Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anita Blake 05 - Bleich Stille

Anita Blake 05 - Bleich Stille

Titel: Anita Blake 05 - Bleich Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
Vom Netzwerk:
reflektierten das Mondlicht, sodass er wie ein Blinder aussah.
     
    Mr Stirling und Ms Harrison kamen auf uns zu. Stirling schob sich zwischen den Toten durch, als wären sie Bäume. Sie rückten nicht für ihn zur Seite. Wie sture fleischige Pfeiler standen sie da. Ich hatte ihnen nicht befohlen, Platz zu machen, also taten sie es nicht.
     
    Ms Harrison hatte aufgegeben, sich Durchlass zu erzwingen. Der Mond leuchtete auf ihrer Pistole, als sie auf einer Zombieschulter auf uns anlegte.
     
    »Tötet sie«, flüsterte ich.
     
    Der Zombie, den sie zum Aufstützen benutzte, drehte sich zu ihr herum. Sie schnappte erbost nach Luft, und die Toten umringten sie.
     
    Larry sah mich an. »Was haben Sie ihnen befohlen?«
     
    Ms Harrison schrie jetzt. Gellende, angstvolle Schreie. Sie feuerte ihre Waffe ab, in einem fort, bis es klickte. Langsame, gierige Hände und Münder schnappten nach ihrem Körper.
     
    »Halten Sie sie auf«, rief Larry. Er packte meinen Arm. »Halten Sie sie doch auf.«
     
    Ich konnte spüren, wie sie Ms Harrison die Haut vom Leib rissen, die Zähne in ihre Schulter schlugen, den zarten Hals zerbissen, und ich wusste es, als das Blut in diese Münder strömte.
     
    Larry dachte vielleicht doch über einen Berufswechsel nach. »Gütiger Himmel, beenden Sie das!« Er kniete und zerrte an meinem Arm, er flehte.
     
    Stirling hatte keinen Schuss abgegeben. Wo war er? »Hört auf«, flüsterte ich. Die Toten hielten an wie Automaten, mitten in der Bewegung. Ms Harrison sank zu einem stöhnenden Haufen zusammen.
     
    Stirling drängte von einer Seite heran, richtete entschlossen seinen dicken Revolver auf uns, mit beiden Händen, um ihn nicht fallen zu lassen. Er war von hinten herangeschlichen, während die Zombies sich über Ms Harrison hergemacht hatten. Er trat uns fast auf die Finger. Man brauchte reichlich Nerven, um sich so dicht an die Zombies heranzuwagen.
     
    Larrys Finger bohrten sich in meinen Arm. »Nicht, Anita, bitte nicht.« Selbst wenn er in die Mündung eines Revolvers blickte, blieb Larry bei seinen Grundsätzen. Bewundernswert.
     
    »Wenn Sie nur ein Wort sagen, Ms Blake, werde ich Sie erschießen.«
     
    Ich blickte zu ihm hinauf. Ich lag so dicht vor ihm, ich hätte seine Hosenbeine berühren können. Der 45er war ganz ruhig auf meinen Kopf gerichtet. Wenn er abdrückte, wäre ich tot.
     
    »Welche Sorglosigkeit, die Zombies nicht uns beide angreifen zu lassen.«
     
    Da gab ich ihm Recht, aber ich konnte nur zu ihm hinauf starren, mehr war nicht drin. Ich hatte die Machete noch in der Hand. Ich beherrschte mich, dass ich sie nicht fester packte. Nur keine Aufmerksamkeit darauf ziehen.
     
    Ich muss doch eine verräterische Bewegung gemacht haben, denn er sagte: »Lassen Sie das Ding los, Ms Blake, ganz langsam.« Ich tat es nicht. Ich starrte ihn und seinen Revolver an. »Sofort, Ms Blake, oder ...« Er zog mit dem Daumen den Hammer zurück. Nicht notwendig, aber dramatisch. Ich ließ die Machete los.
     
    »Die Hand weg, Ms Blake.«
     
    Ich zog die Hand weg. Ich rückte nicht von ihm und seiner Waffe fort. Hätte ich gerne getan, aber ich zwang mich, still zu liegen. Ein bisschen mehr Abstand machte die Waffe nicht weniger tödlich, bewirkte aber einen großen Vorteil bei dem Versuch, ihn anzuspringen. Ich hätte mir lieber etwas anderes einfallen lassen, aber unsere Möglichkeiten wurden knapp ... Kampflos würde ich nicht untergehen.
     
    »Können Sie die Zombies wieder in die Erde betten, Mr Kirkland?« Larry zögerte. »Ich weiß nicht.«
     
    Braver Junge. Hätte er Nein gesagt, hätte Stirling ihn vielleicht erschossen. Hätte er Ja gesagt, hätte Stirling vielleicht mich erschossen.
     
    Larry ließ meinen Arm los und rückte ein bisschen zur Seite. Stirlings Blick huschte zu ihm, dann wieder zu mir, aber der Lauf schwankte kein einziges Mal. Scheiße.
     
    Larry kam auf die Knie hoch, kroch weiter von mir weg, was Stirling zwang, immerzu hin und her zu blicken. Der 45er schwenkte zwei Fingerbreit von meinem Kopf weg zu Larry hin. Ich hielt den Atem an. Noch nicht, noch nicht ... Wenn ich es zu früh versuchte, wäre ich tot.
     
    Larry griff nach etwas auf dem Boden. Der 45er schwenkte in seine Richtung.
     
    Ich tat zwei Sachen auf einmal. Ich griff mit der Linken um Stirlings Bein und riss daran, packte mit der Rechten seine Weichteile und drückte mit aller Kraft, die mir zur Verfügung stand, zu. Das war nicht geeignet, ihm richtig wehzutun, aber er knickte ein.

Weitere Kostenlose Bücher