Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten
hast versprochen, dich aus meinen Träumen herauszuhalten, du Mistkerl«, flüsterte ich.
Der Radiowecker zeigte 2:00 p.m. Ich hatte vierzehn Stunden geschlafen. Es hätte mir besser gehen sollen, tat es aber nicht. Es war, als hätte ich einen Albtraum nach dem anderen gehabt und wäre gar nicht zum Schlafen gekommen. Aber ich erinnerte mich nur an den letzten. Wenn alle so schlimm gewesen waren, wollte ich nicht, dass mir die anderen wieder einfielen.
Warum spukte Jean-Claude wieder in meinen Träumen herum? Er hatte mir sein Wort gegeben, aber sein Wort war vielleicht gar nichts wert. Vielleicht.
Ich zog mich vor dem Badezimmerspiegel aus. Mein ganzer Brustkorb war mit dunkelblauen, fast violetten Flecken übersät. Das Atmen tat weh, aber es war nichts gebrochen. Die Brandwunde auf der Brust war offen, die Haut schwarz, wo nicht von Blasen bedeckt. Eine Verbrennung schmerzt bis ins Innerste, als würde sich der Schmerz durch die Haut bis zu den Knochen graben. Die einzige Verletzung, die mich davon überzeugt, dass ich Nervenenden dicht unter der Haut habe. Wie könnte es sonst so verflucht wehtun?
Ich war um drei mit Ronnie im Sportcenter verabredet. Ronnie war die Kurzform von Veronica. Sie behauptete, dass ihr der Name mehr Aufträge als Privatdetektivin einbrachte, weil die Leute sie für einen Mann hielten. Traurig, aber wahr. Wir stemmen Gewichte und joggen. Ich zog mir sehr vorsichtig einen schwarzen Sport-BH über die Wunde. Er drückte sich in die Blutergüsse, aber ansonsten ging es. Ich strich mir eine antiseptische Salbe auf die Verbrennung und klebte eine Stück Mull darüber. Ein rotes Männer-T-Shirt mit herausgeschnittenen Ärmeln und Halsbündchen fand bei mir am meisten Anklang. Schwarze Radlerhosen, Socken mit einem roten Ringel und schwarze Nike Airs vervollständigten meine Ausstattung.
Das T-Shirt verdeckte nicht den Mullverband, aber die Blutergüsse. Die meisten Kunden im Sportcenter waren daran gewöhnt, dass ich mit blauen Flecken oder Schlimmerem ankam. Sie stellten nicht mehr viele Fragen. Ronnie behauptet, dass ich mürrisch zu ihnen bin. Soll mir recht sein. Ich hab's gern, wenn man mich in Ruhe lässt.
Ich hatte schon den Mantel an und die Sporttasche in der Hand, als das Telefon klingelte. »Sprechen Sie«, sagte ich. »Hier ist Dolph.« Mein Magen zog sich zusammen. Ein neuer Mordfall? »Was ist los, Dolph?«
»Wir haben den Kerl identifiziert, den Sie sich angesehen haben.« »Das Vampiropfer?« »Ja.«
Ich atmete langsam aus. Kein weiterer Mord, und wir kamen voran. Was konnte besser sein?
»Calvin Barnabas Rupert, seine Freunde nannten ihn Cal. Sechsundzwanzig Jahre alt, verheiratet mit Denise Smythe Rupert seit vier Jahren. Keine Kinder. Er war Versicherungsmakler. Wir konnten noch keine Verbindungen zur Vampirgemeinde aufdecken.«
»Vielleicht ist Mr Rupert nur zur rechten Zeit am falschen Ort gewesen.« »Ein zufälliger Gewaltakt?«, überlegte Dolph laut. »Möglich.« »Wenn es ein Zufall war, haben wir kein Motiv, nichts, wonach wir suchen können.«
»Darum überlegen Sie, ob ich nicht herausfinden kann, ob Cal Rupert irgendwelche Verbindungen zu den Monstern gehabt hat?« »Ja«' sagte er.
Ich seufzte. »Ich werde es versuchen. Ist das alles? Ich habe eine Verabredung und bin spät dran.« »Das ist alles. Rufen Sie mich an, wenn Sie etwas wissen.« Er klang ausgesprochen mürrisch. »Sie würden mir doch sagen, wenn Sie eine neue Leiche gefunden hätten, oder?«
Er lachte schnaubend. »Damit Sie herkommen und die Beißmale vermessen? Ja. Warum?« »Sie klingen so grimmig.«
Das Lachen tropfte aus seiner Stimme. »Sie sind es, die gesagt hat, es würde noch mehr Tote geben. Haben Sie Ihre Meinung geändert?«
Ich hätte gern gesagt, ja, ich bin jetzt anderer Meinung, war ich aber nicht. »Wenn sich ein Rudel bösartiger Vampire herumtreibt, werden wir noch mehr Leichen bekommen.«
»Könnte es noch irgendetwas anderes sein als ein Rudel Vampire?«, fragte er. Ich dachte eine Minute lang nach und schüttelte den Kopf. »Nein, gar nichts.«
»Schön, wir sprechen uns wieder.« Die Verbindung riss ab, ehe ich noch etwas sagen konnte. Dolph hatte es nicht so mit Guten Tag und Auf Wiedersehen.
Ich hatte meine Zweitwaffe in der Jackentasche, eine 9mm Firestar. Es gab keine Möglichkeit, ein Holster unter dem Trainingszeug zu tragen. Die Firestar hatte nur acht Schuss, die Browning
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