Anita Blake 06 - Tanz der Toten
einen kleinen Extraschwung, ein bisschen wie Jason auf der Treppe, doch was bei dem Werwolf lustig ausgesehen hatte, wirkte bei Jean-Claude schrecklich verführerisch.
»Du wolltest nur vor mir hergehen, damit ich auf deinen Hintern starren muss.« Er antwortete, ohne sich umzudrehen. »Niemand bringt dich dazu, auf meinen Hintern zu starren, ma petite, nicht einmal ich.«
Und das war die Wahrheit. Die schreckliche Wahrheit. Hätte ich mich in einem dunklen Teil meines Herzens nicht von Anfang an zu ihm hingezogen gefühlt, ich hätte ihn längst umgebracht. Oder es versucht. Ich hatte mehr legale Vampirtötungen auf dem Kerbholz als jeder andere Vampirjäger im Land. Sie nannten mich nicht umsonst den Scharfrichter. Wie kam es dann, dass ich bei den Monstern in den Tiefen des Zirkus der Verdammten sicherer war als über der Erde unter Menschen?
auf meinem Weg das entscheidende Monster nicht getötet hatte. Dieses spezielle Monster glitt vor mir her den Gang entlang. Und zwar mit dem hübschesten Hintern, den ich je an einem toten Mann gesehen hatte.
Jean-Claude lehnte sich mit einer Schulter an die Wand. Die Tür hatte er schon geöffnet. Mit einer graziösen Geste winkte er mich hinein.
Ich sank mit den Absätzen in den dicken weißen Teppich. Weiße Tapete mit einem kleinen silbernen Muster zierte die Wände. Linker Hand neben dem Bett war eine weiße Tür. Das Bett hatte weiße Satinwäsche. Am Kopfende waren ein Dutzend weiße und schwarze Kissen gruppiert. Von der Decke hing ein Fächer aus weißen und schwarzen Stoffbahnen und bildete einen Betthimmel. Der schwarze Toilettentisch und die Kommode standen noch in den gegenüberliegenden Ecken. Die Tapete und die Tür waren neu. Raten Sie, was mich mehr beunruhigte.
»Wohin führt die Tür?« »Ins Badezimmer.« Er schloss die Zimmertür und ging an mir vorbei, um sich aufs Bett zu setzen. Es gab keinen einzigen Stuhl. »Ein Badezimmer. Das war beim letzten Mal noch nicht da«, stellte ich fest. »Nicht in der jetzigen Gestalt, aber es war da.«
Er lehnte sich zurück auf die Ellbogen. Die Haltung weitete den Hemdausschnitt und entblößte so viel Haut, wie der Stoff gestattete. Die dunkle Haarlinie am unteren Bauch guckte aus dem Hosenbund.
Es wurde warm im Zimmer. Ich zog die Klettverschlüsse meiner Weste auf und zog sie mir über den Kopf. » Wo soll ich das hinlegen?« »Wohin du möchtest«, antwortete er. Seine Stimme weich und intimer als die Worte selbst.
Ich ging auf die andere Seite des Bettes, weg von ihm und legte die Weste auf die Satinlaken. Jean-Claude legte sich zurück, die schwarzen Haare umrahmten perfekt sein blasses Gesicht. Wärmer, es wurde eindeutig wärmer im Zimmer.
»Was dagegen, wenn ich mich frisch mache?« »Was mein ist, ist auch deins, ma petite. Das solltest du inzwischen wissen.«
Ich wich bis in den Türrahmen zurück und drehte erleichtert den Knauf. Ich drückte hinter mir die Tür zu, ohne den Raum wirklich wahrzunehmen. Als ich aufblickte, stieß ich ein leises »Wow!« aus.
Der Raum war lang und schmal. Er hatte ein Doppelwaschbecken und Spiegel mit runden weißen Glühbirnen am Rand. Die Becken waren aus weiß geädertem schwarzen Marmor. Jeder Wasserhahn, jede Metallkante glänzte in Silber. Der Boden war mit schwarzem Teppich ausgelegt. Eine halbhohe Wand mit silberfarbenen und verspiegelten Kacheln verbarg die schwarze Toilette. Die Wand dahinter war ebenfalls schwarz. Eine zweite halbhohe Wand befand sich im gegenüberliegenden Raumteil. Dort war die Badewanne. Drei Marmorstufen führten zu der schwarzen Wanne, die für vier Leute gereicht hätte. Der Wasserhahn war ein silberner Schwan mit ausgebreiteten Flügeln. Es gab keine Möglichkeit zu duschen, was meine bevorzugte Wahl war, und der Schwan war ein bisschen zu viel, aber ansonsten war es toll.
Ich setzte mich auf den kalten Marmorrand. Es war fünf Uhr früh. Vor Müdigkeit brannten mir die Augen. Die aufputschende Wirkung des knapp vereitelten Mordanschlags war längst verblasst. Was ich wollte, war, dass mich jemand festhielt und tröstete, Sex war vielleicht irgendwo inbegriffen, hatte aber nicht die höchste Priorität. Richard und Jean-Claude würden wahrscheinlich beide sagen, das sei nie meine höchste Priorität, aber das war ihr Problem. Na gut, es war unser Problem.
Wäre es Richard gewesen, der nebenan ausgestreckt auf dem Bett lag, ich wäre in dieser Nacht über ihn hergefallen.
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