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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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bestimmt sind.«
    Er rührte sich nicht, aber seine Augen schossen einen eisigen Blitz auf mich ab, der mich frieren machte. »Hast du ihn umgelegt?«, fragte er sachlich.
    Ich schüttelte hastig den Kopf. »Nein, äh –«, mir fiel sein Name nicht ein, verflucht.
    Er lächelte zynisch. »El Buitre«, sagte er mild. »Nenn mich ruhig so, wie mich alle nennen, Adina.« Ich ließ beinahe die leere Tasse fallen und stellte sie eilig auf dem Tischchen ab. Niemand in den Clouds kannte meinen richtigen Namen. Seit dem Tod meiner Großmutter hatte mich niemand mehr so genannt. Bei den Nonnen hatte ich hauptsächlich auf »Du da«, »Komm her«, »Ab ins Bett«, »Wisch das auf« und »Kleine Pestbeule« gehört.
    Der Geier zwinkerte mir zu und freute sich offensichtlich über meine Verwirrung. »Also lebt er noch und hat somit deine Beschreibung längst an die Behörden gegeben. Richtig?« Ich nickte stumm. Er trank seinen Cognac aus und stellte das Glas fort. »Es zeugt nicht gerade von Intelligenz, einen kaiserlichen Kurier auszurauben, meine Liebe.« Er setzte sich auf. Ich hatte nicht bemerkt, dass er geklingelt hätte, aber die Tür öffnete sich. Ein zweiter Gorilla trat ein und blieb schweigend neben der Tür stehen.
    »Nassif, bring mir mein Terminal«, befahl El Buitre, ohne sich umzuwenden. »Und richte Moritz aus, dass ich pünktlich zu speisen wünsche.« Der Gorilla neigte den Kopf und verschwand wieder. Ich rutschte unbehaglich zwischen den weichen Polstern des Diwans herum und begann mich zu fragen, ob ich nicht einen Fehler begangen hatte. Der hagere Mann ließ mich nicht aus den Augen. Sein Blick war nachdenklich und überaus berechnend.
    »Gib mir die Brieftasche«, forderte er mich auf. Ich zögerte. Was sollte ihn davon abhalten, mir das Ding abzunehmen und mich dann von seinen Leibwächtern auf die Straße setzen zu lassen, direkt in die Hände der Sicherheitstruppen des Administrators? Dann schimpfte ich mich eine Idiotin. Was sollte ihn davon abhalten, mich ohne viele Umstände umzulegen und mir dann die Brieftasche abzunehmen? Ich sah seinem Gesicht an, dass er meinen Gedankengang nachvollzogen – oder vorweggenommen – hatte, denn seine dunklen Augen funkelten amüsiert. Ich seufzte, griff in meine Jacke und warf ihm die Tasche in den Schoß.
    Er neigte spöttisch dankend den Kopf und wies einladend auf die Kaffeekanne. Dann räumte er die Brieftasche aus und begutachtete ihren Inhalt. Ich nippte an dem bitteren Getränk und machte mein Testament. Nur zu dumm, dass ich wahrscheinlich keine Gelegenheit mehr bekommen würde, Dix zu warnen. Immerhin, der Kleine war gerissen genug, auf sich selbst aufzupassen. Und wenn ich nicht zu unserem Treffen erschien, war das wohl Warnung genug.
    Die Tür schwang lautlos auf, und der dunkle Nassif kam über den weichen Teppich, ein Terminal in seinen behaarten Händen. Er stellte es vor seinem Herrn auf den Tisch und wartete. »Danke, Nassif«, sagte El Buitre geistesabwesend. Der Gorilla nickte und ging. Der Geier schob eine der Datenrollen in den Eingabeschacht des Terminals und wartete. Ich versuchte, einen Blick auf den Bildschirm zu werfen, aber ich saß ungünstig. Der hagere Mann warf mir einen flüchtigen Blick zu, und ich ließ mich wieder zurücksinken.
    »Ah, ja«, murmelte er. In seiner bleichen Wange begann ein Muskel zu zucken. Ich hatte genug nackte Gier in anderen Gesichtern gesehen, um sie jetzt auch in verhüllter Form zu erkennen. Anscheinend war mein Fang sogar noch wertvoller, als ich vermutet hatte. Nur zu bedauerlich, dass weder Dix noch ich jemals davon profitieren würden.
    Er wechselte die Datenrolle aus und schob eine der anderen in den Schacht. Wahrscheinlich verfügte er über sämtliche Decodierungsprogramme, die auch der Administrator besaß. Seine Augen klebten an dem Bildschirm, und ich sah die Galac-Zeichen in seinen Pupillen Tango tanzen. Endlich hob er den Blick und starrte mich durchdringend an. Jetzt, dachte ich. Jetzt ruft er seine Gorillas und lässt mich durch den Abfallkonverter hinausbefördern.
    El Buitre schaltete das Terminal aus und fuhr sich mit der Hand durch das Haar. »Also gut, Eddy. Was verlangst du dafür?« Ich starrte ihn sprachlos an. Er zupfte nachdenklich an seiner Nase. »Aber vergiss nicht, meine Liebe, du könntest hiermit nichts anfangen. Also sei nicht zu gierig.«
    Ich räusperte mich. »Ich, das heißt wir ...«
    Seine Augenbrauen schossen in die Höhe. »Dieser Dix?«, fragte er.
    Ich nickte.

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