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Animus

Animus

Titel: Animus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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letzte Chance, aufzustehen und zu gehen. Das Ganze zu vergessen.
    Wir blieben sitzen. Marc fing als Erster wieder an zu sprechen: »Du willst eine Gegenleistung. Erwartest du von mir, dass ich Conrad dranhänge? Das ist nicht drin, Alter.«
    »Obwohl dieser Calvert ein größenwahnsinniges Schwein ist? Ich hoffe, dir ist das klar.«
    »Deswegen bin ich weg. Aber ich verpfeife niemanden.«
    »Ist ein Fehler. Aber okay. Mir geht es um Folgendes: Gerade erst haben wir eine Aktion gegen die Stadtguerillas durchgeführt. In Yonkers. Wir haben den Tipp bekommen, dass dort ein Waffenlager sein soll, bewacht von nur zwei Typen. Das Ding ist in die Luft geflogen, als wir ankamen. Eine Frau ist dabei draufgegangen. Einem Kollegen von mir hat es die Beine weggerissen. Das Haus war verdrahtet, aber von Waffen keine Spur. Eine Falle. Deswegen vermuten wir, dass Calvert einen Spitzel in unserer Nähe hat, der ihn frühzeitig über unsere Schritte auf dem Laufenden hält. Weißt du etwas darüber? Ich will keine Namen. Nur einen Hinweis.«
    Marc zuckte mit den Schultern. »Dazu kann ich dir nichts sagen. Bevor ich ausgestiegen bin, war ich einige Zeit weg. Ich wollte den Kopf frei kriegen. Du kannst dir sicher denken, dass es nicht einfach ist, aus einem solchen Haufen auszusteigen. Die Leute können verdammt ungemütlich reagieren. Ich schätze, ich bin nur noch am Leben, weil Con trotz allem seine schützende Hand über mich hält. Wenn der wüsste, dass ich jetzt hier mit dir sitze, wäre ich morgen tot. Wie dem auch sei, er hat mir schon lange nicht mehr getraut. Ich war nicht mehr mit ihm auf einer Linie. Es kann gut sein, dass es einen Spitzel bei euch gibt. Aber ich weiß nichts davon. Das Einzige, was ich dir bestätigen kann, ist, dass es tatsächlich ein Lager in Yonkers gegeben hat. Das ist aber schon vor längerer Zeit verlegt worden. Also war entweder euer Mann falsch informiert, oder es war wirklich eine Falle. Ich vermute Letzteres, sonst wäre der Laden nicht verdrahtet gewesen. Das passt zu Con. Hat ihm bestimmt Spaß gemacht, eure Leute hochzujagen.«
    Marcs Stimme bekam einen bitteren Unterton. Anscheinend hatte er wirklich die Nase voll von den blutigen Spielchen dieses Massenmörders.
    »Wie bist du da überhaupt reingeraten, Marc? Es passt nicht zu dir.«
    Marc schaute mich lange an.
    »Die Sache mit Ev damals, als sie verurteilt wurde …«
    »Ein krasses Fehlurteil, aber –«
    »Das war es nicht allein«, unterbrach er mich. »Da ist noch etwas anderes passiert. Ich will nicht darüber reden. Obwohl ich froh bin, dass ich es getan habe. Aber es katapultierte mich definitiv auf die andere Seite. Unwiderruflich, dachte ich damals. Ich hoffe, das stimmt nicht.«
    Er nahm nachdenklich einen Schluck aus seiner Kaffeetasse, spie ihn aber angewidert zurück. Kalt war das Gesöff nicht zu genießen.
    »Was hältst du von einem Cognac?«, fragte ich.
    »Etwas früh.«
    »Nur zur Desinfektion nach diesem Gebräu hier.«
    Marc stimmte zu. Ich bestellte. Nach dem ersten Schluck fragte er mich: »Was ist deine Rolle in diesem Spiel? Wirst du mir wegen Ev helfen? Oder ist das Thema erledigt, weil ich nichts über einen Spitzel berichten kann?«
    Ich reagierte leicht genervt: »Die Zeit bei diesen Wichsern hat dich ganz schön fertiggemacht! Glaubst du, ich bin hier, um Geschäfte mit dir zu machen? Wäre schön gewesen, wenn du mir hättest helfen können. Aber ich sitze nicht als Händler hier, sondern als Freund!«
    Marc verstand, dass er mich beleidigt hatte. »Tut mir leid.«
    »Das sollte es auch! Immerhin habe ich dafür gesorgt, dass Ev aus dem Knast geholt wird. Ich habe sogar Untersuchungsergebnisse gefälscht!«
    »Verdammt, jetzt rede! Wo ist Ev? Was für Untersuchungsergebnisse?« Marc konnte nur noch mit Mühe seine coole Fassade aufrechterhalten.
    »Was ich dir jetzt erzähle, Westwood, das darf nie irgendwo oder irgendwann über deine Lippen kommen, sonst bin ich dran. Ich meine es verdammt ernst.«
    »Okay«, entgegnete Marc mit rauer Stimme und nahm noch einen Schluck Cognac.
    Ich zündete mir eine Zigarette an und begann zu erzählen. Ich erzählte Marc von dem Sensorenprogramm, von den Kriterien, nach denen die Frauen ausgewählt werden, davon, dass ich Evelyns IQ ein wenig nach oben frisiert hatte, um sie in die Liste aufnehmen zu können, und vom Lager, in dem sie sich jetzt zur Ausbildung befand. Ich erzählte ihm von der Dauer des Aufenthalts dort, von der Ungefährlichkeit der Behandlung und von

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