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Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Titel: Anita Blake 04 - Giergige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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foltern sie. Wenn Sie das um meinetwillen tun, ich habe genug gesehen. Wenn es um Ihretwillen ist, hören Sie auf damit.«
    »Es geschieht um ihretwillen, ma petite. Sie hat vergessen, wer ihr Meister ist. Einen Monat oder zwei in einem Sarg werden sie daran erinnern.« Gretchen war beim Podest angekommen. Sie griff mit beiden Händen in die Stoffverkleidung, konnte sich aber nicht hochziehen.
    »Ich glaube, sie ist genug daran erinnert worden.« »Sie sind so streng, ma petite, so pragmatisch, doch plötzlich erregt etwas Ihr Erbarmen. Und das ist genauso stark wie Ihr Hass.« »Aber nicht annähernd so spaßig.«
    Er lächelte und hob den Sargdeckel hoch. Das Innere war natürlich weiß. Er hob Gretchen vom Boden auf. Sie hielt sich so ungeschickt in seinen Armen, als ob ihre Glieder nicht mehr recht funktionierten. Ihr langer Mantel schleifte über den Sargrand, als er sie hineinlegte. Dabei schlug etwas Schweres gegen das Holz.
    Fast war es mir zuwider, danach zu fragen - fast. »Wenn das meine Pistole in ihrer Tasche ist, muss ich sie wiederhaben.« Er bettete sie recht sanft in das seidene Futter, dann durchwühlte er ihre Taschen. Er fand die Browning und schloss langsam den Sargdeckel. Zwei knochige Hände hoben sich, um den Deckel aufzuhalten.
    Wie ich die Gegenwehr dieser dünnen Finger sah, hätte ich es fast bewenden lassen. »Da sollte noch eine Pistole und ein Messer sein.«
    Jean-Claude sah mich mit hochgezogenen Brauen an, aber er nickte und hielt mir die Browning entgegen. Ich trat näher und nahm sie. Dabei sah ich Gretchens Augen. Sie waren hell und trübe wie bei allen sehr alten Vampiren, aber genügend ausdrucksvoll, um Entsetzen einzuflößen.
    Sie rollte wie irre die Augen und blickte mich an. Ein stummes Flehen lag in ihrem Blick. Verzweiflung war kein Ausdruck dafür. Sie sah mich, nicht Jean-Claude an. So als wüsste sie, dass ich die einzige Person war, die es überhaupt kümmerte. Falls es Jean-Claude bedrückte, so war es ihm jedenfalls nicht anzusehen.
    Ich verstaute die Browning unter meinem Arm. Es war ein gutes Gefühl, sie wiederzuhaben. Er reichte mir die Firestar. »Das Messer kann ich nicht finden. Wenn Sie selbst nachsehen möchten, dann bitte.«
    Ich schaute auf die trockne, runzlige Haut, das lippenlose Gesicht. Ihr Hals war so dünn wie bei einem Huhn. Ich schüttelte den Kopf »So dringend brauche ich es nicht.«
    Er lachte, und selbst jetzt strich mir der Klang über die Haut wie Samt. Ganz fröhlicher Soziopath.
    Er schloss den Deckel, und Gretchen gab schreckliche Laute von sich, als fehlte ihr die Stimme, um zu schreien, und schlug kraftlos gegen das Holz.
    Jean-Claude ließ die Schlösser einschnappen und beugte sich über den Sarg. »Schlafe«, flüsterte er. Sogleich wurde es stiller darin. Er wiederholte es noch einmal, und die Laute erstarben.
    »Wie haben Sie das gemacht?« »Wie ich sie zum Schweigen gebracht habe?« Ich schüttelte den Kopf. »Das Ganze.« »Ich bin ihr Meister.« »Nein. Nikolaos ist ihr Meister gewesen, aber sie konnte das nicht mit Ihnen tun. Sonst hätte sie es getan.«
    »Sehr scharfsichtig von Ihnen und richtig beobachtet. Ich habe Gretchen zum Vampir gemacht. Das trifft auf Nikolaos und mich nicht zu. Ein Meistervampir besitzt eine besondere Macht über den, den er bekehrt hat. Wie Sie gesehen haben.«
    »Nikolaos hatte die meisten aus ihrem kleinen Gefolge zum Vampir gemacht, stimmt's?«
    Er nickte. »Aber wenn sie gekonnt hätte, was Sie gerade gemacht haben, hätte ich es zu sehen gekriegt. Sie hätte damit angegeben.«
    Er schmunzelte. »Wieder sehr scharfsichtig. Es gibt eine Anzahl von Kräften, die ein Meistervampir besitzen kann: Herbeirufen eines Tieres, freies Schweben im Raum, Widerstandskraft gegen Silber.«
    »Konnte darum mein Messer Gretchen nichts anhaben?« »Ja.« »Aber jeder Meister verfügt über ein anderes Arsenal.« »Arsenal, das ist ein passender Ausdruck. Nun, wo waren wir stehen geblieben, ma petite? Ah, ja-, ich könnte Richard umbringen.«
    Da wären wir wieder.

25
     
    »Haben Sie mich gehört, ma petite? Ich könnte Ihren Richard umbringen.« Er schob die Stellwand wieder an ihren Platz. Der Sarg und sein schrecklicher Inhalt verschwanden ganz einfach.
    »Das wollen Sie nicht wirklich.«
    »Oh, aber ja, ma petite. Ich würde ihm liebend gern das Herz rausreißen und ihn sterben sehen.« Er schritt an mir vorbei. Das schwarze Hemd schwang auf und entblößte seinen Bauch.
    »Ich habe gesagt, dass ich nicht

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