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Anita Blake 05 - Bleich Stille

Anita Blake 05 - Bleich Stille

Titel: Anita Blake 05 - Bleich Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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und er sah mich aus alten Augen an. Aus Augen, die schon vieles gesehen hatten und trotzdem nicht schlau aus mir wurden. »Warum haben Sie das getan?«
     
    »Er wollte einen Mann erschießen, der sein Land betreten hatte.« »Hat er es denn betreten?« Theoretisch ja.«
     
    Jean-Claude schaute nur. »Hat er nicht das Recht, sein Land zu schützen?« »Nicht, indem er die Leute umbringt. Ein Stück Land ist es nicht wert, dafür zu töten.«
     
    »Der Schutz des Landes ist seit dem Anbeginn der Zeit die triftige Rechtfertigung fürs Töten gewesen, ma petite. Haben Sie plötzlich die Regeln geändert?«
     
    »Ich war nicht gewillt zuzusehen, wie sie einen Mann töten, weil er ein Stück Boden betreten hat. Außerdem glaube ich, dass die Sache eingefädelt war.« »Eingefädelt? Sie meinen, es war geplant, den Mann umzubringen?«
     
    »ja.« »Waren Sie Teil dieses Plans?« »Ich könnte der Lockvogel gewesen sein. Er konnte meine Macht über die Toten spüren. Das hat ihn herbeigerufen.« »Das ist ja interessant. Wie heißt dieser Mann?«
     
    »Sie nennen mir zuerst den Namen des geheimnisvollen Vampirs.« »Xavier«, sagte er. »So einfach also. Warum wollten Sie ihn mir vorher nicht verraten?« »Ich möchte nicht, dass die Polizei ihn weiß.« »Warum?« »Ich habe das schon erklärt. Jetzt den Namen des Mannes, den Sie heute Nacht gerettet haben.«
     
    Ich sah ihn an und wollte ihm den Namen nicht verraten. Es gefiel mir nicht, wie sehr er daran interessiert war. Aber es war abgemacht. »Bouvier, Magnus Bouvier.«
     
    »Ich kenne den Namen nicht.« »Sollten Sie denn?«
     
    Er lächelte nur. Das hieß alles und gar nichts. »Sie sind wirklich ein aufreizender Mistkerl.« »Ah, ma petite, wie soll ich Ihnen widerstehen, wenn Sie mir solche Koseworte zuflüstern?« Ich blickte ihn wütend an, was sein Lächeln noch breiter machte. Da schob sich nur eine leise Andeutung von Reißzähnen ins Bild.
     
    Es klopfte an der Tür. Wahrscheinlich der Hotelmanager um mir zu sagen, dass ich auschecken sollte. Ich ging zur Tür. Ich machte mir nicht die Mühe, durchs Guckloch zu spähen, darum traf es mich unvorbereitet, als ich sah, wer draußen stand. Es war Lionel Bayard. Kam er, um uns persönlich rauszuwerfen?
     
    Eine Sekunde lang starrte ich ihn an. Er sprach als Erster, nachdem er sich nervös geräuspert hatte. »Ms Blake, dürfte ich Sie einen Moment sprechen?« Für jemanden, der uns rauswerfen wollte, war er furchtbar höflich. »Ich höre, Mr Bayard.« »Ich glaube wirklich nicht, dass der Flur der geeignete Ort ist, um das zu besprechen.«
     
    Ich trat zur Seite, führte ihn ins Zimmer. Er ging die Krawatte glättend an mir vorbei. Sein Blick huschte zu Jean-Claude, der inzwischen aufgestanden war. Jean-Claude lächelte ihn an. Freundlich, charmant.
     
    »Ich wusste nicht, dass Sie Gesellschaft haben, Ms Blake. Ich kann später noch einmal kommen.«
     
    Ich schloss die Tür. »Nein, Mr Bayard, das ist in Ordnung. Ich habe Jean-Claude von unserem heutigen Missverständnis erzählt.« »Äh, ja, aha ...« Bayard blickte von einem zum andern, unschlüssig, was er sagen sollte.
     
    Jean-Claude setzte sich viel weniger in den Sessel, als dass er sich nach allen Seiten darin ausbreitete, mit einer katzenhaften Bewegung. »Anita und ich haben keine Geheimnisse voreinander, Mr ...«
     
    »Bayard, Lionel Bayard.« Er ging zu ihm hin und streckte ihm die Hand entgegen. Jean-Claude zog eine Augenbraue hoch, schüttelte ihm aber die Hand.
     
    Danach schien sich Bayard besser zu fühlen. Eine normale Geste. Er wusste nicht, was Jean-Claude war. Wie er ihn ansehen und für einen Menschen halten konnte, war mir schleierhaft. Ich hatte erst einen Vampir gesehen, der als Mensch durchgegangen wäre, dabei hatte der charakterlich so gar nichts Menschliches mehr gehabt. Bayard wandte sich mir wieder zu, rückte die Brille zurecht, die kein Zurechtrücken brauchte. Wieder diese nervöse kleine Geste. Da lag etwas an.
     
    »Was ist los, Mr Bayard?«, fragte ich. Ich stand noch bei der Tür und lehnte mich mit verschränkten Armen seitlich dagegen.
     
    »Ich bin hier, um Ihnen unsere ernst gemeinte Entschuldigung für den heutigen Abend anzubieten.« Ich sah ihn groß an. »Sie entschuldigen sich bei mir?« »Ja. Mr Stirling war übereifrig. Wären Sie nicht da gewesen und hätten uns alle zur Vernunft gebracht, hätte es womöglich eine Tragödie gegeben.«
     
    Ich gab mir Mühe, nicht das Gesicht zu verziehen.

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