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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Sessels. »Ihr wollt über den freien Sitz reden«, er wies mit einer angedeuteten Kopfbewegung auf den unbesetzten Platz der Grennach-Ältesten und vermied dabei, wie alle Anwesenden es beinahe schon automatisch taten, zu dem bedrohlich wirkenden Leeren Sitz des Schwarzen Ordens zu sehen.
    »Ganz recht«, sagte Herrad und wechselte einen Blick mit dem müde aussehenden Hochmeister Rafiel, der erst kurz vor der Eröffnung der Sitzung im Ordenshaus eingetroffen war. Er hatte seine Füße in den staubigen Stiefel weit von sich gestreckt und wiegte leise den Kopf, als säße er immer noch auf einem Pferderücken. Dennoch war sein Blick hell und wach und sandte ihr Ermutigung für die folgenden Worte.
    »Ihr Herren!« Herrad sammelte ihre Kräfte. »Es widerspricht dem Grundgedanken dieses Rates, dass nun schon so lange die Grennach als ein wesentlicher, für das Gleichgewicht der Kräfte wichtiger Faktor unseren Treffen fern bleiben. Ich denke, Ihr stimmt mir zu, dass dieser Zustand in unser aller Interesse so bald wie möglich geändert werden sollte.«
    Sie pausierte und wartete auf die Entgegnungen der beiden Grauen Magier. Erzmagus Rumold verzog ein wenig den Mund, nickte aber nach einer Weile widerwillig, während der junge Hofmagus zwar bedenklich blickte, aber dennoch seine Zustimmung murmelte.
    »Mein Vorschlag lautet nun – da die Grennach-Älteste ihren Sinn nicht wandelt und, wie mir ihre Tochter mitteilte, dies auch in Zukunft nicht zu tun gedenkt –, das Volk der Grennach um die Entsendung einer anderen Vertreterin zu bitten.«
    Der Erzmagus richtete sich auf und öffnete den Mund zu einem Einwurf, aber Herrad bat ihn mit einer Handbewegung, sie fortfahren zu lassen. »Ich habe mit der Tochter der Ältesten schon darüber gesprochen, nicht, um meine verehrten Ratskollegen vor vollendete Tatsachen zu stellen, sondern weil es unsinnig gewesen wäre, diese Sitzung einzuberufen, ohne zuvor in Erfahrung zu bringen, ob die Grennach einer solchen Bitte überhaupt Gehör schenken würden.« Sie breitete mit einer besänftigenden Geste die Hände aus, als die Miene des Erzmagus sich bedrohlich verfinsterte. »Seid versichert, dass ich der Entscheidung des Rates in dieser Sache nicht im Mindesten vorgegriffen habe. Ich habe Mellis nur darum gebeten, unser Anliegen den Ältesten ihres Volkes vorzutragen – und ich habe sie persönlich dazu befragt, ob sie bereit wäre, als Vertreterin der Grennach hier im Rat zu fungieren. Sie schien dem nicht abgeneigt.«
    »Ihr hättet Euch mit uns beraten sollen, ehe Ihr derart eigenmächtig eine solch wichtige Angelegenheit in die Wege leitet«, grollte Erzmagus Rumold. »Ich bin ganz und gar nicht Eurer Meinung, dass die Entsendung irgendeiner untergeordneten Grennach unser Problem hier lösen könnte. Der Sitz der Grennach gebührt der Ältesten dieses Volkes. Genauso gut könntet Ihr Euren Sitz Eurem Novizenmeister überlassen – würdet Ihr das tun?«
    Die Oberste Hexe erwiderte kühl seinen zornigen Blick. »Ihr redet, ohne nachzudenken«, sagte sie. »Mellis ist nicht ›irgendeine untergeordnete Grennach‹. Als Tochter der Ältesten ...«
    »Darum geht es doch nicht«, unterbrach sie der Hofmagus und wurde für seine Ungehörigkeit mit einem scharfen Blick der Obersten Hexe gerügt. Unbeirrt fuhr er fort: »Die Besetzung des Magischen Rates ist in seiner Gründungsurkunde eindeutig festgelegt worden. Es ist ausschließlich den Inhabern bestimmter Positionen gestattet, hier an diesem Tisch zu sitzen.« Er wies mit dramatischer Geste auf den Leeren Sitz. »Ebenso gut könnte ich vorschlagen, ein versprengtes Mitglied des Schwarzen Ordens zu bitten, seinen Platz hier im Rat einzunehmen, damit die Mitglieder wieder ihre ursprüngliche Zahl erreichen. Ja, warum tun wir das eigentlich nicht? Es soll doch immer noch Schwarze Magier geben. Laden wir einen von ihnen ein!«
    Ein leises Schwirren ertönte in der Luft über ihren Köpfen, beinahe unhörbar, wurde stärker und lauter und beinahe körperlich spürbar. Alle hielten den Atem an.
    »Was ist das?«, rief der Hochmeister, der aufgesprungen war und nach dem Dolch in seinem Gürtel griff. Der schwirrende Ton verdichtete sich zu einem sturmähnlichen Brausen, obwohl kein Lüftchen sich regte. Der Erzmagus deutete mit zitterndem Finger auf den Leeren Sitz, und seine Augen drohten aus den Höhlen zu treten.
    Über dem Sessel ballte sich ein dunkles Gewölk zusammen. Es verdichtete sich mit brausendem Ton zu einer festen

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