Anita Blake 03 - Zirkus der Versammten
schon. Er war naiv. Ich war schon seit Jahren nicht mehr naiv. Aber wie sollte ich das Bert erklären, ohne Larry zu kränken? Kein zwanzigjähriger Mann hört sich von einer Frau gerne an, dass sie mehr von der Welt weiß als er. Mancher Volksglaube hält sich hartnäckig.
»Mich haben Sie mit Manny rausgeschickt, nicht allein.« »Er sollte eigentlich mit Ihnen gehen, aber Sie hatten ja bei der Polizei zu tun.« »Das ist nicht fair, Bert, und das wissen Sie.«
Er zuckte die Achseln. »Wenn Sie Ihre Arbeit erledigt hätten, wäre er nicht allein gewesen.« »Es hat zwei Morde gegeben. Was soll ich tun? Sagen, es tut mir Leid, Leute, ich muss auf den neuen Animator aufpassen, tut mir Leid wegen der Morde.«
»Niemand muss auf mich aufpassen«, sagte Larry. Wir beachteten ihn nicht. »Sie haben einen Fulltimejob bei Animators, Inc.« »Diese Diskussion hatten wir schon, Bert.« »Viel zu oft«, sagte er. »Sie sind der Boss, tun Sie, was Sie für richtig halten.« »Bringen Sie mich nicht in Versuchung.«
»He, Leute«, sagte Larry. »Ich kriege das Gefühl, dass Sie mich als Grund benutzen, um sich streiten zu können. Lassen Sie sich zu nichts hinreißen, in Ordnung?«
Wir starrten ihn beide wütend an. Er wich nicht aus, sondern hielt den Blicken stand. Einen Punkt für ihn. »Wenn Ihnen nicht gefällt, wie ich meine Arbeit mache, dann werfen Sie mich raus, aber hören Sie auf, mich zu triezen.«
Bert stand auf, langsam, wie ein Wal aus den Wellen steigt. »Anita ...«
Das Telefon klingelte. Wir alle starrten es einen Moment lang an. Bert hob schließlich den Hörer ab und brummte: »Ja, was ist?«
Er hörte eine Minute lang zu, dann blickte er zornig zu mir. »Es ist für Sie.« Er klang unglaublich milde, als er sagte: »Detective Sergeant Storr, Polizeiangelegenheiten.«
Berts Gesicht lächelte, als könne er kein Wässerchen trüben.
Wortlos streckte ich die Hand nach dem Hörer aus. Er gab ihn mir. Er lächelte noch immer, seine grauen Äuglein funkelten. Ein schlechtes Zeichen.
»Tag, Dolph. Was gibt's?«
»Wir sind in dem Anwaltsbüro, das Ihre Freundin Veronica Sims uns genannt hat. Nett, dass sie zuerst Sie angerufen hat.« »Sie hat Sie als Nächstes angerufen, oder nicht?« »Ja.«
»Was haben Sie herausgefunden?« Ich bemühte mich nicht, leise zu sprechen. Wenn man vorsichtig sprach, war eine Hälfte der Unterhaltung für Außenstehende nicht sehr erhellend.
»Reba Baker ist die tote Frau. Sie haben sie anhand von Fotos aus dem Leichenschauhaus identifiziert.«
»Schöne Art, die Woche zu beschließen«, sagte ich.
Dolph ignorierte das. »Beide Opfer waren Klienten mit Sterbewunsch. Bei einem Vampirbiss wollten sie gepfählt, dann verbrannt werden.«
»Klingt nach einem Zusammenhang«, fand ich. »Aber woher wussten die Vampire das?« »Ist das eine Fangfrage, Dolph? Jemand muss es ihnen gesagt haben.« »Das weiß ich«, sagte er und klang angewidert.
Irgendetwas entging mir. »Was wollen Sie von mir hören, Dolph?«
»Ich habe jeden verhört, und ich möchte schwören, dass alle die Wahrheit gesagt haben. Ist es möglich, dass jemand die Information weitergegeben hat und sich nicht mehr erinnert?«
»Sie meinen, ob der Vampir ihn manipuliert haben kann, sodass derjenige hinterher nichts mehr davon weiß?« »Ja«, stimmte er mir zu. »Sicher«, sagte ich. »Könnten Sie feststellen, wen der Vampir bearbeitet hat, wenn Sie hier wären?«
Ich warf einen Blick auf Berts Gesicht. Wenn ich in unserer arbeitsreichsten Zeit noch eine Nacht fehlte, würde er mich vielleicht feuern. Es gab Tage, wo ich glaubte, dass mir das egal war. Dies war nicht so einer. »Achten Sie auf Gedächtnislücken, die sich über Stunden erstrecken oder sogar über eine ganze Nacht.«
»Sonst noch was?« »Der Betroffene selbst mag sich vielleicht nicht mehr erinnern, aber ein guter Hypnotiseur könnte es aus dem Gedächtnis hervorholen.« »Der Anwalt heult mir was vor über Rechte und Vollmachten. Wir haben nur eine Vollmacht für die Akten, nicht für die Gehirne.«
»Fragen Sie ihn, ob er für das nächste Opfer verantwortlich sein will, vielleicht ist es einer seiner Klienten.« »Sie. Der Anwalt ist eine Frau«, sagte er.
Wie peinlich und wie sexistisch von mir. »Fragen Sie sie, ob sie den Familien ihrer Klienten erklären möchte, warum sie die Ermittlungen behindert.«
»Die würden es nicht
Weitere Kostenlose Bücher