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Anita Blake 06 - Tanz der Toten

Anita Blake 06 - Tanz der Toten

Titel: Anita Blake 06 - Tanz der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Lust ist nicht so konsequent wie die Liebe, manchmal, aber sie ist leichter zu besiegen.
     
    »Ich habe die vielen Monate über für dich den Sterblichen gespielt. Im März, als du meinen nackten Körper hieltest und dein Blut mit mir geteilt hast, glaubte ich, da wäre der Wendepunkt für uns. Dass du deinem Verlangen nachgeben und eingestehen würdest, dass du etwas für dich empfindest.«
     
    Mir kroch eine brennende Röte ins Gesicht. Ich hatte eine gute Entschuldigung für dieses Vorspiel, das ausgeartet war. Ich war schwach. Na und? Verklagen Sie mich joch. »Ich habe dir Blut gespendet, weil du im Sterben lagst. Sonst hätte ich das keinesfalls getan. Das weißt du.«
     
    Er blickte mich unverwandt an. Aber nicht mit diesem Vampirblick, bei dem ich immer wegsehen will. Sondern mit einer unverfälschten Aufrichtigkeit, die ich in seinem Gesicht noch nie gesehen hatte. »Das weiß ich jetzt, ma petite. Als wir von Branson zurückkehrten, hast du dich in Richards Arme geworfen, als wäre er eine Rettungsleine. Wir sind weiter miteinander ausgegangen, aber du hast dich innerlich von mir zurückgezogen. Ich habe es gespürt und nicht gewusst, wie ich es aufhalten kann.«
     
    Er setzte sich auf, die Hände im Schoß gefaltet. Enttäuschung und Verwirrung spiegelten sich in seinem Gesicht. »Mich hat noch nie eine Frau abgewiesen, ma petite.« Ich lachte. »Dein Ego ist reichlich groß.« »Es geht nicht ums Ego, ma petite, das ist einfach die Wahrheit.«
     
    Ich lehnte mich an die Badezimmertür und dachte darüber nach. »In dreihundert Jahren hat keine Nein gesagt?« »Das findest du schwer zu glauben?« »Wenn ich Nein sagen kann, konnten sie es auch.«
     
    Er schüttelte den Kopf. »Du hast offenbar nicht erkannt, wie groß deine Willenskraft ist, ma petite. Sie ist beeindruckend. Du weißt gar nicht, wie sehr.«
     
    »Wenn ich beim ersten Mal oder auch erst beim zehnten Mal in deine Arme gefallen wäre, hättest du mich ins Bett gezerrt, mein Blut gesaugt und mich wieder fallen lassen.«
     
    Ich sah zu, wie die Wahrheit meiner Worte in seinem Gesicht ankam. Bis zu diesem Moment war mir nicht klar gewesen, wie sehr er seine Mimik unter Kontrolle hatte und dass es dieser Mangel an Reaktion war, der ihn fremdartiger erscheinen ließ, als er war.
     
    »Du hast recht«, sagte er. »Hättest du mich kichernd umschmeichelt, ich hätte keinen zweiten Blick auf dich verwendet. Dass du meinen Kräften teilweise widerstehen kannst, hat mich als Erstes angezogen. Aber es war deine Standhaftigkeit, die mich fasziniert hat. Deine entschiedene Ablehnung.«
     
    »Ich war eine Herausforderung.« »Ja.«
     
    Ich sah in sein mit einem Mal offenes Gesicht. Zum ersten Mal dachte ich, es könnte wahr sein, was ich in seinen Augen sah. »Gut, dass ich widerstanden habe. Ich mag es nicht, benutzt und weggeworfen zu werden.«
     
    »Zuerst warst du nur eine Herausforderung, jemand, den es zu erobern galt. Dann war ich verblüfft von deinen wachsenden Kräften. Ich sah die Möglichkeit, dass ich dich benutzen könnte, um meine Position zu stärken, wenn du dich mir nur anschließen wolltest.«
     
    Er bekam einen schmerzlichen Ausdruck, und ich wollte fragen, ob er echt war. Ob überhaupt etwas echt war oder alles nur ein Schauspiel. Ich traute ihm zu, alles zu tun, was nötig war, um am Leben zu bleiben. Ich traute ihm nicht zu, die Wahrheit zu sagen, und wenn er auf einem Stapel Bibeln säße.
     
    »Ich habe dir oft genug den Hals gerettet. Ich bin dein erklärter menschlicher Diener. Was willst du mehr?« »Dich, ma petite.« Er stand auf, kam aber nicht näher.
     
    »Es ist nicht mehr die Herausforderung oder die Verheißung von Machtfülle, was mich zu dir hinzieht.« Plötzlich schlug mir das Herz im Hals, und er hatte nicht das Geringste getan. »Ich liebe dich, Anita.«
     
    Ich starrte ihn an, meine Augen wurden immer größer. Ich öffnete den Mund, schloss ihn. Ich glaubte ihm nicht. Er log so leicht, so überzeugend. Er war der Meister der Manipulation. Wie sollte ich ihm jetzt glauben? »Was willst du von mir hören?«
     
    Er schüttelte den Kopf, und sein Gesicht bekam wieder die bekannten Züge. Die schöne Perfektion, die bei ihm das Normale war. Aber ich wusste jetzt, dass auch das eine Maske war, um seine tieferen Gefühle zu verbergen.
     
    »Wie hast du das gemacht?«
     
    »Nach mehreren Jahrhunderten, wo man gezwungen war, sich ein freundliches, undurchdringliches Gesicht zuzulegen, bringt man etwas

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