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Animus

Animus

Titel: Animus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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abhörsicheren Bücherstube geladen. Zuerst einmal zu der Observierung. Nehmen wir an, March hat das veranlasst. Dann würde ich vermuten, es handelt sich um eine Vorsichtsmaßnahme bezüglich unserer Zehner. Womöglich wegen des bevorstehenden Rattenseminars, wahrscheinlicher aber wegen des geplanten hochkarätigen Politikermeetings.«
    »Was für ein Meeting, verdammt? Warum weiß ich davon nichts? Bin ich draußen? Was soll der Scheiß?« Ich wurde langsam zornig.
    »Immer schön ruhig. Diese Neuigkeiten sind brandheiß. Sie wurden nicht übergangen, Sie sind sogar der Erste, der in meiner Abteilung davon erfährt. Doch zurück zum Thema. March hätte eventuell einen routinemäßigen Grund. Walcott hingegen könnte Gründe haben, die wir nicht erahnen. Aber einen Grund könnten beide gemein haben: Zurzeit wird in allen Abteilungen, die mit dem Terrorproblem zu tun haben, fieberhaft nach einem Maulwurf gefahndet. Es muss irgendwo eine undichte Stelle geben. Die Guerillatruppen wissen in letzter Zeit viel zu gut Bescheid. Über unsere Aktionen, über die Termine des Präsidenten …«
    »Da dachten Sie an mich? Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!«
    »Wenn ich das vermuten würde, würde ich wohl kaum mit Ihnen darüber reden. Aber es könnte sein, dass jemand anderes auf die Idee gekommen ist. Sie sind dicht dran, haben Zugang zu allen Informationen, Sie vögeln eine der beiden obersten Ratten …«
    »Was hat das damit zu tun?«
    »Wahrscheinlich gar nichts. Aber Walcott hasst Lucy wie die Pest. Für ihn gäbe es nichts Schöneres, als sie von der Bildfläche zu radieren. Und Sie sind ihm auch nicht gerade ein Bruder. Es sei denn eine Art Abel für Kain.« Snyder lächelte über seinen mäßig gelungenen Scherz.
    »Walcott hasst doch alle Frauen, nicht nur Lucy.«
    »Mein Gott, Pete, Sie haben tatsächlich keine Ahnung, was? Wissen Sie wirklich nicht … Nein, das können Sie nicht wissen, damals waren Sie noch nicht dabei, und Walcott hat alle Zeugen beseitigt. Na ja, zumindest weit wegversetzt.«
    »Wovon reden Sie, zum Teufel?«
    »Vor Jahren, als Lucy noch im Ausbildungslager war, liebte Walcott die Frauen noch sehr. Nur auf körperlicher Ebene selbstverständlich. Er benutzte die Frauen im Lager, vögelte sie durch, ob sie wollten oder nicht. Das versuchte er auch bei Lucy. Sie hat ihm allerdings ohne große Vorwarnung dermaßen in die Eier getreten, dass diese einige Zentimeter tief in die Bauchhöhle gerutscht sind und infolgedessen seine Stimme einige Oktaven höher ist, wenn Sie verstehen, was ich meine. Er wollte sie damals killen, als er aus dem Krankenhaus wieder rauskam. Wenn Schmelzer nicht gewesen wäre, der ihre Qualitäten in den höchsten Himmel lobte, und der Präsident sie damals nicht schon als sein persönliches Kindermädchen erwählt hätte, dann wäre Lucy heute mausetot. Und so scharf Walcott damals darauf war, Lucy zu vögeln – wahrscheinlich wegen des Sexmordes, der sie hinter Gitter gebracht hatte -, so heiß ist er seitdem darauf, sie doch noch in die Finger zu kriegen und ihr den Hals umzudrehen.«
    Ich überhörte die Bemerkung über Lucys Verurteilung. Ich wusste zwar aus ihren Akten, dass sie jemanden umgebracht hatte, aber dass es etwas mit Sex zu tun gehabt hatte, war mir neu. Wie so vieles andere, schien mir. Aber darum wollte ich mich ein anderes Mal kümmern. Wenn überhaupt. Ich war mir nicht sicher, ob ich es wissen wollte. Jetzt waren noch zu viele andere Fragen offen.
    »Okay. Walcott hasst Lucy. Aber das ist eine ganz andere Geschichte, als zu glauben, ich wäre ein Maulwurf! Halten Sie es für möglich, dass March das annimmt?«
    »Pete«, seufzte Snyder. »Sie haben Papiere gefälscht. Was soll ich davon halten? March hat das sicher auch bemerkt, vielleicht sogar Walcott. Und nun fragen sich alle, warum? Wieso? Zu welchem Zweck?«
    »Und ich frage Sie, Snyder: Welche Papiere?«
    »Na, die von der Kleinen im Lager. Dieser Evelyn. Nichts Gravierendes. Ein paar erhöhte Quotienten. Aber wozu, Pete?«
    Scheiße, dachte ich. Jetzt hieß es wirklich vorsichtig sein. Ich wollte Snyder nicht anlügen, da ich spürte, dass er mir vertraute und auf meiner Seite stand. Außerdem vertraute auch ich ihm. Dennoch gab es gewisse Dinge, die unser gegenseitiges Verhältnis zu sehr strapazieren würden. Marc beispielsweise. Hoffentlich war diese Kiste wenigstens noch verschlossen. Ich würde verdammt aufpassen müssen in nächster Zeit. Am besten blies ich die ganze Geschichte erst

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