Anita Blake 02 - Bllutroter Mond
anderem.« »Gut, die Gaynor-Akte dafür, dass Sie mich auf die nächste Vampirhinrichtung mitnehmen.« »Nein«, sagte ich.
»Ach, Anita ...« »Nein.«
Er breitete die Arme aus. »Na gut, war nur eine Idee. Es wäre ein großartiger Artikel geworden.« »Ich brauche keine Publicity, Irving, diese Art schon gar nicht.« Er nickte. »Ja, schon gut. Wir treffen uns im Dead Dave's in etwa zwei Stunden.« »In einer Stunde. Ich möchte aus dem Viertel wieder draußen sein, bevor es dunkel wird.«
»Hat es da unten jemand auf Sie abgesehen? Ich meine, ich will Sie nicht in Gefahr bringen, Blake.« Er grinste. »Sie haben mir zu viele Titelgeschichten verschafft. Ich möchte Sie nicht verlieren.« »Danke für die Betroffenheit. Nein, niemand ist hinter mir her. Soweit ich weiß.« »Sie klingen nicht sehr sicher.«
Ich starrte ihn an. Ich dachte kurz daran, ihm zu erzählen, dass der Meister der Stadt mir ein Dutzend weiße Rosen geschickt hatte und mit mir tanzen gehen wollte. Ich hatte ihm einen Korb gegeben. Auf meinem Anrufbeantworter war eine Nachricht mit der Einladung zu einer Abendgesellschaft gewesen. Ich hatte sie ignoriert. Bisher verhielt sich der Meister wie der höfliche Gentleman, der er einige Jahrhunderte zuvor gewesen war. Das konnte nicht von Dauer sein. Jean-Claude war kein Mann, der Niederlagen einfach hinnahm.
Ich erzählte es Irving nicht. Er brauchte es nicht zu wissen. »Ich sehe Sie in einer Stunde im Dead Dave's. Ich laufe derweil nach Hause und ziehe mich um.« »Da Sie es gerade erwähnen, ich habe Sie noch nie in einem Kleid gesehen.« »Ich war heute auf einer Beerdigung.«
»Geschäftlich oder privat?« »Privat.« »Dann tut es mir Leid.« Ich zuckte die Achseln. »Ich muss jetzt gehen, wenn ich noch genug Zeit haben will, um mich umzuziehen und mich wieder mit Ihnen zu treffen. Danke, Irving.«
»Das ist keine Gefälligkeit, Blake. Sie werden mir für diese Zombieartikel bezahlen.« Ich seufzte. In mir stieg die Vorstellung auf, wie er mich zwang, mich Arm in Arm mit einer Leiche ablichten zu lassen. Aber die neue Gesetzgebung brauchte öffentliche Aufmerksamkeit. je mehr Leute das Schreckliche dieser Sache begriffen, desto größer die Chance, dass das Gesetz durchkäme. In Wirklichkeit tat Irving mir trotzdem einen Gefallen. Aber auch das brauchte er nicht zu wissen.
Ich ging durch das dämmrige Großraumbüro und winkte über die Schulter, ohne mich noch einmal umzudrehen. Ich wollte aus diesem Kleid heraus und etwas anziehen, worin sich eine Pistole verstecken ließ. Wenn ich mich ins Blutviertel begab, würde ich sie vielleicht gebrauchen können.
Das Dead Dave's befindet sich in einem Teil von St. Louis, für den es zwei Namen gibt. Höflich: das Hafenviertel. Grob: das Blutviertel. Für Vampirkommerz ist es das heißeste Pflaster unserer Stadt. Riesentouristenattraktion. Erst die Vampire haben St. Louis tatsächlich auf die touristische Landkarte gebracht. Man sollte meinen, dass die Ozark Mountains, eines der besten Angelgebiete, das Symphonieorchester, welches Broadwayniveau hat, oder auch der Botanische Garten dazu genügen würden, aber nein. Vermutlich ist es schwer, sich mit den Untoten zu messen. Ich persönlich weiß, dass es schwer ist.
Das Dead Dave's besteht aus getöntem Glas und Neonreklame. Die Nachmittagssonne verschwand im Dämmerlicht. Die Vampire würden nicht vor Vollendung der Dunkelheit draußen sein. Ich hatte noch knappe zwei Stunden Zeit. Reingehen, die Akte überfliegen und wieder raus. Ganz einfach, Klar doch.
12
Ich hatte mich umgezogen und trug nun ein Paar schwarze Shorts, ein königsblaues Polohemd, schwarze Nikes mit passenden blauen Streifen, schwarz-weiße Sportsocken und einen schwarzen Ledergürtel. Der Gürtel musste sein, um das Schulterholster daran zu befestigen. Meine Browning Hi-Power saß sicher unter meinem linken Arm. Ich hatte ein kurzärmeliges Oberhemd darüber gezogen, um die Waffe zu verdecken. Das Hemd hatte ein anspruchsloses schwarzblaues Muster. Das Outfit sah großartig aus. Der Schweiß lief mir den Rücken hinunter. Für das Hemd war es viel zu warm, aber die Browning hielt dreizehn Kugeln bereit. Vierzehn, wenn man so blutrünstig ist und noch eine Ersatzkugel in die Kammer steckt.
Ich glaubte aber nicht, dass die Dinge so schlecht standen. In der Hosentasche trug ich ein zusätzliches Magazin. Ich weiß, es nimmt da Flusen auf, aber wie sollte ich es sonst bei
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