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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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murmeln.
    »Gehen wir. Ich wollte dir doch noch ein bisschen von der Gegend zeigen«, sagte Korben und zog Anna zur Tür. Sie winkte Mika zu und rief einen Dank für den Tee, dann fiel die Tür hinter ihnen zu, und sie standen wieder auf der Straße.
    Wortlos lief Korben die Gasse hinunter, tiefer hinein in ihr unbekannte Gefilde der Unterstadt. Die Sonne stand schon tief, und als Anna den Blick zum Himmel lenkte, sah sie hoch oben im leicht dunstigen Himmel Schwalben kreuz und quer durch die Luft schießen, und ganz in der Ferne hörte sie ihre schrillen Rufe.
    »Wohin gehen wir?«, fragte sie nach einer Weile stummen Marschierens. Korben tauchte aus seinen Gedanken auf und sah sie an, als hätte er für den Moment vergessen, dass sie neben ihm lief.
    »Entschuldige. Ich habe über etwas nachgedacht.« Er zwinkerte ihr zu. »Und zwar über Mikas Großvater.« Anna blickte ihn fragend an.
    »Mikas Großvater gehörte dieser Laden«, erläuterte Korben. »Aber er war kein gewöhnlicher Krämer. Er war ein Magus.«
    »Das erklärt die Bücher und Gerätschaften«, meinte Anna. »Aber ich wusste nicht, dass der Graue Orden es seinen Magiern erlaubt, Läden zu führen.«
    Korben spitzte die Lippen und pfiff tonlos. »Er war kein Grauer«, sagte er schließlich geheimnisvoll.
    Anna runzelte die Stirn. »Ach, komm«, sagte sie zweifelnd. »Welcher Weiße Hexer würde sich in der Unterstadt verkriechen und ausgestopfte Reptilien verkaufen? Die Geschichte wäre doch bekannt!«
    Korben grinste nur und erwiderte nichts. Anna riss die Augen auf. »Du meinst ...« Sie schüttelte den Kopf. »Korben, das ist dummes Zeug, da hat Mika dir einen Bären aufgebunden. Den Schwarzen Orden gibt es doch schon seit Ewigkeiten nicht mehr!«
    »Deine eigene Großmutter hat sich noch damit herumgeschlagen«, erinnerte sie Korben.
    Anna schüttelte noch immer den Kopf. »Das war etwas ganz anderes. Der Orden existierte damals jedenfalls nicht mehr. Wie jeder weiß, wurde er aufgelöst, nachdem er versucht hatte, den Hierarchen zu stürzen und die Macht im Reich zu übernehmen.«
    »Wenn du das sagst«, erwiderte Korben sanft.
    Anna blieb stehen und stemmte die Arme in die Seiten. Eine ältere Frau mit einem schweren Korb am Arm wäre bei diesem plötzlichen Halt beinahe mit ihr zusammengeprallt und warf ihr einen bösen Blick zu, aber Anna bemerkte es nicht einmal.
    »Behandle mich nicht wie ein Kind«, fauchte sie. »Das ist nicht meine Meinung, das ist die Wahrheit! Nimm die Zusammensetzung des Magischen Rates.« Sie sah Korben auffordernd an.
    Mit aufreizender Geduld zählte Korben wie in der Schule auf: »Der Magische Rat hat sechs Mitglieder, als da wären: die Oberste Hexe des Weißen Ordens, der Erzmagus der Grauen, der Hofmagus, die Älteste der Grennach, der Hochmeister des Ordens vom Herzen der Welt und der Hüter des Schwarzen Ordens.«
    Anna knuffte ihn in die Seite und musste dann trotz ihres Zornes lachen. »Du weißt, dass das nicht stimmt. Es sind in Wahrheit die fünf, die du zuerst genannt hast, und der Leere Sitz, der an den abtrünnigen und ausgelöschten Orden erinnern soll. Der Sitz bleibt auch deshalb leer, weil es keinen Hüter mehr gibt – ganz zu schweigen von minderen Mitgliedern dieser verderbten Gemeinschaft!«
    Korben setzte sich wieder in Bewegung. »Wenn du das sagst«, wiederholte er.
    Anna sah ihm sprachlos nach und beeilte sich dann, ihm nachzugehen. Ein dicker Mann mit mehlbestaubter Hose schob sich aus einer Toreinfahrt zwischen sie und versperrte Anna kurz Sicht und Weg, und als sie sich endlich an ihm vorbeigezwängt hatte, hatte sie Korben aus den Augen verloren. Auch als sie zur nächsten Ecke gelangte, ein paar Schritte auf einen kleinen Platz tat und sich umsah, blieb der junge Mann verschwunden. Sie hielt inne und nagte an ihren Fingerknöcheln, unschlüssig, ob sie einfach aufs Geratewohl weitergehen und auf ihr Glück vertrauen sollte oder ob es ratsamer wäre, den Weg zurück zu versuchen. Das war sicher die vernünftigere Entscheidung, allerdings bezweifelte sie, dass es ihr gelingen würde, den Weg zu Mikas Laden wieder zu finden – geschweige denn das Labyrinth der Gassen bis zum Altmarkt zu bewältigen und von dort nach Hause zu gelangen.
    Sie wandte sich um, entschlossen, den Heimweg zu suchen. Das war die Gasse, aus der sie gekommen war. Oder war es doch diese gewesen?
    Anna verschluckte einen Fluch. Ein junges Mädchen, das ihr Zögern und ihr unentschlossenes Hin und Her beobachtet

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