Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten
erfahren, außer wir lassen es verlauten«, erwiderte er. »Das stimmt.« »Das wäre Erpressung, Ms Blake.« »Ach, wirklich?«, säuselte ich. »Sie müssen in Ihrem vorigen Leben ein Bulle gewesen sein«, sagte er. »Sie sind viel zu verschlagen.« »Danke für das Kompliment.«
»Fallen Ihnen zufällig irgendwelche Hypnotiseure ein?« »Alvin Thormund. Warten Sie eine Sekunde und ich gebe Ihnen die Nummer.« Ich holte meine dünne Visitenkartenmappe heraus. Ich bewahrte nur Karten auf, auf die ich von Zeit zu Zeit zurückgreifen wollte. Wir hatten Alvin bei mehreren Vampiropfern mit Amnesie gebraucht. Ich gab Dolph die Nummer.
»Danke, Anita.« »Geben Sie mir Bescheid, wenn Sie etwas herausgefunden haben. Ich kann vielleicht die beteiligten Vampire identifizieren.« »Wollen Sie dabei sein, wenn wir sie in Narkose versetzen?«
Ich sah Bert an. Sein Gesicht wirkte noch entspannt, freundlich. Dann war er am gefährlichsten.
»Ich glaube nicht. Machen Sie einfach eine Aufnahme von der Sitzung. Wenn nötig, höre ich sie mir später an.« »Später könnte heißen, beim nächsten Toten«, gab er zu bedenken. »Macht Ihnen Ihr Boss wieder Schwierigkeiten?« »Ja«, sagte ich.
»Soll ich mit ihm reden?«, fragte Dolph. »Ich glaube, besser nicht.« »Macht er Ihnen deswegen die Hölle heiß?« »Das Übliche.« »Also gut. Ich rufe diesen Thormund an und nehme die Sitzung auf. Ich gebe Ihnen Bescheid, sobald wir etwas wissen.«
»Piepsen Sie mich an.« »Genau das.« Er hängte ein. Ich sagte nicht Auf Wiedersehen. Dolph tat das auch nie.
Ich gab Bert den Hörer zurück. Er legte ihn auf die Gabel, während er mich mit freundlich drohenden Augen ansah. »Müssen Sie heute Nacht zur Polizei?« »Nein.« »Womit haben wir diese Ehre verdient'«
»Lassen Sie das, Bert.« Er wandte mich an Larry. »Sind Sie bereit zu gehen, Junge?« »Wie alt sind Sie?«, fragte er.
Bert grinste. »Welche Rolle spielt das?«, fragte ich. »Beantworten Sie einfach meine Frage, einverstanden?« Ich zuckte die Achseln. »Vierundzwanzig.«
»Sie sind nur vier Jahre älter als ich. Sagen Sie nicht Junge zu mir.«
Ich musste lächeln. »Abgemacht. Aber wir sollten jetzt wirklich losfahren. Wir müssen Tote erwecken und Geld scheffeln.« Ich sah Bert von der Seite an.
Er saß zurückgelehnt in seinem Sessel, die kurzen Finger über dem Bauch verschränkt. Er grinste.
Ich wollte ihm das Grinsen mit der Faust aus dem Gesicht wischen. Ich widerstand dem Drang. Wer behauptet, ich hätte keine Selbstbeherrschung?
33
Es war eine Stunde vor Sonnenaufgang. Wo die Hus unten in Hu-Heim ahnungslos in ihren Betten heia machen. Entschuldigung, falscher Text. Wenn ich bis zum Morgen wach bleiben muss, werde ich immer ein bisschen unbekümmert. Ich war die ganze Nacht auf gewesen und hatte Larry gezeigt, wie man ein braver, gesetzestreuer Animator wird. Ich war nicht sicher, ob Bert Letzteres begrüßte, aber ich schon, so viel wusste ich.
Der Friedhof war klein. Das Grundstück einer anspruchsvollen Familie. Eine schmale Straße führte um einen Hügel, und plötzlich lag es vor einem, eine Kiesfläche neben der Straße. Man hatte nur Sekunden, um zu begreifen, dass es der Friedhof war. Am Hang standen die Grabsteine. Es war so steil, dass man meinte, die Särge müssten hinunter schlittern.
Wir standen in der Dunkelheit, über uns flüsterten die Baumkronen. Das Gehölz zu beiden Seiten der Straße war dicht. Das Grundstück war nur schmal, aber gut gepflegt. Es lebten noch Familienmitglieder, die sich um die Instandhaltung kümmern konnten. Ich wagte nicht mir vorzustellen, wie sie den Rasen mähten. Vielleicht mit Seil und Flaschenzug, damit der Rasenmäher sich nicht überschlug und einen weiteren Toten hinzufügte.
Unsere letzten Klienten waren soeben in bewohntes Gebiet zurückgefahren. Ich hatte fünf Tote erweckt. Larry einen. Ja, er hätte zwei geschafft, aber die Dunkelheit wurde uns zu kurz. Eine Totenerweckung dauert nicht so lange, zumindest nicht bei mir, aber man hat immer Fahrzeit einzuberechnen. In vier Jahren hatte ich nur einmal zwei Termine auf demselben Friedhof am selben Abend. Die meiste Zeit fährt man wie ein Wilder durch die Gegend, um seine Termine einzuhalten.
Mein armes Auto war zu einer Tankstelle geschleppt wurden, aber die Versicherungsleute hatten es sich noch nicht angesehen. Es würde Tage oder Wochen dauern, bis sie mir mitteilten,
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