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Animal Tropical

Animal Tropical

Titel: Animal Tropical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pedro Juan Gutiérrez
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Agneta das Gesicht. Sie unterbrach mich:
    »Ich glaube dir nicht, dass du … Kälber und Stuten?«
    »Hahaha. In dem Alter vögelst du, was dir vor die Flinte kommt, oder du holst dir den ganzen Tag einen runter. Das ist normal.«
    »Nein. Das ist unnormal.«
    »Auf einer der Zuckerrohrplantagen in Morón, nördlich von Camagüey, stand ein schwarzes Kalb in der Nähe unseres Lagers. Das werde ich nie vergessen. Es war wunderbar. Hatte eine kleine zartrosa Möse. Aber wir waren sehr viele. Wenn ich an der Reihe war, waren immer schon fünf bis zwanzig vor mir gewesen, und sie war nur noch eine einzige Saftlache. Wenn ich meinen Schwanz reinsteckte, machte es immer ›klatsch, klatsch, klatsch‹, hahaha. Und dann kamen die anderen. Ich nehme an, wir werden so dreißig, vierzig pro Nacht gewesen sein. Vielleicht sogar mehr.«
    »Oh, hör bitte auf damit. Du hast keine Skrupel.«
    »In dem Alter hat niemand Skrupel. Skrupel werden erst erworben.«
    »Ach, red dich nicht raus …«
    »Außerdem gefiel’s dem Kalb. Es blieb völlig ruhig, rührte sich nicht vom Fleck. Es war, als konzentrierte es sich, um ja nichts von dem, was da vor sich ging, zu versäumen. Mit den Stuten war das anders …«
    »Nein, nein, bitte. Es reicht.«
    »Na schön. Mach kein Drama daraus. Ich war sehr jung. So genau erinnere ich mich nicht mehr.«
    Ich glaube, ich redete zu viel. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich. Sie erschien mir etwas verängstigt, entrüstet. Was für mich normal ist, ist für sie unnormal. Ich bin sicher, dass die nachfolgenden Jungen im Lager ebenfalls die Stuten, Säue und Kälber ficken, wenn sie welche in der Nähe haben. Wenn nur Erntemaschinen und Traktoren da sind, müssen sie sich einen runterholen wie alle anderen auch. So ist das halt. Man muss die Dinge nicht unnötig verkomplizieren. Zum Glück habe ich ihr nicht erzählt, wie ich mit dreizehn, vierzehn Jahren Hündinnen vögelte.
    Wir schwiegen. Eine Minute, zwei, drei. Ich sage zu ihr:
    »Komm, wir gehen.«
    »Ja.«
    Wir verabschieden uns. Steigen ins Auto und fahren erneut die lange Strecke, um die Autobahn zu umgehen. Es ist eine schmale Straße mit sehr wenig Verkehr. Wir fahren durch eine beeindruckende Landschaft aus riesigen, dichten grünen Wäldern. Wir sind angespannt, das Radio kaputt. Totales Schweigen, dazu diese unendlichen, beklemmenden Wälder. Endlich fasse ich mir ein Herz:
    »Bist du mir böse?«
    »Nein, aber ich brauche …«
    »Was?«
    »Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Ich brauche …«
    »Eine Pause zum Verarbeiten. Eine Auszeit.«
    »Genau. Ich kann nicht so tun, als wär ich entspannt. Ich bin’s nicht.«
    »Ich verspreche dir, nichts mehr aus meiner Vergangenheit zu erzählen. Du tust das auch nicht. Ist wohl das Beste.«
    »Das stimmt nicht. Ich spreche wohl.«
    »Aber nicht über wichtige Dinge.«
    »Ich erfahre gerne Dinge von dir. Aus deiner Vergangenheit, über alles, aber … manchmal ist es sehr schwer.«
    »Du bist intelligent. Du willst von mir alles wissen, aber ich soll nichts von dir erfahren. Erzähl nur, Kubanerchen, erzähl. Eine ganz schön gerissene Schwedin, die ich mir da angelacht habe. Hahaha.«
    Wir lachen. Entspannen ein wenig. Ich schlafe halb. Lehne mich zurück und frage sie:
    »Bist du müde?«
    »Nein. Ich schlafe nie, wenn ich fahre.«
    »Wirklich? Wenn du müde bist, kann ich …«
    »Nein, nein. Schlaf ruhig. Ruh dich ein bisschen aus.«
    Ich lehne mich zurück und schließe die Augen. Dann fällt mir ein, dass ich ihr glücklicherweise nicht die Sache mit der Hündin erzählt habe. Ich vögelte besagte Hündin im Haus meiner Großmutter auf dem Lande. Sobald sie mich sah, begann sie zu winseln. Jene Sommer auf dem Land waren sehr schön. Einmal ertappte mich Großmutter dabei, wie ich im Hauseingang masturbierte: »Ach, darum warst du so ruhig! Tu mir den Gefallen und sieh dich damit vor. Sonst wirst du noch verrückt. Komm her. Hilf mir die Speisereste für die Schweine hinauszutragen.«
    Viele Jahre später masturbierte auch mein Sohn vor dem Fernseher. Andauernd. Sogar beim Anblick des Nachrichtensprechers. Er glaubte, niemand sähe ihm zu. Eines Tages überraschte ihn seine Mutter dabei und regte sich auf:
    »Oh, er ist verrückt. Man muss etwas unternehmen. Er braucht einen Psychologen.«
    »Nichts muss unternommen werden. Das ist normal.«
    »Für dich ist alles normal!«
    »Na ja, schon. Sich mal, hier und da einen runterzuholen ist normal. In dem Alter ist das normal.«
    Und

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