Anita Blake 06 - Tanz der Toten
»Ich bitte auch Sie uni Vergebung, Monsieur Zeeman. Wir befinden uns in einer ... empfindlichen Lage. Es wäre kindisch, sie mit Sticheleien zu verschlimmern.«
Ich brauchte Richard nicht anzusehen, um zu wissen, dass er die Stirn runzelte. Edward kam herein und rettete uns. So konnten wir alle den Mund halten und gehen. Hoffentlich. »Der Wagen ist sauber«, befand er.
Edward war dem Anlass gemäß angezogen. Ein brauner Ledermantel schlug um seine Knöchel, als wäre er etwas Lebendiges. An manchen Stellen wirkte er schwer beladen. Edward hatte mir einige seiner Spielzeuge gezeigt, die hier und da platziert waren. Ich wusste, dass in dem steifen weißen Hemdkragen eine Garrotte versteckt war. Selbst für mich wäre diese Waffe zu sehr auf Nahkampf ausgelegt.
Sein Blick schnellte zu den zwei Männern in meinem Leben, aber er sagte nur: »Ich folge dem Wagen. Aber dreh dich heute Abend nicht nach mir um, Anita. Ich werde da sein, aber der Killer soll nicht darauf aufmerksam werden, dass du einen Leibwächter hast.«
»Einen zweiten Leibwächter«, korrigierte Jean-Claude. »Der Killer, wie Sie ihn nennen, wird wissen, dass ich bei ihr bin.« Edward nickte. »Ja, wenn er gegen den Wagen zuschlägt, wird er sich etwas ausdenken, um den Begleiter ebenfalls zu beseitigen, und das bedeutet einen ernst zu nehmenden Sprengsatz.« »Ich bin sowohl Abschreckungsmittel als auch eine Einladung, den Einsatz zu erhöhen, ist es so?«, fragte Jean-Claude.
Edward sah ihn an, als habe der Vampir doch noch etwas Interessantes getan. Jedoch sah er ihm nicht in die Augen. Ich kannte außer mir niemanden, der dem Blick des Meisters begegnen konnte, ohne in seinen Bann zu geraten. Totenbeschwörer zu sein hat seine Vorteile. »Genau.« Es klang, als hätte er nicht erwartet, dass der Vampir die Situation begriff. Aber wenn Jean-Claude eines gut konnte, dann überleben.
»Wollen wir, ma petite? Wir werden erwartet.« Er machte eine einladende Armbewegung und geleitete mich zur Tür, ohne meine Hand zu nehmen. Er sah Richard, dann mich an. Er benahm sich schrecklich gut. Jean-Claude war eine Nervensäge von Weltklasse. Ein braver Junge zu sein sah ihm nicht ähnlich.
Ich sah Richard an. »Geh nur. Wenn wir uns zum Abschied küssen, wird nur wieder dein Lippenstift verschmiert.« »Und davon hast du schon genug im Gesicht, Richard«, sagte Jean-Claude. Es war der erste Beiklang glühender Eifersucht an diesem Abend.
Richard ging zwei Schritte auf ihn zu, und die Spannung im Raum schnellte in die Höhe. »Ich kann sie noch mal küssen, wenn dich das glücklich macht.« »Hört auf, alle beide«, forderte ich.
»Aber natürlich«, sagte Jean-Claude. »Für den Rest des Abends gehört sie mir. Da will ich gerne großzügig sein.« Richard ballte die Fäuste. Ein erstes Rinnsal Macht floss durch den Raum.
»Ich gehe jetzt.« Ich ging zur Tür, ohne mich noch einmal umzusehen. Jean-Claude holte mich ein. Er griff an den Knauf und ließ ihn wieder los, damit ich sie selbst öffnen konnte. »Ich vergesse immer wieder deine Vorliebe für Türen«, sagte er. »Ich nicht«, meinte Richard leise.
Ich drehte mich um und sah ihn dastehen in seinen Jeans und dem T-Shirt, unter dem sich die Brust- und Armmuskeln abzeichneten. Er war noch immer barfuß, die Haare ein Wust von Locken. Wenn ich bleiben würde, könnten wir uns bei einem seiner Lieblingsfilme auf die Couch kuscheln. Inzwischen hatten wir gemeinsame Lieblingsfilme und -lieder und gemeinsame Redensarten. Oder vielleicht einen Mondspaziergang machen. Sein nächtliches Sehvermögen war fast so gut wie meins. Vielleicht könnten wir später zu Ende bringen, was wir vor dem Treffen angefangen hatten.
Jean-Claude schob seine Finger zwischen meine und zog damit meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich blickte in diese blauen, blauen Augen wie in einen Himmel vor dem Sturm oder wie in Meerwasser, wo in der Tiefe kalte Felsen aufragen. Ich hätte gern die drei schwarzen Perlenknöpfe berührt und gewusst, ob sie wirklich antik waren. Mein Blick wanderte abwärts über die blasse Haut. Ich wusste, dass sich die kreuzförmige Brandnarbe glatt und holprig anfühlte. Mir wurde eng in der Brust, wenn ich ihn so betrachtete. Er war so schön. Würde es immer so bleiben, dass sich mein Körper zu ihm hingezogen fühlte wie die Sonnenblume zum Licht? Vielleicht. Aber wie ich Händchen haltend mit ihm dastand, wurde mir klar, dass das nicht genug
Weitere Kostenlose Bücher