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Animus

Animus

Titel: Animus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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wir aus. Sie sind hier, um zu checken, ob der Laden verdrahtet oder präpariert ist. Sie prüfen auf aktivierten Sprengstoff und biologische oder chemische Gifte. Wenn Sie nicht alarmieren, können wir verschwinden. Das FBI erledigt den Rest, und wir machen uns einen schönen Abend. Alles klar?«
    »Alles klar«, hab ich gesagt. Die beiden sind verduftet, Robert holt mich dann ab. Langsam werde ich nervös. Waffen sind kein Problem: leichte Unruhe, flirrende Augen. Gelagerter Sprengstoff auch kein Thema: dumpfes Gefühl in der Magengegend. Bei Giften bin ich ebenfalls ziemlich gut. Je nach Art: Kribbeln in den Händen, nervöses Zucken, Durchblutungsstörungen, Taubheitsgefühle, Schläge von Übelkeit etc. Aber Sprengstoff … Auf TNT und Dynamit reagiere ich mit einem Gefühl, als würde meine Lunge bersten. Und manchmal kotze ich. Aber einige der gängigen anderen Arten kann ich nicht klar unterscheiden, die werfe ich immer zusammen in einen Topf voller Angst. Wie viel? Welcher? Wo genau? Mechanische Zünder oder chemische? Digitale? Wie war das mit den Computern, der Verdrahtung, den Bewegungsmeldern, den Infrarotgeschichten? Langsam, ganz langsam, ich werde das schon hinkriegen. Ruhig durchatmen. In ein, zwei Stunden sitzen wir im Restaurant und essen Hummersuppe. Jetzt erst mal baden.
    Das Bad war toll. Ich hab so viel Badezusatz ins Wasser gekippt, dass sich riesige Schaumkronen in der Wanne aufgetürmt haben. Als ich in die Wanne gekrabbelt bin, ist alles übergelaufen. Wie Lawinen aus Schnee ist der Schaum über den Rand gerollt und hat die Kacheln unter sich begraben. Und jede Menge Wasser ist auch auf den Boden geschwappt. Zuerst bin ich erschrocken und hab sofort die mahnende Stimme meiner blöden Mutter im Kopf gehabt: Muss das denn sein? Kannst du nicht normal … Doch dann dachte ich: »Leck mich« und hab wie wild mit den flachen Händen auf die Wasseroberfläche gepatscht, sodass in kürzester Zeit meine Klamotten auf den Fliesen vor der Wanne im Wasser gedümpelt sind wie Alligatoren in den Mangrovensümpfen Floridas. Dann hab ich die Augen zugemacht und mir den nassen Waschlappen drübergelegt und »New York, New York« gegrölt.
    Jetzt muss ich mich aber schnell anziehen. Ich zieh meine besten Klamotten an und schminke mich voll krass. Ich will gut aussehen, hier in New York.

19. Fiasko
    Robert Meyer, 33, Sicherheitsoffizier von Rebecca Winslow
    Mündliches Vernehmungsprotokoll K 16/F2: Ich habe die Beauftragte Rebecca Winslow aus ihrem Hotelzimmer abgeholt. Sie wirkte unentspannt, hatte sich aufgerüscht, als würden wir zu einer Party gehen. Auf der Fahrt zu dem Zielobjekt in Yonkers hat sie die ganze Zeit gefragt, wo wir nach dem Job essen gehen und was Hummer auf Französisch heißt. Als wir dann ankamen, hatte ich den Eindruck, dass sie voll auf ihren Job konzentriert war. Die FBI-Leute hatten in einem privaten Wohnhaus hinter dem vermuteten Waffenlager Stellung bezogen. Die Besitzer des vom FBI okkupierten Domizils waren schon seit Tagen auf Staatskosten in einem Hotel untergebracht. Im ebenerdigen Wohnzimmer befanden sich ein paar Schwerbewaffnete in Militärklamotten und Springerstiefeln und sprachen über die neuesten Munitionsarten. Ich ging mit Becky nach oben ins Elternschlafzimmer, wo der Einsatzleiter vom FBI auf einem Sessel saß und per Monitor das Haus gegenüber überwachte. Er war ein großer, stämmiger Typ, der uns mit einem Knurren empfing, das sich mit viel gutem Willen als »wird Zeit, dass Sie kommen« interpretieren ließ. Ich fragte, ob die beiden Terroristen schon verhaftet seien.
    »Klar«, sagte der FBI-Mann. »Wir machen unsere Arbeit planmäßig. Die sitzen schon seit heute Nachmittag um drei. Sie sollten jetzt reingehen, damit wir nicht die ganze Nacht hier rumhängen müssen. Sind eh schon viel zu lange in dieser öden Gegend. Ich glaube nicht, dass hier überhaupt was los ist. Viel zu wenig Betrieb. Ist sicher mal wieder der NSA-übliche Griff ins Klo«, fügte er noch grinsend hinzu. Ich ignorierte die Bemerkung. Ich bin ja nicht von der Agency.
    »Dann wollen wir mal«, sagte ich zu Becky. Sie war ein wenig blass.
    »Hey, sachte, hier sind die Schlüssel. Haben wir den Terroristen abgeknöpft. Oder wollten Sie die Tür eintreten?«
    Ich nahm achselzuckend die Schlüssel und ging mit Becky die Treppe hinunter. Becky plapperte die ganze Zeit vor sich hin: Vielleicht gebe es gar keinen Alarm, gar keinen Sprengstoff, keine Waffen, keine Gifte. Ich sagte ihr, sie

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