Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten
»Selbstverständlich.«
Ich stellte zwei Henkelbecher, Zucker und gekühlte frische Sahne hin. Der Kaffee tropfte in die kleine Glaskanne. Der Duft war köstlich und warm und dick genug, um ihn in beide Arme zu nehmen.
»Wie möchtest du den Kaffee?« »Mach ihn, wie du ihn immer trinkst.« Ich warf ihm einen Blick zu. »Keine Vorliebe?«
Er schüttelte den Kopf, ruhte weiter auf der Armlehne.
»Gut.« Ich goss Kaffee ein, gab in beide Tassen drei Stück Zucker und viel Sahne, rührte um und stellte sie auf den Küchentisch.
»Du wirst ihn mir nicht herbringen?« »Du trinkst den Kaffee nicht auf einer weißen Couch«, sagte ich.
»Aha.« Er stand geschmeidig auf, ganz Kraft und Anmut. Ich wäre sehr beeindruckt gewesen, hätte ich nicht den ganzen Abend mit Vampiren verbracht.
Wir setzten uns einander gegenüber. Seine Augen sahen aus wie der Frühlingshimmel, hatten dieses warme helle Blau, bei dem einem trotzdem kalt ist. Sein Gesicht war freundlich, der Blick neutral. Er verfolgte jede meiner Bewegungen.
Ich erzählte ihm von Yasmeen und Marguerite. Was ich ausließ, waren Jean-Claude, der Vampirmord, die Riesenkobra, Stephen Werwolf und Rick Zeeman. Es wurde also eine sehr kurze Erzählung.
Als ich fertig war, richtete Edward sich auf. Er schlürfte weiterhin seinen Kaffee und musterte mich. Ich trank und erwiderte seinen Blick. »Das erklärt die Brandwunde«, sagte er. »Prima«, fand ich. »Aber du hast eine Menge ausgelassen.« »Woher weißt du das?« »Weil ich dir gefolgt bin.«
Ich starrte ihn an, während ich mich am Kaffee verschluckte. Als ich wieder, ohne zu husten, sprechen konnte, fragte ich: »Du hast was getan?« »Dich verfolgt«, antwortete er. Sein Blick war noch immer neutral, das Lächeln freundlich. »Warum?«
»Ich wurde engagiert, um den Meister der Stadt zu töten.« »Dafür wurdest du vor drei Monaten engagiert.« » Nikolaos ist tot; der neue Meister nicht.«
»Du hast Nikolaos nicht getötet«, sagte ich. »Ich war es.« »Stimmt. Willst du die Hälfte abhaben?«
Ich schüttelte den Kopf. »Worüber beschwerst du dich dann? Ich habe mir den Arm gebrochen, als ich dir dabei geholfen habe.« »Und ich hatte vierzehn Stiche, und wir hatten beide Vampirbisse«, ergänzte ich.
»Und sie haben uns mit Weihwasser gereinigt«, sagte Edward. »Was gebrannt hat wie Säure«, vollendete ich.
Edward nickte, schluckte seinen Kaffee. Hinter seinen Augen rührte sich etwas, etwas Fließendes, Gefährliches. Seine Miene war unverändert, das konnte ich schwören, und plötzlich war dies das Einzige, was mich noch dazu brachte, seinem Blick zu begegnen.
»Warum bist du mir gefolgt, Edward?« »Mir wurde gesagt, dass du dich heute Nacht mit dem neuen Meister triffst.« »Wer hat dir das gesagt?«
Er schüttelte den Kopf, und dieses unergründliche Lächeln kräuselte seine Lippen. »Ich bin heute im Zirkus gewesen, Anita, ich habe gesehen, mit wem du zusammen warst. Du hast mit den Vampiren gespielt, dann bist du nach Hause gefahren, also muss einer von ihnen der Meister sein.«
Ich kämpfte darum, unbeteiligt zu blicken, zu unbeteiligt, also war es mir anzusehen, aber die Panik war mir nicht anzusehen. Edward war mir gefolgt, und ich hatte es nicht gemerkt. Er kannte alle Vampire, die ich am Abend gesehen hatte. Die Liste war nicht so lang. Er würde es herausfinden.
»Moment mal«, sagte ich. »Du hast mich gegen diese Schlange antreten lassen, ohne mir zu helfen?« »Ich kam rein, nachdem die Leute rausgerannt waren. Es war fast vorbei, als ich in das Zelt guckte.«
Ich trank einen Schluck und suchte nach einem Weg, meine Lage zu verbessern. Er hatte den Auftrag, den Meister zu töten, und ich hatte ihn direkt zu ihm geführt. Ich hatte Jean-Claude verraten. Warum machte mir das etwas aus?
Edward musterte mein Gesicht, als müsse er es sich genau einprägen. Er wartete darauf, dass es mich verriet. Ich gab mir alle Mühe, ausdruckslos und unergründlich auszusehen. Er zeigte mir dieses schmale Kanarienfressergrinsen. Er hatte seinen Spaß. Ich nicht.
»Du warst heute mit vier Vampiren zusammen: Jean-Claude, dieser dunkelhaarigen Exotin, die Yasmeen sein muss, und den beiden Blonden. Weißt du die Namen der Blonden?«
Ich schüttelte den Kopf. Er lächelte breiter. »Würdest du sie mir denn verraten?« »Vielleicht.« »Die Blonden sind unbedeutend«, sagte er. »Sind keine
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