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Anita Blake 05 - Bleich Stille

Anita Blake 05 - Bleich Stille

Titel: Anita Blake 05 - Bleich Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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mich vertrauensselig oder dumm. Was dasselbe ist.
     
    Ein leises Knurren rieselte durch seine Kehle. Mein Puls schlug ein wenig schneller.
     
    Larrys Pistole zeigte plötzlich an meiner Nase vorbei auf das Gesicht des Werwolfs. »Nicht«, sagte Larry mit tiefer, ruhiger Stimme, und er klang verdammt ernst.
     
    Ich ließ mich rückwärts von dem Barhocker gleiten und zog dabei die Browning. Wollte wirklich nicht, dass Larrys Waffe direkt neben meinem Kopf losging.
     
    Ich zielte auf Jasons Brust, einhändig, fast beiläufig. »Bedrohen Sie mich nie wieder.« Jason starrte mich an. Sein Tier drohte hinter seinen Augen wie eine Woge, die auf die Küste zurast. »Wenn Sie hier anfangen, ein Fell zu kriegen, werde ich nicht abwarten, ob Sie vielleicht nur bluffen«, sagte ich.
     
    Larry hatte ein Knie auf dem Hocker, die Pistole sauber und ruhig aufs Ziel gerichtet. Ich hoffte, dass er nicht vom Hocker fiel und Jason aus Versehen erschoss. Wenn, dann sollte es mit Absicht passieren.
     
    Jason lockerte die Schultern, öffnete die Fäuste, legte die Gabel hin, stellte den Becher ab. Er schloss die Augen und saß eine volle Minute lang ganz still da. Larry und ich warteten mit gezogenen Waffen. Larry schoss mir einen Blick zu. Ich schüttelte den Kopf.
     
    Jason schlug die Augen auf und stieß einen langen, tiefen Seufzer aus. Er sah wieder normal aus, der Druck war verschwunden. Er grinste. »Ich musste es versuchen.«
     
    Ich machte noch einen Schritt zurück, bis ich die Wand im Rücken hatte. Außer Reichweite senkte ich die Waffe. Larry zögerte, folgte aber meinem Beispiel.
     
    »Jetzt haben Sie's versucht. Und nun?« Er zuckte die Achseln. »Sie sind dominant.« »Einfach so«, sagte ich. »Wären Sie glücklicher, wenn ich Sie zum Kampf gezwungen hätte?«
     
    Ich schüttelte den Kopf. »Aber ich habe mich hinter sie gestellt«, sagte Larry. »Sie hat es nicht allein getan.« »Spielt keine Rolle. Sie sind ihr gegenüber loyal, würden Ihr Leben für sie riskieren. Dominant sein heißt mehr als Muskeln oder Waffen haben.«
     
    Larry sah verwirrt aus. »Was meinen Sie mit dominant? Mir scheint, ich kann der Unterhaltung nicht ganz folgen.« »Warum geben Sie sich eigentlich solche Mühe, nicht wie ein Mensch zu wirken, Jason?«, fragte ich.
     
    Er lächelte und ging wieder an sein Frühstück. »Antworten Sie mir, Jason.« Er aß sein Rührei auf und sagte: »Nein.« »Was passiert hier?«, fragte Larry. »Machtspielchen«, sagte ich.
     
    Larry schnaubte aufgebracht. »Erkläre mir doch mal jemand, warum wir die Waffe auf jemanden richten mussten, der angeblich auf unserer Seite steht.«
     
    »Jean-Claude erzählt mir andauernd, dass Richard nicht mehr Mensch ist als er. Jasons kleine Vorführung sollte das unterstreichen. Stimmt's, Jungwolf?« Jason aß sein Frühstück auf, als wären wir gar nicht da. »Antworten Sie mir«, verlangte ich.
     
    Er drehte sich auf dem Hocker herum und stützte die Ellbogen rückwärts auf die Theke. »Ich habe im Augenblick zu viele Gebieter, Anita. Ich brauche nicht noch einen.«
     
    »Und ich habe gerade zu viele Monster um mich, die mir blöd kommen. Setzen Sie sich nicht auf die Liste, Jason.« »Ist die Liste kurz?«, fragte er. »Sie wird ständig kürzer«, antwortete ich.
     
    Er schmunzelte und rutschte vom Hocker herab. »Ist außer mir noch jemand müde?«
     
    Larry und ich starrten ihn an. Der Werwolf sah nicht müde aus, was ich von uns schlichten Menschen nicht behaupten konnte. Jason wollte auf meine Fragen nicht antworten, und sie waren nicht so wichtig, dass ich ihn deswegen erschießen durfte. Sackgasse.
     
    »Schön. Wo schlafen Sie?«, fragte ich. »Wenn Sie mir vertrauen, dass ich ihn nicht fresse, dann bei Larry im Zimmer.« »Auf keinen Fall«, sagte ich.
     
    »Sie wollen mich hier bei Ihnen haben?« »Ich habe ihm auf der Fahrt hierher gesagt, dass er bei mir im Zimmer schlafen kann.« »Das war, bevor er die Werwolfnummer abgezogen hat«, sagte ich.
     
    Larry zuckte die Achseln. »Sie haben den Meister der Stadt in Ihrem Bett liegen. Da werde ich mit einem Werwolf wohl zurechtkommen.« Das glaubte ich nicht. Aber das wollte ich vor dem Wolf nicht erörtern. »Nein, Larry.«
     
    Er war augenblicklich wütend. »Was muss ich tun, um mich vor Ihnen zu beweisen?« »Am Leben bleiben«, sagte ich. »Was soll das heißen?« »Sie können nicht schießen, Larry.« »Ich war bereit, ihn zu erschießen.« Larry zeigte auf den lächelnden Werwolf.

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