Anita Blake 05 - Bleich Stille
tatsächlich nicht. Ich hätte es gekonnt. Es hätte mir keinen Spaß gemacht, aber ich hätte es geschehen lassen. Leider. »Was tun Sie da mit diesem heiligen Klimbim?«, fragte Janos. »Die Sache aufhalten«, sagte ich. »Sie wollen doch ihren Tod, Anita.« »Nicht so«, widersprach ich. »Wäre Ihnen lieber, wenn ich Sie die Waffe nehmen und das viele Blut vergeuden lasse?«
Er ließ mir tatsächlich die Wahl, die beiden zu erschießen. Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass das noch infrage kommt.« »Kam es noch nie«, sagte Larry.
Ich ließ ihm das durchgehen. War nicht nötig, ihn zu desillusionieren. Ich ging auf Pallas und Bettina zu. Larry ging zu Ellie und Xavier, hielt das Kreuz an der stramm gezogenen Kette, als ob es dann besser wirkte. Gegen eine kleine dramatische Geste ist nichts einzuwenden, aber ich würde ihm stecken müssen, dass es eigentlich nichts nützte. Später.
Das Kreuz wurde immer heller, bis es leuchtete wie eine nackte 100-Watt-Birne. Rings um den Schein sah ich die Welt als schwarzen Kreis.
Xavier war aufgesprungen und stellte sich Larry, aber die anderen krochen geschlagen von ihrer Beute weg.
»Danke, Ms Blake«, sagte Stirling. »Ich danke Ihnen.« Mit der gesunden Hand fasste er kriecherisch mein Bein. Ich bekämpfte den Drang, ihn abzuschütteln. »Danken Sie Larry. Ich hätte Sie sterben lassen.«
Er schien mich nicht zu hören. Vor lauter Erleichterung weinte er und sabberte mir die Nikes voll.
»Bitte weichen Sie zurück.« Die Stimme war weiblich und honigsüß.
Ich blinzelte über mein Kreuz hinweg und sah Kissa mit einem Revolver in der Hand. Er sah aus wie ein Magnum, war aber schwer zu sagen bei dem Licht. Bestimmt aber machte er große Löcher.
»Weg von ihnen, sofort.« »Ich dachte, Serephina will mich Lebend.« »Kissa wird Ihren jungen Freund erschießen.«
Ich hielt die Luft an und atmete aus. »Wenn Sie ihn umbringen, bin ich aus allem raus, was Sie sich für heute Nacht ausgedacht haben.« »Sie missverstehen uns, Anita«, sagte Janos. »Mein Meister erbittet Ihre Mithilfe nicht. Alles, was Serephina von Ihnen will, kann sie mit Gewalt bekommen.«
Ich blickte ihn über den Lichtschein hinweg an. Er hielt Jeff an sich gedrückt. Geradezu rührend.
»Nehmen Sie die Kreuze ab, und werfen Sie sie zwischen die Bäume«, sagte Janos. Er nahm Jeffs Gesicht in beide Hände und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
»Da wir nun wissen, dass Sie die eigene Sicherheit für die beiden jungen Männer aufgeben würden, haben wir eine Geisel mehr als notwendig.« Er legte die Hände an Jeffs Hals, hielt ihn fest, ohne Gewalt, noch.
»Nehmen Sie die Kreuze ab, und werfen Sie sie zwischen die Bäume. Ich sage das kein drittes Mal.«
Ich musterte ihn. Ich wollte mein Kreuz nicht aufgeben. Ich warf einen Blick auf Larry. Er stand noch vor Xavier aufgebaut, sein Kreuz glühte tapfer. Scheiße.
»Kissa, erschieße den Mann.« »Nein«, sagte ich. Ich löste die Kette. »Erschießen Sie ihn nicht.« »Tun Sie das nicht, Anita«, sagte Larry.
»Ich kann nicht zusehen, wie sie Sie erschießen, nicht wenn ich es verhindern kann.« Ich ließ die Kette in meine Hand gleiten, das Kreuz leuchtete gleißend weiß wie brennendes Magnesium. Es war eine schlechte Idee, es wegzuwerfen. Eine sehr schlechte Idee. Ich schleuderte es zwischen die Bäume. Es blinkte wie eine Sternschnuppe und verlosch irgendwo im Dunkeln.
»Jetzt Ihr Kreuz, Larry«, sagte Janos. Larry schüttelte den Kopf. »Sie werden mich erschießen müssen.«
»Dann werden wir das tun«, sagte Janos. »Oder vielleicht werde ich mich an dem Jungen sättigen, während Sie zusehen.« Er klemmte Jeff mit dem Arm ein, fuhr ihm mit der anderen Hand in die Haare, sodass er sich nicht mehr b gen konnte, und bog ihm den Kopf zurück.
Larry sah mich an. »Was soll ich tun, Anita?« »Das müssen Sie diesmal selbst entscheiden«, sagte ich. »Sie werden ihn wirklich umbringen, oder?« »Ja, das werden sie.«
Er fluchte leise und ließ das Kreuz los. Er löste die und schleuderte sie mit solcher Wucht ins Gebüsch könnte er auch seinen Zorn damit loswerden. Als das Licht erloschen war, standen wir im Dunkel Der Mond, der vorher noch so hell erschienen war, war düsterer Ersatz.
Nach und nach passten sich meine Augen an. Kissa kam näher, zielte dabei weiter auf uns. Bei unserer ersten Begegnung hatte sie Sexualität und
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