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Anidas Prophezeiung

Anidas Prophezeiung

Titel: Anidas Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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treffen, der besser nicht herausfinden sollte, wer Ihr seid«, sagte Marten unvermittelt. »Was haltet Ihr von Stefan?«
    »Von wem?«
    »Stefan«, wiederholte Marten geduldig. »Ich muss Euch doch irgendwie ansprechen, Prinzessin.«
    Ida lachte überrumpelt. »Daran habe ich nicht gedacht. Stefan. Ja, meinetwegen. Ich hoffe, ich höre darauf.«
    Marten nickte. »Das wäre ratsam, Prinzessin. Es wird schon seltsam genug aussehen, wenn ich plötzlich mit einem Begleiter auftauche, das habe ich noch nie zuvor getan.« Er warf ihr einen schrägen Blick zu. »Außerdem sollten wir uns weniger förmlich anreden. Bringst du das fertig, Stefan?«
    Ida zwinkerte ihm zu. »Aber sicher doch, Marten. Alte Freunde wie wir sind, was denkst du denn?«
    Er nickte mit unbeweglicher Miene. Etwas an seinem Gesichtsausdruck störte sie, aber sie schob es einstweilen als unwichtig beiseite. Er war bereit, ihr zu helfen, und nur darauf kam es an. Sie ritten schweigend weiter. Marten war in Gedanken versunken, und Ida wurde das Gefühl nicht los, dass er sich über irgendetwas große Sorgen machte. Außerdem schien er es eilig zu haben, denn er hielt noch nicht einmal an, um einen Imbiss zu sich zu nehmen – ein Verhalten, das für diesen verfressenen Menschen mehr als bemerkenswert war. Nicht, dass er etwa gehungert hätte, er grub während des Reitens Brot und eine geräucherte Wurst aus seiner Satteltasche und bot auch Ida davon an. Sie lehnte dankend ab. Die üppige Abendmahlzeit und das ausgesprochen sättigende Frühstück hatten mehr als ausgereicht, ihr den Gedanken an weitere Nahrungszufuhr vorerst auszutreiben.
    Gegen Nachmittag legten sie für die Pferde eine kurze Rast ein. Marten war dabei deutlich von Unruhe gepeinigt und drängte sehr bald wieder zum Aufbruch. Bisher waren sie noch keiner Menschenseele begegnet, obwohl Ida in der Ferne kleine Gehöfte und einmal auch die Mauern einer Ortschaft hatte liegen sehen. Martens Anspannung ließ nicht nach, er war wortkarg und kurz angebunden, wenn Ida eine Bemerkung machte oder ihn etwas zu fragen wagte.
    Gegen Abend kam am Flussufer ein düster und abweisend aussehender Hof in Sicht. Marten musterte die Umgebung und den Fluss mit großer Aufmerksamkeit und sackte ein wenig im Sattel zusammen. Seine verbissene Miene entspannte sich, und er wandte sich sogar mit einem winzigen Lächeln zu Ida um. »Wir sind da. Und wir sind die Ersten, das ist gut. Ich hasse es, erst nach Storn einzutreffen.« Mehr sagte er nicht. Ida wusste, dass sie jetzt keine Erklärung bekommen würde.
    Das Gehöft stand dunkel und verlassen da. Ihre Schritte hallten über den Hof, und die Hintertür, durch die sie die dunkle Küche betraten, quietschte laut in den Angeln, als wäre sie lange nicht benutzt worden. Drinnen war es kalt, der eisige Winter schien noch in den Mauern zu hängen, und eine dünne Staubschicht lag auf allen Oberflächen. Marten sah sich um, grinste zufrieden und rieb sich die Hände.
    »Erst mal ein Feuer und dann ein schönes Abendessen, oder was meinst du, Prinzessin?« Er wartete ihre Antwort auf seine rhetorische Frage gar nicht ab, sondern begann das Herdfeuer in Gang zu setzen. Ida erkundete neugierig das untere Geschoss des Hauses. Hier schienen manchmal viele Menschen zu übernachten, denn in zwei großen Räumen waren Strohlager vorbereitet, die insgesamt gut zwanzig Personen Platz boten. Dabei sah das Gebäude nicht im Geringsten nach einem Gasthaus aus. Ida beendete ihren Rundgang und wollte gerade die Treppe zum ersten Stock hinaufsteigen, als Marten aus der Küche nach ihr rief.
    Er stand am Fenster und sah auf den Fluss hinaus, als sie hereinkam. »Gleich bekommen wir Gesellschaft«, sagte er leise. »Denk daran, du heißt Stefan, und bist mein ...«, er seufzte und drehte sich zu ihr um. Ida konnte an seinen breiten Schultern vorbei einen Blick auf den alten Frachtkahn werfen, der den Fluss hinauf auf sie zukam.
    Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Marten, der sie eindringlich ansah. »Wir müssen bereit sein, zu improvisieren«, sagte er. »Ich werde mich bemühen, Storn eine plausible Erklärung für deine Anwesenheit zu liefern, aber ich fürchte, dass er es nicht ohne weiteres schlucken wird. Er ist sehr misstrauisch, und er wird nichts Besseres zu tun wissen, als mit seinem Argwohn direkt zur Khanÿ zu rennen. Achte auf mein Verhalten, sperr Ohren und Augen auf und verplappere dich nicht. Ich werde versuchen, ihn schnell wieder loszuwerden. Vor allem lass

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