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Animus

Animus

Titel: Animus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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gegangen bist? Du hattest dich mit dem Enkel der Swansons angefreundet, weißt du? Die in der alten Mühle gewohnt haben. Er kam jeden Sommer zu Besuch, und du hast dich mit ihm rumgetrieben.«
    »Klar, was ist mit ihm?«, fragte ich irritiert.
    »Wir wissen seinen Namen nicht mehr, der hieß anders als die Swansons, und die sind seit drei Jahren tot. Kurz hintereinander gestorben, als könne der eine nicht ohne den anderen. Jedenfalls erzählt man sich unten in der Stadt, dass er zur Polizei gegangen und inzwischen ein hohes Tier ist. Aber niemand erinnert sich an seinen Namen. Ich weiß, es ist nur eine vage Hoffnung, aber vielleicht kann er uns wenigstens einen Tipp geben, wohin wir uns wenden sollen. Was meinst du, Marc? Er war doch dein Freund!« Caroline klammerte sich verzweifelt an diese kleine Chance.
    »Fowler hieß er. Wir waren Fowler und Westwood. Wir haben uns bei den Nachnamen genannt, das fanden wir männlicher. Es dürfte nicht ganz einfach sein, ihn zu finden. Wer weiß, in welcher Stadt er lebt. Aber versuchen müssen wir es, vielleicht kann er uns wirklich helfen.«
    An Fowler hatte ich schon lange nicht mehr gedacht, obwohl wir damals wirklich dicke Freunde gewesen waren. Wir hatten mehrere Sommer gemeinsam verbracht. Auch als ich schließlich auf dem College war, trafen wir uns noch in den Ferien, spielten nächtelang Schach, liefen im Wald rum, philosophierten über Literatur, Politik und Frauen. Fowler war einige Jahre älter als ich, besuchte Harvard schon längst, als ich vom wilden, freien Studentenleben noch träumte. Feuchte Träume waren das gewesen, genährt von Fowlers wüsten Schilderungen seiner sexuellen Abenteuer.
    »Der Penner hat mir einen Riesenstuss erzählt. Von Studentenpartys, auf denen die Weiber alle nackt rumlaufen, sich selbst verlosen und dich in die Ecken ziehen und so was. Der hatte bestimmt einen Riesenspaß daran, mich hochzunehmen. Natürlich habe ich immer so getan, als würde ich ihm nicht glauben. Aber er hat sicher gemerkt, dass ich glänzende Augen bekam und davon ausging, dass zumindest ein Bruchteil seiner Geschichten der Wirklichkeit entspräche. Als ich dann selber an die Uni kam, gab’s ein böses Erwachen. Die Kommilitoninnen waren alles andere als freizügig. Fowler lachte sich schlapp, als wir uns in meinen ersten Semesterferien hier trafen und ich ihm Vorwürfe machte, dass er mich so angeheizt hatte.«
    »Eine im Grunde lustfeindliche, vollkommen penetrationsorientierte statt sinnlich experimentierfreudige Jugend«, grinste Charlie.
    Caroline lächelte ebenfalls, wenn auch nur schwach. »Du wirst schon auf deine Kosten gekommen sein, Marc. Aber zurück zum Thema: Wir müssen diesen Fowler finden!«
    Charlie legte den Arm um seine Lebensgefährtin. »Jetzt, wo ich den Namen habe, setze ich mich an den Computer und surfe durchs Internet, bis ich ihn habe. Wir werden ihn auftreiben, und wenn es Monate dauert, nicht wahr, Marc?«
    »Wenn er keine Geheimnummer oder codierte E-Mail-Adresse hat, dann finden wir ihn. Und auch wenn er beides hat – wir finden ihn trotzdem. Ich hab ein paar alte Verbindungen zu Hackern, die kriegen alles raus. Mach dir keine Sorgen, Carol, wir finden Fowler, und wir finden Ev. Am besten fangen wir gleich an.«
    Charlie und ich standen vom Tisch auf. Wir mussten wohl sehr tatkräftig gewirkt haben. In Carolines geröteten Augen schimmerte Hoffnung.

10. Alarm
    Lucy, 43, Sensor Stufe 10
    Sieben relativ ereignislose Wochen waren seit meinem Kurzbesuch im Lager verstrichen. Ich hatte Schmelzer, der dort immer noch mit den Vorbereitungen für die Gentherapie beschäftigt war, seitdem weder gesehen noch gesprochen. Dass Sybil, die Neun aus Los Angeles, tot war, daran hatte ich keinen Zweifel. Was allerdings genau geschehen war, konnte ich mir nicht erklären. Weder Schmelzer noch Pete, den ich ebenfalls darauf angesprochen hatte, wollten es mir erzählen. Pete hatte, ähnlich unangenehm berührt von der Frage wie der Professor, etwas von Sicherheitsrisiko gemurmelt und die Details auf einen späteren Zeitpunkt vertagt. Wenn wir etwas mehr Ruhe für eine Unterhaltung hätten. Ein billiges Ausweichmanöver. Was aus dem Hinweis auf das Sicherheitsrisiko geschlossen werden konnte, war mir klar. Für die Sicherheit war der General zuständig. Dass der handelte, bevor er nachfragte, war kein Geheimnis. Was Sybil, die verschlossene, aber lebensfrohe und beruflich zuverlässige Neun, allerdings zu einem Sicherheitsrisiko hatte werden

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