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Animus

Animus

Titel: Animus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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altersmilder Sehnsucht nach dem verloren gegangenen Paradies, nach Unschuld und Reinheit. Alles voller Bienchen und Blümchen, und Eva hüpft in Zeitlupe zwischen blühenden Apfelbäumen über die Wiese.«
    »Eva hüpft – schöne Vorstellung, im Paradies gab’s sicher noch keine Silikontitten.« Snyder begann an seiner Zigarre zu lutschen.
    »Sei nicht immer so gewöhnlich, Hank«, ahmte ich den Tonfall von Snyders Frau nach. Wir lachten. Dann wurde Snyder ernst. »Lassen wir das. Wir haben einiges zu bereden. Was haben Sie auf dem Herzen, Pete?«
    »Es hat mit der Paranoia zu tun, unter der wir Ihrer Meinung nach alle leiden. Kürzlich hat Lucy mir gegenüber erwähnt, dass sie und Katya sich beobachtet fühlen. Beobachtet im Sinne von observiert, also kein Spanner oder so was. Lucy hat vermutet, dass es unsere Abteilung sein könnte, aber ich weiß nichts davon. Ist mir etwas entgangen, Chef? Bin ich nicht mehr auf dem Laufenden?«
    Snyder dachte kurz nach. Dann fragte er: »Wie sicher ist sich Lucy?«
    »Ganz sicher.«
    »Hat sie jemanden gesehen? Haben Sie etwas bemerkt, Pete?«
    »Gesehen hat sie niemanden. Aber sie sagt, dass sie das auch nicht brauche. Mir selbst ist nichts aufgefallen.«
    »Um Ihre erste Frage zu beantworten: Mir ist das genauso neu wie Ihnen. Ich fürchte, wir nähern uns in der Tat meiner Vision von implodierenden Geheimdiensten. Haben Sie eine Theorie, Pete?«
    »Ich dachte an March. Ich wüsste zwar nicht, warum er die Frauen observieren sollte, aber er war der Erste und bislang der Einzige, der mir einfiel. Er hat überall seine Finger drin. Ich mag ihn zwar ganz gerne, aber ich habe nie auch nur den blassesten Schimmer, was hinter seiner Stirn vorgeht.«
    Snyder legte seine Zigarre ab und faltete die Hände. Er brummte eine kleine Weile vor sich hin. Dann fragte er: »Pete, sind Sie schon auf die Idee gekommen, dass diese Observierung nicht Lucy und Katya gelten könnte?«
    Verblüfft sah ich ihn an. »Wem denn sonst? Lucy sagte, ihre Wohnung würde überwacht, allerdings nicht permanent, was ich etwas seltsam finde.«
    »Konnte sie irgendeinen Rhythmus, ein System in den Zeitabständen der Observierung entdecken?«
    »Sie hat zumindest nichts gesagt.«
    »Und sie sagt Ihnen alles, was?« Snyder grinste ein wenig hinterhältig.
    »Wie meinen Sie das genau?« Ich wusste im Moment nicht, woran ich mit Snyder war.
    »Nun hören Sie schon auf, Pete. Es ist kein Geheimnis, dass Sie mit Lucy was laufen haben.«
    »Wie hat sich das denn rumgesprochen?« Ich war angefressen. Das wollte ich nun wirklich nicht diskutieren.
    »Das frage ich mich auch gerade«, entgegnete Snyder nachdenklich. »Es ist eines von diesen Gerüchten, von denen man nie weiß, woher sie kommen, die sich aber so hartnäckig halten, dass man sie schließlich als feststehende Tatsache akzeptiert. Aber das ist der Punkt, den ich ansprechen wollte: Da Sie offensichtlich bei Lucy und Katya ein- und ausgehen, kann es nicht sein, dass die Observierung Ihnen gilt?«
    Ich zog scharf die Luft ein. Auf diese verdammte Idee war ich noch nicht gekommen.
    »Warum sollte March mich beobachten lassen? Das ist doch Blödsinn!« Ich war mir meiner Sache plötzlich gar nicht so sicher. Forschend schaute ich in Snyders Augen. Wusste er mehr? Warf er mir hier nur ein paar Brocken zum Nachdenken in die richtige Richtung hin?
    »Ich spekuliere nur«, sagte Snyder ruhig. »Außerdem wissen Sie doch gar nicht, ob es March ist. Was ist mit dem Pentagon?«
    Nun war ich noch verwirrter. »Walcott?«
    »Genau. Ich glaube, Sie unterschätzen unseren hochverehrten General. Sowohl in seinen Möglichkeiten als auch in seinen tatsächlichen Aktivitäten. Walcott ist beileibe nicht irgendein entmachteter Dummbeutel, der wegen schlechter Führung nach New Mexico zwischenverlagert wird. Im Gegenteil. Just ist er damit beschäftigt, eine geheime militärische Sondereinheit zusammenzustellen, die die neuen Antiterrorrichtlinien des Präsidenten mitverwirklichen soll. Walcott mischt bei der Logistik entscheidend mit und stellt einen großen Teil der Manpower.«
    Ich schüttelte konfus den Kopf. »Moment mal, Moment. Was für Richtlinien? Wir haben unser Papier doch erst letzte Woche vorgelegt. Es ist meines Wissens nach noch nicht darüber entschieden worden. Was hat Walcott damit zu tun? Und wo ist die Verbindung zur Observierung von Lucy und Katya? Oder mir?«
    »Tja, mein Lieber. Deswegen habe ich Sie heute Abend zu einem gemütlichen Stündchen in meiner

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