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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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iss etwas. Ich muss fort, mich um meinen anderen Schüler kümmern.« Sie öffnete die Tür zum Garten; es war dunkel geworden. »Wenn ich zurückkomme, werden wir weiterarbeiten. Wir haben nicht mehr viel Zeit, Anna, also nutze die Ruhepause.«
    Anna sah ihr hinterher. Ihre schwere Gestalt verschmolz mit der Dunkelheit des nächtlichen Gartens. Es dauerte kaum einen Atemzug, da hörte Anna das Klatschen von Flügeln, und sie sah schattenhaft einen großen Vogel aufsteigen.
    Auf dem Herd blubberte die Suppe. Anna streckte sich, schloss die Tür der Kammer und setzte sich an das Herdfeuer, dessen wohlige Wärme die plötzliche Kälte aus ihren Knochen vertrieb. »Suppe und Brot und etwas Schlaf«, murmelte sie. »Und alles Weitere kommt, wie es kommen muss.«

~ 13 ~

    Korben hatte den langen, öden Tag genutzt, zu schlafen und in seinen wachen Momenten immer wieder im Geiste durchzugehen, was die Krähe ihn in den letzten Nächten gelehrt hatte. Sein Kopf schmerzte erbärmlich, aber er ignorierte den Schmerz und tastete mit feinen geistigen Fingern nach dem dunklen Stern, der tief in seinem Inneren glühte und pulsierte. Er konnte ihn sogar fühlen, wenn er sich nicht darauf konzentrierte; es war eine spitze, Hitze und zugleich Kälte ausstrahlende Präsenz, die sich ihm unablässig in Erinnerung brachte, egal ob er wachte oder schlief.
    Sein leerer Blick ruhte auf den groben Steinen der Mauer, über die langsam ein Strahl der untergehenden Sonne wanderte. Er nahm den Anblick nicht wahr. Seine Augen sahen den dunkel strahlenden Stern, und er berührte ihn, fühlte seine Kraft und wiederholte im Geiste die mentalen Kniffe, die die Verwandlung herbeiführten. Hin und wieder tauchte klein und schmerzhaft der Gedanke an seinen Vater auf, aber er schob ihn entschlossen beiseite und wandte sich wieder dem zu, was er in den vergangenen Nächten gelernt hatte.
    In seinen Schläfen klopfte es, und manchmal bohrte sich ein scharfer Schmerz durch seine Stirn, aber er schenkte dem keine Beachtung. In dieser Nacht wollte er den Flug hinauf zu den Öffnungen im Gemäuer schaffen; er wünschte sich nichts sehnlicher, als die weiche Nachtluft unter seinen Schwingen zu spüren und zu sehen, wie die Festung unter ihm zurückblieb.
    Er musste eingeschlafen sein, denn als er das nächste Mal die Augen öffnete, war es dunkel. Seine Mitgefangenen regten sich im Schlaf, und wie immer schnarchten einige von ihnen ganz fürchterlich. Korben setzte sich auf und rieb fest über sein Gesicht. Er hatte sich vorgenommen, die Krähe bereits in Vogelgestalt zu empfangen, und setzte sich nun aufrecht hin, um die Verwandlung zum ersten Mal ohne ihre Hilfe zu bewerkstelligen. Der dunkle Stern glühte und erwartete ihn. Korben berührte ihn sanft und gab ihm die richtige Position. Dann tippte er ihn kurz an, sah zu, wie er zu rotieren anfing, und griff im rechten Augenblick zu, um ihn anzuhalten. Es gab einen scharfen Ruck, ein harter Schlag fuhr durch seinen Körper, und seine Umgebung verschwamm für die Dauer eines Atemzuges.
    Der Rabe schüttelte sein Gefieder aus, klappte prüfend mit dem harten Schnabel und hüpfte ein paar Schritte vorwärts, wobei er seine Schwingen halb ausbreitete. Über seinem Kopf rauschte es, und zwei dunkle Schatten stießen auf ihn hinab. Überrascht sah der Rabe auf, betrachtete die vertraute Gestalt der Krähe und musterte verblüfft den kleineren Vogel, der ihr folgte und nun eine etwas ungeschickt hüpfende Landung hinlegte. Es war ein Star, der verlegen seine Kralle hob und sich hinter dem Ohr kratzte.
    »Vorzüglich, mein Junge«, vernahm er die amüsierte Stimme der Krähe in seinem Kopf. »Wie kräftig fühlst du dich?«
    Korben zuckte mit mentalen Achseln. »Ich habe Kopfschmerzen«, erwiderte er stumm. Eine leichte geistige Berührung ließ ihn zuerst zurückschrecken, dann wartete er geduldig ab, bis die Untersuchung beendet war.
    »Es ist nicht weiter schlimm. Wir werden dir jetzt zusätzliche Kraft geben, damit du den Flug hinaus schaffst. Für heute nicht weiter als zu meinem Haus, hörst du? Wir sind alle erschöpft und sollten uns erst einmal gründlich ausschlafen, ehe es weitergeht.«
    Korben starrte den kleineren Vogel an, der ein wenig verlegen die Augen schloss und wieder öffnete und den Kopf neigte. »Wer ist das?«, fragte er.
    Die Krähe schien zu lachen, ihr Schnabel war halb geöffnet. »Keine unnötigen Gespräche«, sagte sie. »Öffne deinen Geist.«
    Korben seufzte und gehorchte. Sein

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