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Anita Blake 02 - Bllutroter Mond

Anita Blake 02 - Bllutroter Mond

Titel: Anita Blake 02 - Bllutroter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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wusste, ich musste zu ihr. Wie der Zombie mir hatte gehorchen müssen, musste ich ihr gehorchen. Es gab keinen Befreiungsschlag, keine Lösung. So einfach war das, und ich saß fest.
    39
    Ich stand ganz still auf dem Kies. Wanda regte sich in meinen Armen, drehte den Kopf, sah mich an. Im Sternenlicht war ihr Gesicht unglaublich bleich. War meins auch so bleich? Hatte der Schock mein Gesicht wie mit Mondlicht überzogen? Ich versuchte, einen Schritt vorwärts zu gehen. Wanda in Sicherheit zu tragen. Ich konnte keinen Schritt tun. Ich kämpfte darum, bis meine Beine von der Anstrengung zitterten. Ich konnte nicht fort.
     
    »Was ist los? Wir müssen hier weg, bevor Gaynor kommt«, sagte Wanda. »Ich weiß«, antwortete ich. »Was tun wir dann noch hier?« Ich schluckte etwas Kaltes, Hartes hinunter. Mein Herz klopfte wieder in der Brust. »Ich komme nicht weg.«
     
    »Was reden Sie da?« Wieder dieser Anflug von Hysterie in Wandas Stimme.
     
    Hysterie klang wunderbar. Ich versprach mir einen kompletten hysterischen Zusammenbruch, wenn wir lebend aus der Sache herauskämen. Falls ich je fortkäme. Ich kämpfte gegen etwas an, das ich nicht sehen konnte, aber es hielt mich fest. Ich musste aufgeben, oder meine Beine würden unter mir zusammenbrechen. In dieser Hinsicht hatten wir wirklich schon genug Schwierigkeiten. Wenn ich nicht vorwärts gehen konnte, dann vielleicht rückwärts.
     
    Ich machte einen Schritt rückwärts, dann zwei. Ja, das funktionierte. »Wohin gehen Sie«, fragte Wanda. »Zum Friedhof«, sagte ich. »Warum?!«
     
    Gute Frage, aber ich war nicht sicher, ob ich es ihr ausreichend erklären konnte. Ich verstand es ja selbst kaum. Wie sollte ich es einem anderen erklären? Ich konnte nicht weg, aber musste ich Wanda wieder zurückbringen? Würde mir der Zauber erlauben, sie zurückzulassen?
     
    Ich beschloss, es zu versuchen. Ich setzte sie auf dem Kies ab. Das ging leicht. Ich hatte doch noch die eine oder andere Wahl.
     
    »Warum lassen Sie mich hier?« Sie klammerte sich angstvoll an mich. Und ich mich an sie. »Versuchen Sie, die Straße zu erreichen«, sagte ich. »Auf den Händen?« Sie hatte Recht, aber was hätte ich tun sollen? »Können Sie mit einer Pistole umgehen?« »Nein.«
     
    Sollte ich ihr die Pistole dalassen oder sie behalten und auf die Gelegenheit hoffen, Dominga zu erschießen? Wenn der Zauber so wirkte wie die Befehle auf einen Zombie, dann konnte ich sie töten, solange sie es mir nicht ausdrücklich verbot. Denn ich besaß gewissermaßen noch einen freien Willen. Dominga holte mich zurück, dann würde sie jemanden nach Wanda schicken. Sie sollte das Opfer sein.
     
    Ich entsicherte die 22er und gab sie ihr. »Sie ist geladen und entsichert«, sagte ich. »Da Sie sich nicht damit auskennen, verbergen Sie sie, bis Enzo oder Bruno sich über Sie beugen, dann schießen Sie. Auf kürzeste Distanz können Sie nicht danebenschießen.«
     
    »Warum lassen Sie mich allein?« »Ein Zauber vermutlich«, antwortete ich. Sie riss die Augen auf. »Was für ein Zauber?« »Ein Zauber, der ihnen ermöglicht, mir zu befehlen, dass ich umkehre. Einer, der mir die Flucht unmöglich macht.« »Oh Gott.«
     
    »Ja«, sagte ich. Ich lächelte zu ihr hinab. Ein aufmunterndes Lächeln, eine komplette Lüge. »Ich werde versuchen, wieder hierher zu kommen.« Sie starrte mich nur an wie ein Kind, das die Eltern im Dunkeln allein lassen, bevor alle Monster vertrieben sind.
     
    Sie umklammerte die Pistole und sah zu, wie ich in der Dunkelheit verschwand.
     
    Das hohe trockene Gras raschelte an meinen Hosenbeinen. Der Wind blies bleiche Wellen in die Wiese. Grabsteine ragten über die Gräser wie niedrige Mauern oder die Buckel von Seeungeheuern. Ich brauchte nicht nachzudenken, wohin ich gehen sollte. Meine Füße schienen den Weg zu kennen.
     
    Fühlte sich so ein Zombie, wenn er den Befehl zu kommen erhielt? Nein, ein Zombie musste in Hörweite sein. Man konnte ihm nicht auf solche Distanz befehlen.
     
    Dominga Salvador stand auf einer Hügelkuppe. Sie wurde vom Mond angestrahlt. Er sank bereits der Dämmerung entgegen. Es war noch Nacht, aber gegen Ende der Nacht. Alles war Samt und Silber und tiefe Mulden nächtlicher Schatten, aber mit dem warmen Wind kam schon die zarte Andeutung der Dämmerung.
     
    Wenn ich die Sache bis Sonnenaufgang hinauszögerte, konnte ich den Toten nicht mehr erwecken. Vielleicht würde auch der Zwang verblassen. Wenn ich mehr Glück hatte, als ich

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