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Anita Blake 02 - Bllutroter Mond

Anita Blake 02 - Bllutroter Mond

Titel: Anita Blake 02 - Bllutroter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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glänzten die Tränen wie Silber. Er riss sie weit auf, damit sie nicht herabrollten.
     
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich wollte ihn nicht weinen sehen. »Ich werde mit der Polizei sprechen und sehen, was ich herausfinden kann. Ich sag's Jamison, sobald ich etwas habe.«
     
    John Burke nickte vorsichtig. Seine Augen sahen aus wie aus dünnem Glas, nur die Oberflächenspannung hielt die Tränen noch zurück.
     
    Ich nickte Jamison zu und ging. Im Wagen drehte ich die Klimaanlage auf und ließ sie auf höchster Stufe laufen. Die beiden Männer standen noch immer in der heißen Sonne auf dem braunen Rasen, als ich den Gang einlegte und losfuhr.
     
    Ich würde mit der Polizei reden und versuchen, etwas zu erfahren. Und ich hatte einen weiteren Namen für Dolph. John Burke, größter Animator von New Orleans und Voodoopriester. Klang mir nach einem Verdächtigen.
     
    10
    Gerade als ich den Schlüssel ins Schloss steckte, klingelte das Telefon. »Komme schon!«, rief ich. Warum tun die Leute so etwas? Zum Telefon schreien, als ob der Anrufer einen hören kann und dann wartet? Ich stieß die Tür auf und hob beim vierten Klingeln den Hörer ab. »Hallo.«
     
    »Anita?« »Dolph«, sagte ich. Mein Magen zog sich zusammen. »Was gibt's?« »Haben wahrscheinlich den Jungen gefunden.« Er sprach ruhig, neutral. »Wahrscheinlich«, wiederholte ich. »Was meinen Sie mit wahrscheinlich?« »Sie wissen, was ich meine, Anita«, antwortete er. Er klang müde. »Ähnlich wie die Eltern?« War eigentlich keine Frage. »Ja,« »Gott, Dolph, ist noch viel übrig?«
     
    »Kommen Sie her und sehen Sie selbst. Wir sind auf dem Burrell-Friedhof. Wissen Sie, wo das ist?« »Sicher, ich habe da schon gearbeitet.« »Kommen Sie so schnell wie möglich. Ich will nach Hause und meine Frau in die Arme schließen.« »Klar, Dolph, ich verstehe.« Ich redete mit mir selbst.
     
    Die Leitung war schon tot. Einen Moment lang sah ich den Hörer an. Mir wurde kalt. Ich wollte nicht hingehen und die Überreste von Benjamin Reynolds sehen. Ich wollte es nicht wissen. Ich atmete eine Menge Luft durch die Nase ein und ließ sie dann langsam wieder heraus.
     
    Ich blickte an mir hinunter auf die schwarze Strumpfhose, die hohen Absätze, das Kleid. Das war nicht meine bevorzugte Tatortbekleidung, sich umziehen würde zu lange dauern. Ich war gewöhnlich der letzte Experte, der gerufen wurde. Wenn ich mit der Leiche fertig war, konnten sie sie fortschaffen. Und alle durften nach Hause gehen. Ich griff mir die schwarzen Nikes. Wenn man einmal Blutflecke auf Pumps hat, bekommt man sie nie wieder ganz weg.
     
    Ich hatte die Browning Hi-Power zusammen mit dem Holster auf meine kleine schwarze Handtasche gelegt. Während der Beerdigung hatte ich sie im Wagen gelassen. Mir fiel keine Möglichkeit ein, unauffällig eine Pistole zu tragen, wenn man ein Kleid anhatte. Ich weiß, im Fernsehen sehen Sie Oberschenkelholster, aber sagt Ihnen das Wort »wund scheuern« etwas?
     
    Ich zögerte, die Ersatzpistole zu nehmen und in die Handtasche zu stecken, und ließ es dann bleiben. Meine Handtasche scheint wie jede Handtasche ein wanderndes schwarzes Loch zu haben. Ich würde die Pistole nie rechtzeitig finden, wenn ich sie wirklich einmal brauchte.
     
    Allerdings hatte ich ein silbernes Messer in einer Oberschenkelscheide unter dem Kleid. Ich kam mir vor wie Kit Carson im Frauenfummel, aber nach Tommys Stippvisite wollte ich nicht mehr unbewaffnet sein. Ich machte mir keine Illusionen, was passieren würde, wenn Tommy mich ohne Pistole erwischte. Messer waren zwar nicht so gut, aber damit könnte ich deutlich mehr ausrichten, als wenn ich nur schreiend mit meinen kleinen Füßen austrat.
     
    Ich hatte noch nie probieren müssen, ein Messer schnell aus der Oberschenkelscheide zu ziehen. Es würde vermutlich leicht unanständig wirken, aber wenn es mich am Leben hielt ... also, eine kleine Verlegenheit kann ich auf mich nehmen.
     
    Der Burrell-Friedhof liegt auf einem Hügel. Einige Grabsteine sind Jahrhunderte alt. Auf dem weichen, verwitterten Kalkstein ist kaum etwas zu entziffern, er sieht aus wie glattgelutschter Kandis. Das üppige Gras steht hüfthoch, die Grabsteine wirken wie müde Wächter.
     
    Am Rand des Friedhofs steht ein Haus, wo der Verwalter wohnt, aber es gibt nicht viel, das er verwalten muss. Der Friedhof ist voll belegt, und das seit Jahren. Der Letzte, der hier begraben worden ist, konnte sich noch an die Weltausstellung von

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