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Animus

Animus

Titel: Animus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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kam Katya mit frischem Glühwein zurück.
    »Erzähl!« Sie ließ sich in die Polster fallen, legte die Beine in Petes Schoß.
    »Euer Symposion kann sogar früher stattfinden als erhofft. Wir versuchen, das Ganze zwischen Weihnachten und Neujahr über die Bühne zu kriegen.«
    Das machte mich misstrauisch. »Einfach so? Ohne Widerstände?«
    »Na ja, nicht ganz«, gab Pete zu. »Und auch nicht genau so, wie ihr wolltet.«
    Er nippte an seinem Glühwein, verzog das Gesicht, bekam einen Boxhieb von Katya und erzählte weiter: »Walcott stänkerte sofort los, als er erfuhr, dass ihr euch treffen wollt. Er meinte, dass es dazu keine Veranlassung gäbe und dass er auch keine Lust hätte, euch wie einen Sack voller Sackflöhe – genauso hat er sich ausgedrückt - zu hüten. Daraufhin hat ihm Schmelzer in seiner ebenfalls unnachahmlichen Art erklärt, dass er wohl kaum derjenige sei, der das beurteilen könne. Er solle lieber darauf achten, dass er seine geistigen Kapazitäten dazu nutze, die richtigen Entscheidungen zu treffen, wenn es mal wieder um die Besetzung eines gefährlichen Jobs ginge. Der Hieb saß. Walcott war sofort auf hundertachtzig. Aber March hatte ihn im Griff. Er hatte keine Einwände gegen euer Ausbildungstreffen. Solange es hier in Washington stattfindet.«
    »Das ist ja prima!«, entfuhr es Katya und mir fast gleichzeitig.
    Pete grinste mich an. »Ich lasse dich nicht aus den Augen.«
    »Du meinst wohl aus den Fingern«, stichelte Katya belustigt.
    »Wie hast du das denn geschafft?«, fragte ich.
    »Ich habe March darauf hingewiesen, dass unser Präsident wohl kaum für ein paar Tage auf euch beide verzichten wird. Aber dass es auf jeden Fall sinnvoll ist, wenn ihr beide an der Fortbildung für die Jüngeren teilnehmt, da ihr völlig unterschiedliche Arbeitsweisen habt und somit auch verschiedene Aspekte vermitteln könnt.«
    »Du bist gut, Pete, du bist echt gut«, lobte Katya.
    »Und wo ist der Haken bei dem Arrangement?«, fragte ich.
    »March meinte, dass ich ihn darauf nicht hinzuweisen bräuchte. Insofern war die Frage nach dem Austragungsort rein hypothetisch. Dann fing Walcott wieder das Stänkern an: Man könne unmöglich die ganzen Weiber aus dem Lager hierherschaffen! Was das denn solle? Dieser Aufwand bedürfe einer immensen Organisation oder umgekehrt, weil die Anfänger ja nicht mit der Öffentlichkeit in Kontakt … und so weiter und so fort. Leider sah March auch das ein, und der Beschluss, auf den wir uns einigten, lautet folgendermaßen: Die Chose findet hier in Washington statt. Es werden natürlich ihr beide dabei sein, dann die Acht aus Frisco …«
    Katya und ich warfen uns klammheimlich einen zufriedenen Blick zu.
    »… eine der beiden Siebener und aus dem Lager jeweils eine Vertreterin von jeder Stufe. Tina und Isabel dürfen beide kommen, obwohl sie auf gleicher Stufe sind, aber immerhin leiten sie die Ausbildung im Lager gemeinsam.«
    »Und wer bestimmt die Auserwählten, die mal rausdürfen aus dem Drecksloch? Walcott?«, fragte Katya.
    »Nein, ich. March hat mir den Auftrag erteilt. Ich würde das in Zusammenarbeit mit Schmelzer besser überblicken, da ich die Fähigkeiten der Frauen aufgrund meiner Aktenkenntnisse einschätzen könne. Walcott tobte innerlich, aber er hat den Mund gehalten. War ein schöner Anblick, ihn so schäumen zu sehen.«
    »Was meint Schmelzer?«, fragte ich.
    »Er hat nur bei Stufe Null Präferenzen. Schmelzer möchte, dass eine Frau namens Evelyn kommt. Sie hat verdammt gute Werte. Ich weiß nicht, ob du sie kennengelernt hast, Lucy. Den Rest überlässt er mir. Er hat mir zugeflüstert, ich solle euch fragen, wen ihr gerne sehen würdet.« Dabei blickte er mir verliebt in die Augen.
    »Das ist ja nicht auszuhalten«, stöhnte Katya. »Wollt ihr schon ins Bett, oder können wir vorher noch eine Einladungsliste für das Treffen erstellen?«
    »Ja doch«, beschwichtigte ich.
    Viel gab es nicht zu entscheiden. Auf Stufe Acht befand sich nur Erykah, als Sieben würden wir die fette Butterfly aus New Orleans einladen. Sie war in ihrer hinterhältigen Art zwar nicht vertrauenswürdig, aber leichter auszugrenzen bei unserem Vorhaben als Virginia aus Winnipeg, die ihren messerscharfen Verstand stets dazu benutzte, eine Ratte gegen die andere aufzuwiegeln. Die Lagerliste war noch einfacher. Die Sechser durften beide kommen. Sarah war tot, also blieb auf Stufe fünf noch Jessica. Becky war auch tot, es galt also nur Ann oder Karen auszuwählen. Wir

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