Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
mürrisch, setzte sich aber wieder hin. »Wohlan, dann lasst uns die Sache betrachten. Glaubt Ihr seine Behauptung, der Schwarze Orden existiere noch?«
    Die Anwesenden schwiegen. Endlich nickte Herrad mit einem schweren Seufzen. »Ich glaube ihm. Ich habe große Macht gespürt ...«
    »Allein die Kraft und das magische Wissen, das es braucht, ein solches Sendbild zu erschaffen!«, warf der geknickte Hofmagus ein. »Kaum einer von uns wäre dazu in der Lage.«
    Die Ratsmitglieder wechselten unbehagliche Blicke. »Das ist wohl wahr«, gab endlich die Oberste Hexe zu. »Und noch dazu beunruhigt mich, dass er offensichtlich in der Lage ist, uns aus der Ferne zu belauschen.«
    »Wie kann das angehen?«, rätselte der Erzmagus. »Dazu müsste er etwas von sich hier im Gebäude eingeschmuggelt haben, einen magischen Gegenstand, der seine Schwingungen empfängt. Das ist doch wohl kaum möglich. Solch ein Gegenstand wäre längst entdeckt worden.«
    »Es ist müßig, darüber zu spekulieren«, erwiderte die Oberste Hexe. »Dass er dazu in der Lage ist, hat er bewiesen. Werden wir seine Forderung erfüllen?«
    »Bleibt uns etwas anderes übrig?«, fragte der Hochmeister bitter zurück. »Er hat ja Recht – dies ist sein ihm zustehender Platz in diesem Rat.« Er wies mit heftiger Gebärde auf den Leeren Sitz. »Wenn er beweisen kann, dass er der ist, für den er sich ausgibt, können wir ihm den Sitz kaum verweigern.«
    Herrad unterbrach die erneut ausbrechende Diskussion nach einer Weile mit einem entschiedenen Klopfen auf den Tisch. »Meine Herren«, sagte sie energisch, »das führt zu nichts. Ich für meinen Teil würde es bevorzugen, den Magus bei unseren Sitzungen offen hier am Tisch zu haben, statt ab jetzt ständig gewahr sein zu müssen, dass er uns belauscht. Ein Gegner, dem ich ins Gesicht sehen kann, ist mir allemal lieber als einer, der, bildlich gesprochen, im Gebüsch lauert. Also lasst uns ihn der von ihm vorgeschlagenen Prüfung unterziehen. Falls er ein Hochstapler sein sollte, haben sich unsere diesbezüglichen Probleme ohnehin erledigt. Und wer weiß – selbst wenn er die Wahrheit sagt, muss er diesen Test erst einmal bestehen.«
    »Das wird er nicht überleben«, murmelte der Erzmagus versonnen. »Es ist uns mit gemeinsamen Kräften kaum möglich, die Herzen zu bändigen. Wenn wir ihn nicht dabei unterstützen ...«
    »So ist es. Und das sollte uns mit Zuversicht erfüllen, auf dass wir uns bald wieder unseren Angelegenheiten widmen können. Und zwar ungestört und unbelauscht.«
    Die Magier nickten beruhigt und trennten sich, nachdem sie eine nächste Ratssitzung für einige Tage später anberaumt hatten. Bis dahin würden sich alle von ihrem Schreck erholt und hinreichend für das erneute, diesmal leibhaftige Zusammentreffen mit dem dunklen Magus gewappnet haben.

    Die Schenke Zum Blauen Drachen war dieses Mal nicht leer und still wie bei Korbens erstem unfreiwilligem Besuch. Es war noch früh am Abend, aber der Schankraum war schon bis zum Bersten gefüllt. Rauch von der großen Feuerstelle hing unter der Decke, und der Qualm zahlreicher Talglichter und Pfeifen gesellte sich in stetem Strom dazu und hüllte den Raum und die lärmende Schar von Zechern darin in ein dickes, nebliges, nach Schnaps und Bier riechendes Tuch.
    Korben legte eine Hand vor Mund und Nase und versuchte, nicht zu husten. Seine Augen tränten. Es dauerte immer eine ganze Weile, bis er sich an diese spezielle Form der Atemluft gewöhnt hatte.
    Gildenmeister Samhel hielt an seinem angestammten Platz an der Stirnseite des Raumes Hof. Als er Korben erblickte, winkte er ihn ungeduldig zu sich.
    »Da bist du ja endlich, Junge. Robar, nimm das Geld und gib ihm seine Ware. Komm her, setz dich, trink ein Bier.«
    Korben schob sich auf die Bank und nahm den Krug in Empfang, den einer der Männer ihm grinsend reichte.
    Der Gildenmeister beugte sich vor. »Du arbeitest doch bei diesem Heiler. Diesem Wilber vom Weißen Orden.« Er starrte Korben an, und der nickte zögernd. »Kommst du an all seine Rezepturen heran?«
    »Das kommt darauf an«, erwiderte Korben. »Ich bin sein Lehrling, er lehrt mich sein Handwerk. Aber es gibt etliche Gebiete, die Gefahren bergen und mit denen er mich nicht vertraut macht.«
    »Gifte«, sagte Samhel.
    Korben zuckte mit den Achseln. »Zum Beispiel. Viele heilende Substanzen sind gleichzeitig ein starkes Gift. Wer damit nicht umzugehen weiß ...«
    Samhel unterbrach ihn mit einer ungeduldigen Handbewegung.

Weitere Kostenlose Bücher