Anita Blake 05 - Bleich Stille
Magnus soll mir mein Essen einpacken.«
Ich ließ ihn mit elender Miene bei meinem halb gegessenen Burger stehen.
»Sie werden ihn doch nicht im Wagen weiteressen?« »Lassen Sie ihn einfach einpacken.« Ich ging nach draußen zu dem Jeep und seinem schicken Telefon. Dolph hob beim dritten Klingeln ab. »Anita?« »Ja, Dolph, ich bin's. Was gibt's?« »Ein Vampiropfer in Ihrer Nähe.« »Scheiße, noch einer.«
»Was soll das heißen, noch einer?« Ich stutzte. »Freemont hat Sie nicht angerufen, seit ich mit ihr gesprochen habe?« »Doch, sie hat nette Dinge über Sie gesagt.« »Das überrascht mich. Sie war nicht allzu freundlich.« »Inwiefern?« »Sie wollte mich nicht auf die Jagd mitnehmen.« »Erzählen Sie«, sagte Dolph. Ich erzählte es ihm.
Dolph schwieg eine ganze Weile, nachdem ich fertig war. »Sind Sie noch da, Dolph?« »Ich bin hier. Ich wünschte, ich wäre woanders.« »Was ist denn los? Warum ruft Freemont Sie an und erzählt Ihnen, wie gut ich bin, und fordert bei einer so großen Sache nicht Ihre Hilfe an?«
»Ich wette, das FBI hat sie auch nicht angerufen«, sagte Dolph. »Was geht da vor, Dolph?« »Ich glaube, Detective Freemont spielt uns den einsamen Rächer vor.« »Das FBI will auch ein Stück abhaben. Der erste Massenmord eines Vampirs seit Menschengedenken. Das kann Freemont nicht für sich behalten.« »Ich weiß«, sagte Dolph. »Was sollen wir tun?«
»Die betreffende Leiche scheint diesmal ein normales Vampiropfer zu sein. Ganz klassisch mit Bissmalen und ohne sonstige Verletzungen. Könnte das ein anderer Vampir sein?« »Könnte«, sagte ich. »Sie klingen zweifelnd.«
»Zwei bösartig gewordene Vampire auf so kleinem Gebiet und so weit von der Stadt entfernt, das kommt mir unwahrscheinlich vor.« »Die Leiche war nicht verstümmelt.« »Mag sein«, sagte ich. »Wie sicher sind Sie, dass der erste Mörder ein Vampir ist? Könnte es auch etwas anderes sein?«
Ich wollte schon Nein sagen, ließ es aber. Jemand, der im Vollrausch diese Bäume umhauen konnte, würde sicherlich auch Leute aufschlitzen. Magnus hatte seinen Glamour. Ich war mir nicht sicher, ob er fähig wäre zu tun, was ich au1 der Lichtung gesehen hatte, aber ...
»Anita?« »Ich habe vielleicht eine Alternative.« »Welche?«
»Wen«, verbesserte ich. Es war mir zuwider, Magnus auszuliefern. Er hatte sein Geheimnis so lange gewahrt, aber ... wenn nun die Frage, die ich ihm stellen müsste, lautete, ob er fünf Menschen umgebracht hatte? Ich hatte die Kraft seiner Hände gespürt. Ich dachte an die glatten Baumstümpfe, für die nur ein Schlag, höchstens zwei nötig gewesen waren. Ich hielt mir kurz den Tatort vor Augen. Das Blut, die blanken Knochen. Ich konnte Magnus nicht ausschließen, und ich konnte es mir nicht leisten, mich zu irren.
Ich übergab ihn Dolph. »Können Sie eine Weile raushalten, dass er ein Elf ist?« »Warum?« »Wenn er es doch nicht getan hat, wäre sein Leben ruiniert.« »Eine Menge Leute haben Elfenblut in den Adern, Anita.«
»Sagen Sie das der Collegestudentin, die von ihrem Verlobten voriges Jahr zu Tode geprügelt wurde, nachdem er herausgefunden hatte, dass er im Begriff stand, eine Elfe zu heiraten. Er machte vor Gericht geltend, dass er nicht die Absicht gehabt hatte, sie zu töten. Schließlich sind Elfen nicht so leicht umzubringen, nicht wahr?«
»So sind nicht alle, Anita.« »Nicht alle, aber viele.« »Ich werde es versuchen, Anita, aber ich kann's nicht versprechen.« »In Ordnung«, sagte ich. »Wo ist das neue Opfer?« »Monkey's Eyebrow«, sagte er.
»Was ist das?« »So heißt der Ort.« »Himmel. Monkey's Eyebrow, Missouri. Lassen Sie mich raten. Es ist ein Drei-Häuser-Kaff.«
»Es hat immerhin einen Sheriff und einen Mord aufzuweisen.«
»'tschuldigung. Haben Sie eine Wegbeschreibung?« Ich angelte meinen kleinen Spiralblock aus der Tasche meiner schwarzen Jacke. Er beschrieb mir den Weg. »Sheriff St. John hält die Leiche für Sie bereit. Er hat uns gleich angerufen. Wenn Freemont ihren Fall allein anpacken will, soll sie.« »Sie werden es ihr nicht sagen?« »Nein.« »Ich nehme nicht an, dass Monkey's Eyebrow ein Tatortteam hat, Dolph. Wenn wir Freemont nicht mit ihren Leuten anrücken lassen, werden wir andere brauchen. Können Sie mit Ihren Leuten schon runterkommen?«
»Wir arbeiten noch an unserem eigenen Fall. Aber wenn Sheriff St. John uns dazu ruft, kommen wir, sobald wir
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