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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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hatte, erhob sich von dem Mäuerchen, auf dem es gehockt hatte, und kam zu ihr.
    »Du hast dich wohl verlaufen. Kann ich dir helfen?«, fragte es mit ein wenig heiserer Stimme. Anna schrak zusammen, sie hatte die Annäherung des Mädchens nicht bemerkt.
    »Ich habe mich tatsächlich verlaufen«, gab sie erleichtert zu. »Mein Begleiter kennt sich hier aus, aber ich habe ihn dummerweise aus den Augen verloren.«
    Das Mädchen nickte und berührte beruhigend ihre Hand. »Keine Sorge, du hättest keine bessere Führerin als mich finden können. Ich kenne hier jedes Mauseloch.«
    Anna musterte sie für einen Moment. Der kleine und drahtige Körper des Mädchens steckte in etwas zu großen, häufig geflickten und nicht allzu sauberen Kleidern. Das rötliche Haar trug es zu einem unordentlichen Zopf geflochten, und sein braunes Gesicht war zwar sauberer als die Füße in den abgetragenen Sandalen, aber nicht viel. Anna bemerkte, dass das Mädchen sie einer ähnlich gründlichen Musterung unterzog.
    »Du bist aus der Hexenschule«, stellte es fest. Anna nickte. »Und da willst du jetzt auch wieder hin, richtig?« Das Mädchen kicherte. »Es verirren sich nicht oft Leute von der Hexenschule hierher. Ich glaube, sie haben Angst, ausgeraubt zu werden oder so.« Das Mädchen griff nach Annas Hand und zog sie mit sich. »Ich heiße Cass. Und du?«
    Das Mädchen schlug einen anderen Weg ein, als Korben und sie gekommen waren, wie Anna trotz ihrer Verwirrung bald erkannte. In den engen Straßen war es schon dämmrig, und Anna war froh, dass Cass sie fest an der Hand hielt. Nach einer Weile des schnellen Gehens fühlte sie eine altbekannte Schwäche in ihre Glieder kriechen. »Ach«, stöhnte sie unwillkürlich und blieb stehen, um zu verschnaufen.
    »Was ist?«, fragte das Mädchen. »Tut dir was weh?«
    Anna schüttelte den Kopf und schnappte nach Luft. »Es geht schon wieder«, sagte sie matt. »Ich bin nur etwas müde, das ist alles.«
    Cass sah sich um. »Komm«, sagte sie energisch. »Da hinten können wir eine Pause machen. Hast du Geld?«
    Anna nickte nur und bemerkte den gierigen Funken in den grünlichen Augen nicht. »Komm weiter, wir sind fast da«, sagte Cass unbekümmert. Anna folgte ihr und horchte dabei in sich hinein. Den ganzen Nachmittag war sie stark und voller Tatendrang gewesen, aber jetzt hatte sich plötzlich wieder diese erstickend dicke, dunkle Decke über sie gelegt, die ihr jede Energie auszusaugen und ihre Sinne zu benebeln schien. Es war, als hätte sie jemand in einen kleinen Kasten gesperrt und den Deckel gut verschlossen.
    Sie prallte gegen Cass, die stehen geblieben war. »Hier hinein«, sagte das Mädchen und wies auf eine offene Tür, aus der Licht drang und Stimmen erklangen. Cass schob sie durch die Tür der Schenke und dirigierte sie an einen freien Platz an einem der langen Tische. Die Schenke war nicht allzu voll, und die Männer und wenigen Frauen, die hier ihr Bier tranken, nahmen keine Notiz von den beiden Mädchen.
    Cass ging zur Theke und kam nach ein paar Minuten mit zwei Bechern wieder zurück. »Ich habe gesagt, du bezahlst«, sagte sie und stellte einen Becher vor Anna ab. »Es ist gewürzter Wein, der wird dir gut tun.«
    Anna nippte daran und verzog ein wenig das Gesicht. Der Wein war dünn und sauer und die Gewürze kratzten im Hals. Cass zog ihre Füße auf die Bank und nahm einen tüchtigen Schluck. Sie musterte Anna. »Du siehst ganz elend aus. Bist du in Ordnung?«
    »Es geht mir gut«, versicherte Anna. »Ich bin müde, das ist alles. Wir sind ein ordentliches Stück durch die Stadt marschiert, und ich bin nicht daran gewöhnt.«
    Cass nickte und rieb sich mit der schmutzigen Hand über die spitze Nase. »Bist du eine richtige Hexe?«, fragte sie neugierig. »Dann könntest du dich doch bestimmt nach Hause zaubern, oder?«
    »Ich lerne noch«, erwiderte Anna lächelnd. »Aber nach Hause zaubern können sich auch meine Lehrerinnen nicht.«
    »Schade. Das wäre doch praktisch«, entgegnete Cass, und Anna hatte das Gefühl, dass das Mädchen sich über sie lustig machte.
    »Ich möchte jetzt weiter«, sagte sie bestimmt. Sie stellte den kaum berührten Becher ab und holte ein paar Münzen aus ihrer Tasche. »Meinst du, das reicht?«
    Cass griff nach dem Geld und warf zwei der kleineren Münzen auf den Tisch. Den Rest steckte sie wie aus Versehen ein, und Anna ließ es geschehen. Wenn Cass sie dafür aus diesem Labyrinth führte, war es das mehr als wert.
    Als sie aus der

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