Anita Blake 05 - Bleich Stille
Sommersprossen stachen hervor, als wären es Tintenspritzer. Er ging sehr eilig zur Tür und schloss sie hinter sich. Ich hatte zwei Paar Handschuhe in der Jackentasche, aber Larry brauchte frische Luft. »Sein erstes Mordopfer?« »Das zweite«, sagte ich. »Wie alt ist das Mädchen?« »Siebzehn«, sagte er.
»Dann ist es Mord, selbst wenn sie einverstanden war.« »Einverstanden? Was reden Sie da?« Da war zum ersten Mal eine Spur Ärger zu hören. »Was glauben Sie, was hier passiert ist, Sheriff?« »Ein Vampir ist durchs Fenster gestiegen, während sie sich zum Schlafen bereitmachte, und hat sie umgebracht.« »Wo ist das ganze Blut?«
»Am Hals. Sie können das Mal nicht sehen, aber da hat er sie verbluten lassen.« »Der Blutverlust ist nicht groß genug, um daran zu sterben.« »Den Rest hat er getrunken.« Er klang ein bisschen aufgebracht.
Ich schüttelte den Kopf. »Ein einzelner Vampir kann nicht das gesamte Blut eines erwachsenen Menschen in einem Zug zu sich nehmen.« »Dann war es eben mehr als einer.« »Sie meinen wegen der Bisse am Oberschenkel?« »Ja, ja.« Er querte den rosa Plüschteppich mit raschen, nervösen Schritten.
»Diese Male sind wenigstens ein paar Tage alt«, sagte ich. »Also hat er sie schon zweimal zuvor hypnotisiert und dieses Mal getötet.« »Für einen Teenager ist es ziemlich früh, um ins Bett zu gehen.«
»Ihre Mutter sagt, dass sie sich nicht wohl gefühlt hat.« Das glaubte ich. Selbst wenn man will, dass es passiert, so ein Blutverlust kann einen aus den Schlappen hauen.
»Sie hat sich frisiert und geschminkt, bevor sie ins Bett ging«, sagte ich. »Und?« »Haben Sie das Mädchen gekannt?« »Ja, Teufel, ja. Das ist ein kleines Städtchen, Miss Blake. Wir kennen uns alle. Sie war ein gutes Kind, war nie in irgendwelchen Schwierigkeiten. Hat nie mit einem jungen irgendwo im Wagen gesessen oder getrunken. Sie war ein gutes Mädchen.«
»Das glaube ich gern, Sheriff St. John. Man ist kein schlechter Mensch, weil man umgebracht wurde.« Er nickte, aber sein Blick wirkte verstört, ließ zu viel Weißes sehen. Ich wollte ihn fragen, wie viele Mordopfer er schon gesehen hatte, ließ es aber. Er war der Sheriff, ob es sein erstes oder sein einundzwanzigstes war.
»Was glauben Sie, was hier passiert ist, Sheriff?« Ich hatte die Frage schon einmal gestellt, aber ich war gern bereit, es noch einmal zu versuchen.
»Ellie Quinlan wurde von einem Vampir vergewaltigt und umgebracht, das ist passiert.« Er sagte es beinahe aufsässig, als glaubte er selbst nicht daran. »Das war keine Vergewaltigung, Sheriff. Ellie Quinlan hat ihren Mörder zu sich eingeladen.«
Er schritt an das entfernte Fenster und stand, wie Larry dagestanden hatte, während er in die Dunkelheit starrte. Er schlang die Arme um sich. »Wie soll ich das ihren Eltern sagen, und ihrem kleinen Bruder, dass sie mit ... so was ins Bett gegangen ist? Dass er sich an ihr sättigen durfte? Wie kann ich ihnen das sagen?«
»Nun, in der dritten Nacht, also übermorgen, kann Ellie sich von den Toten erheben und es ihnen selbst sagen.«
Er drehte sich zu mir um, bleich vor Entsetzen. Langsam schüttelte er den Kopf. »Sie wollen, dass sie gepfählt wird.« »Wie bitte?« »Sie wollen, dass sie gepfählt wird. Sie wollen nicht, dass sie als Vampir wieder aufsteht.«
Ich blickte auf die noch warme Leiche. Ich schüttelte den Kopf. »Sie wird übermorgen Nacht wieder aufstehen.« »Die Familie will es nicht.« »Wenn sie ein Vampir wäre, wäre es Mord, sie zu pfählen, nur weil die Familie nicht will, dass sie einer ist.«
»Aber sie ist noch kein Vampir«, sagte St. John. »Sie ist eine Leiche.« »Der Leichenbeschauer wird ihren Tod bescheinigen müssen, ehe sie gepfählt werden kann. Das kann ein bisschen dauern.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich kenne Doc Campbell. Er wird es uns zuliebe schnell erledigen.«
Ich stand da und sah auf das Mädchen. »Sie hat nicht vorgehabt zu sterben, Sheriff. Das ist kein Selbstmord. Sie will zurückkommen.« »Das können Sie nicht wissen.«
Ich starrte ihn an. »Doch, das weiß ich, und Sie auch. Wenn wir sie pfählen, ehe sie von den Toten wieder aufstehen kann, ist es Mord.« »Nicht nach dem Gesetz.«
»Ich werde einem siebzehnjährigen Mädchen nicht den Kopf abtrennen und das Herz herausnehmen, nur weil ihren Eltern der Lebensstil nicht gefällt, den sie sich ausgesucht hat.« »Sie ist tot, Miss
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