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Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Titel: Anita Blake 04 - Giergige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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töten können, hab's aber nicht getan. Frage sie. Frage sie!« Das klang nach reinster Panik.
    »Anita.« Das Wort glitt mir über die Haut, dick und voll böser Andeutungen. Ich war sehr froh, dass diese Stimme nicht auf mich wütend war. »Sie hätte mich beim ersten Angriff töten können«, sagte ich. »Warum, glauben Sie, hat sie es nicht getan?« »Ich glaube, sie wurde abgelenkt, während sie die Sache in die Länge zog. Um mehr Spaß zu haben.«
    »Nein, nein, ich habe nur gedroht. Wollte sie abschrecken. Ich wusste, du würdest nicht wollen, dass ich sie töte. Ich wusste das, sonst wäre sie jetzt tot.« »Du warst schon immer eine schlechte Lügnerin, Gretel.« Gretel? Gretel?
    Er hob mit einer Hand den Deckel vom Sarg und zog sie näher heran. Sie riss sich von ihm los. Seine Fingernägel zogen blutige Furchen in ihre Haut. Sie brachte den Schreibtischsessel zwischen sich und ihn, als ob das etwas nützte. Sie blutete am Hals.
    »Zwinge mich nicht zu weiteren Handlungen, Gretel.« »Mein Name ist Gretchen, schon seit über hundert Jahren. » Zum ersten Mal zeigte sie wirklich Mut gegen Jean-Claude. Ich unterdrückte den Drang zu klatschen. Es war nicht schwer.
    »Du warst Gretel, als ich dich gefunden habe, und bist es noch. Zwinge mich nicht, dich zu erinnern, was du bist, Gretel.« »Ich werde nicht freiwillig in diese verfluchte Kiste steigen. Ich werde es nicht tun.« »Willst du wirklich, dass Anita dich von deiner schlechtesten Seite sieht?«
    Ich dachte, das hätte ich schon. »Ich werde nicht gehen.« Ihre Stimme klang fest, nicht zuversichtlich, aber stur. Sie meinte es ernst.
    Jean-Claude stand sehr still. Wie in Zeitlupe hob er die Hand. Einen besseren Ausdruck gab es nicht. Die Bewegung war beinahe tänzerisch.
    Gretchen taumelte, griff nach dem Sessel. Ihr Gesicht war eingesunken. Nicht als Wirkung ihrer eigenen Macht, wie ich es schon bei ihr gesehen hatte. Nicht die ätherische Leiche, die einem die Kehle rausreißt und im Blut tanzt. Ihr Fleisch zog sich zurück, spannte über den Knochen. Sie schwand dahin. Sie starb. Sie öffnete den Mund und schrie. »Mein Gott, was passiert mit ihr?«
    Gretchen klammerte sich mit klauenhaft dünnen Fingern an die Sessellehne. Sie sah aus wie mumifiziert. Ihr greller Lippenstift war ein grausiger Fleck auf ihrem Gesicht. Selbst das blonde Haar war dünn geworden, trocken und brüchig wie Stroh.
    Jean-Claude ging auf sie zu, immer elegant, immer schön, immer monströs. »Ich habe dir ewiges Leben geschenkt, und ich kann es dir wieder nehmen, vergiss das nie.«
    Sie wimmerte leise. Sie streckte ihm eine matte Hand entgegen und flehte. »In den Kasten«, sagte er, und das Wort klang so finster und schrecklich, als meinte er die Hölle. Er hatte ihr den Kampfgeist ausgetrieben, oder vielleicht war gestohlen zutreffender. Dergleichen hatte ich noch nicht erlebt. Eine neue Vampirfähigkeit, von der in keiner Volkssage auch nur geflüstert wurde. Scheiße.
    Gretchen machte einen zittrigen Schritt auf den Sarg zu. Zwei gequälte, schlurfende Schritte, und sie ließ den Sessel los. Sie stürzte, fing sich mit knochendürren Armen ab, wie man es nicht vermutet hätte. Eine gute Methode, um sich den Arm zu brechen. Gretchen schien sich über gebrochene Knochen keine Sorgen zu machen. Ich konnte es ihr nicht verdenken.
    Sie kniete mit hängendem Kopf, als hätte sie nicht die Kraft, um aufzustehen. Jean-Claude stand nur da und beobachtete sie. Er unternahm nichts, um sie aufzurichten. Wäre es nicht gerade Gretchen gewesen, hätte ich ihr vielleicht geholfen.
    Ich musste eine Bewegung auf sie zugemacht haben, denn Jean-Claude machte eine warnende Geste. »Wenn sie sich jetzt an einem Menschen sättigt, kehrt ihre ganze Kraft zurück. Sie ist sehr verängstigt. Ich würde sie jetzt nicht in Versuchung bringen, ma petite.«
    Ich blieb, wo ich war. Ich hatte nicht vorgehabt, ihr zu helfen, aber zuzusehen gefiel mir auch nicht.
    »Krieche«, befahl er. Sie begann zu kriechen.
    Ich hatte genug. »Sie haben sich durchgesetzt, Jean-Claude. Wenn Sie sie in dem Sarg haben wollen, heben Sie sie einfach auf und legen Sie sie hinein.« Er sah mich an. Eine gewisse Belustigung stand in seinem Gesicht. »Sie haben Mitleid mit ihr, ma petite. Sie wollte Sie umbringen. Das wissen Sie.«
    »Es würde mir nichts ausmachen, sie zu erschießen, aber das hier ...« Mir fehlten die Worte. Er demütigte sie nicht nur, er entkleidete sie ihres Selbst. Ich schüttelte den Kopf. »Sie

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