Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anita Blake 05 - Bleich Stille

Anita Blake 05 - Bleich Stille

Titel: Anita Blake 05 - Bleich Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
Vom Netzwerk:
Raven.« Das Kläffen hörte auf.
     
    Wir standen in einer Eingangshalle, deren Decke bis zum Dach hinaufstieg, als hätte der Architekt ein Stück aus dem Flur herausgeschnitten, um einen ausgedehnten Raum zu schaffen. Ein Kronleuchter versprühte sein Licht auf uns. Es schnitt ein Rechteck aus dem dunklen Zimmer zu unserer Rechten. Man hatte einen knappen Blick auf ein Speisezimmer in Kirsche, das von Politur nur so glänzte.
     
    Ein Gang führte gerade nach hinten zu einer Tür, die wahrscheinlich zur Küche gehörte. An der Wand mit der Doppeltür befanden sich Treppen. Treppengeländer und Türrahmen waren weiß, der Teppich hellblau, die Tapete weiß mit kleinen blauen Blüten und noch kleineren Blättern. Alles war offen und luftig, hell und einladend und vollkommen still. Hätten wir ein Stück Boden ohne Teppich gesehen, wir hätten eine Nadel fallen lassen und lauschen können, wie sie aufschlägt.
     
    Beth St. John führte uns die blau-weiße Treppe hinauf. In der Mitte der Eingangshalle auf der rechten Seite hing eine Reihe Familienporträts. Sie begann mit einem lächelnden Paar. Dann lächelndes Paar und lächelndes Baby, lächelndes Paar und ein lächelndes und ein weinendes Baby. Ich ging die Halle entlang und sah die Jahre vorüberstreichen. Aus den Babys wurden Kinder, ein Mädchen und ein Junge. In den Bildern tauchte ein schwarzer Minipudel auf. Das Mädchen war das ältere Kind, aber nur mit einem Jahr Unterschied. Die Eltern wurden älter, schienen sich aber nicht daran zu stören. Die Eltern und das Mädchen lächelten, der junge manchmal auch und manchmal nicht. Der Junge lächelte häufiger an der anderen Wand, wo die Kamera ihn sonnenbraun mit einem Fisch oder mit nassen, zurückgestrichenen Haaren, wie er aus dem Pool kam, eingefangen hatte. Das Mädchen lächelte immer, wo man hinguckte. Ich fragte mich, wer von beiden jetzt tot war.
     
    Da war ein Fenster am Ende der Halle. Die weißen Vorhänge waren nicht zugezogen, niemand hatte sich darum gekümmert. Das Fenster sah aus wie ein schwarzer Spiegel. Die Dunkelheit drückte gegen die Scheibe, als hätte sie Gewicht.
     
    Beth St. John klopfte an die letzte Tür auf der rechten Seite, gleich neben der drückenden Dunkelheit. »David, die Detectives sind hier.« Ich ließ das so stehen. Die Sünde der Unterlassung hat viele schillernde Seiten.
     
    Ich hörte Bewegung in dem Zimmer, aber Beth St. John trat zurück, ehe sich die Tür öffnen konnte. Sie wich in die Mitte des Flurs zurück, damit sie auf gar keinen Fall in das Zimmer hineinsehen konnte. Ihr Blick huschte von einem Foto zum anderen, über lauter lächelnde Gesichter. Sie legte eine schmale Hand an ihre Brust, als hätte sie Not mit dem Atmen.
     
    »Ich werde Kaffee aufsetzen. Möchten Sie welchen?« Ihre Stimme war ein klein wenig angespannt. »Gern«, sagte ich. »Klingt gut«, sagte Larry.
     
    Sie schenkte uns ein schwaches Lächeln und marschierte den Flur hinunter. Sie rannte nicht, was ihr eine Menge Sonderpunkte in meinem Buch einbrachte. Ich wettete, es war Beth St. Johns erster Mordschauplatz.
     
    Die Tür wurde geöffnet. David St. John trug eine blaue Uniform, wie sie auch sein Deputy anhatte, aber da endete auch schon die Ähnlichkeit. Er war etwa eins achtundsiebzig, dünn, ohne hager zu wirken, wie ein Marathonläufer. Seine Haarfarbe war die helle, bräunliche Variante von Larrys Rot. Man sah zuerst seine Brille, dann erst die Augen, aber die waren bemerkenswert. Ein schönes helles Grün wie bei einer Katze. Bis auf die Augen war das ein ganz gewöhnliches Gesicht, aber eines, das man nicht leid wurde.
     
    Er bot mir die Hand. Ich nahm sie. Es gab keine nennenswerte Berührung, so als wollte er lieber nicht richtig zudrücken. Das ging vielen Männern so, aber er tat wenigstens als wollte er mir die Hand schütteln. Die meisten machten sich nicht die Mühe.
     
    »Ich bin Sheriff St. John. Sie müssen Anita Blake sein. Sergeant Storr hat mir gesagt, dass Sie kommen.« Er sah Larry an. »Wer ist das?« »Larry Kirkland.«
     
    St. Johns Augen wurden schmal. Er trat zur Gänze auf den Flur und schloss hinter sich die Tür. »Sergeant Storr hat sonst niemanden erwähnt. Kann ich einen Ausweis sehen?«
     
    Ich nahm mein Schildchen vom Revers. Er schaute darauf und schüttelte den Kopf. »Sie sind kein Detective.«
     
    »So ist es.« Im Geiste verfluchte ich Dolph. Ich hatte gewusst, dass es nicht funktionieren würde. Er deutete mit dem Kinn auf Larry.

Weitere Kostenlose Bücher