet, dass der Hierarch sich sehr besorgt zeigt. Er hat bereits den Wunsch geäußert, mit unserem Rat gemeinsam nach einem anderen Weg zu suchen, mit diesem Problem umzugehen. Ihr wisst, was das bedeutet. Der Hierarch könnte ohne weiteres anordnen, dass mein Orden sich der Angelegenheit annimmt.«
    Er nickte der Obersten Hexe bedeutungsvoll zu und setzte seinen Weg fort. Herrad kniff die Lippen zusammen und folgte ihm mit grimmiger Miene.

    Später am Abend saß sie mit dem Ritter in ihren Gemächern. Die Reste einer leichten Mahlzeit standen noch hinter ihnen auf dem Tisch. Beide hatten ihre Sessel dem heruntergebrannten Kaminfeuer zugewandt und hielten einen Pokal mit kühlem Wein in den Händen.
    Herrad hatte Rafiel während des Essens von den Worten des Erzmagus berichtet, und der Hochmeister hatte so ergrimmt auf den Tisch geschlagen, dass das Geschirr wie erschrocken geklirrt hatte.
    »Es stand zu erwarten«, knüpfte Herrad nun an diesem Punkt an. »Rumold hat seinen Schützling nicht umsonst so geschickt und beharrlich in diese Position gebracht. Wir waren naiv zu glauben, das hätte nicht auch baldige Folgen für unser Tun.«
    »Daran können wir nichts mehr ändern«, erwiderte Rafiel. »Zumindest hat Rumold jetzt erst einmal eingewilligt, einige seiner Magister hierher zu entsenden. Damit haben wir ihn vielleicht für einige Zeit ruhig gestellt.«
    »Also war es doch kein so schlechter Gedanke von mir, ihm diesen Kompromiss anzubieten, oder?«, zog Herrad ihn auf.
    Rafiel schmunzelte. »Ich bin immer noch nicht begeistert davon – aber so haben wir die Sache zumindest noch unter Kontrolle.«
    Er gähnte und erhob sich. »Seid mir nicht böse, aber ich bin erschöpft. Darf ich mich zurückziehen?«
    »Wir werden morgen weitersehen«, erwiderte Herrad. »Ich bin nicht minder müde als Ihr. Soll ich einen Bediensteten rufen?«
    »Danke, ich bin noch nicht so müde, dass ich nicht allein zu meinem Quartier finde«, gab Rafiel lächelnd zurück, und Herrad wünschte ihm eine gute Nacht.
    Das Ordenshaus lag in tiefer Ruhe, nur einige Nachtvögel ließen in den Gärten ihren melancholischen Ruf erklingen. Die Oberste Hexe saß noch eine ganze Weile auf die Stille lauschend am offenen Fenster, ehe auch sie sich endlich zur Nacht zurückzog.

~ 3 ~

    Das Ordenshaus der Weißen Hexen lag im älteren Teil der Residenz, zwar schon auf dem Hügel, aber der Weg in die Unterstadt war von hier aus fast genauso lang wie der hinauf in die Oberstadt zum Palast des Hierarchen. Der war erst nach dem Abfall des Nebelhorts, der alten Provinz des Hierarchen, in all seiner Pracht oben auf dem Hügel errichtet worden, und die gesamte Oberstadt war nach und nach um ihn herum gewachsen, damit das Gefolge des Hierarchen, der Adel, die Höflinge und Hofbeamten und alle anderen, die in der Nähe des Palastes wohnen mussten oder wollten, angemessenen Platz fanden.
    Als Herrin von Sendra war Annas Mutter Elaina auch Mitglied des hierarchischen Hohen Rats und der Lordversammlung und musste sich in dieser Funktion einen großen Teil ihrer Zeit in der Residenz aufhalten. Bevor Annas Großmutter gestorben war, hatte Elaina als Weiße Hexe im Ordenshaus gelebt und gearbeitet, und auch deshalb hatte sie entschieden, Anna dorthin zu geben, obwohl das Mädchen weitaus lieber bei den Grennach geblieben wäre. Die wenigen Jahre, die sie im Großen Nest verbracht hatte, erschienen Anna jetzt als die glücklichste Zeit ihres Lebens.
    Zusammen mit ihrer Mutter hatte Anna des Öfteren die Oberstadt und den Palastkomplex besucht und fand sich in der Ordnung der breiten Alleen und ruhigen Straßen ohne Mühe zurecht.
    Die Unterstadt mit ihren verwinkelten und krummen Gassen war dagegen ein völlig anderes Kapitel. Anna folgte Korben voller Neugier auf das, was sie zu sehen bekommen würde. Dass ihr Führer sich in dem verwirrenden Gewimmel der Plätzchen und Sträßchen bestens auskannte, zeigte sich daran, wie sicher er sich seinen Weg bahnte und ohne zu zögern um Ecken bog und in Toreinfahrten hineinlief, die auf den ersten Blick in eine Sackgasse zu führen schienen, dann aber doch einen überraschenden Durchschlupf in eine benachbarte Gasse boten. So führte er sie, wie es ihr schien, auf dem kürzesten Wege zum Altmarkt, den sie von einem früheren Ausflug mit anderen Novizinnen kannte.
    Heute allerdings bot sich ihren Augen

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