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Anita Blake 06 - Tanz der Toten

Anita Blake 06 - Tanz der Toten

Titel: Anita Blake 06 - Tanz der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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warf mir einen Blick zu, dann seufzte er. »Bis du deine nonnenhafte Art ablegst, spiele ich den Mönch.«
     
    Ich riss die Augen auf. Ich konnte nicht anders. Richard und ich hatten jeder eine Beziehung gehabt und waren hinterher abstinent geblieben. Aber ich hatte mir nie Gedanken gemacht, was Jean-Claude vielleicht tat, um seine Bedürfnisse zu stillen. Auf Abstinenz wäre ich ganz bestimmt nicht gekommen.
     
    »Du wirkst überrascht, ma petite.« »Ich schätze, jemand, der so viel Sex verströmt wie du ... ich habe nie darüber nachgedacht.« »Doch wenn du entdeckt hättest, dass ich mit einer anderen schlafe, während wir miteinander ausgehen, was hättest du dann getan?«
     
    »Ich hätte dich fallen lassen wie eine heiße Kartoffel.« »Genau.« Liv lachte, laut und abstoßend grell. »Auch deine Menschenfrau glaubt dir nicht.« Jean-Claude drehte sich zu ihr um, seine Augen loderten saphirblau. »Du sagst, man lacht hinter meinem Rücken.« Sie nickte und lachte noch immer. »Aber du lachst mir ins Gesicht.«
     
    Sie verstummte abrupt, wie abgeschaltet. Sie starrte ihn an. »Ein bisschen mehr Unterwürfigkeit, Liv, oder soll das eine Herausforderung meiner Macht sein?« Sie war erschrocken. »Nein, ich meine ... ich wollte gar nicht ... «
     
    Er sah sie nur an. »Dann solltest du mich am besten um Vergebung bitten, nicht wahr?«
     
    Sie fiel auf ein Knie. Sie wirkte nicht verängstigt, eher als hätte sie eine grobe Taktlosigkeit begangen und müsste sie nun berichtigen. »Ich bitte um Vergebung, Meister. Ich vergaß mich.«
     
    »Ja, Liv, so ist es. Lass es dir nicht zur Gewohnheit werden.«
     
    Liv stand auf, unbeschwert lächelnd, im Genuss der Vergebung. So einfach war das. Das diplomatische Manöver war mit Händen zu greifen. »Es ist nur so, dass sie überhaupt nicht so gefährlich aussieht, wie du sie hinstellst.«
     
    »Anita«, sagte Jean-Claude, »zeige ihr, was du in der Hand hältst.« Ich schob die Handtasche zur Seite. »Ich hätte deinen Hals zwischen den Fingern, bevor du mit dem Spielzeug zielen kannst«, sagte Liv. »Nein, hätten Sie nicht.« »Willst du mich herausfordern?«, fragte sie.
     
    »Sechshundert Jahre, plus minus zehn«, meinte ich. Werfen Sie das nicht weg, nur um eine kleine Schau abzuziehen.« »Woher weißt du, wie alt ich bin?« Ich lächelte. »Ich bin wirklich nicht in der Stimmung für einen Bluff, Liv. Lassen Sie es nicht drauf ankommen.«
     
    Sie sah mich aus schmalen Augen an. »Du bist ein Totenbeschwörer, nicht nur ein einfacher Leichenerwecker. Ich kann dich in meinem Kopf spüren, fast wie einen anderen Vampir.« Sie sah Jean-Claude an. »Warum habe ich das nicht eher bemerkt?«
     
    »Ihre Kräfte flammen auf, wenn sie sich bedroht fühlt«, sagte er.
     
    Das war mir neu. Meines Wissens gebrauchte ich meine Kräfte im Augenblick gar nicht. Aber das verriet ich ihnen nicht. Das war nicht der richtige Zeitpunkt für dumme Fragen, nicht einmal für schlaue.
     
    Liv trat zur Seite, fast als hätte sie Angst. »Wir öffnen in einer Stunde. Ich habe noch zu tun.« Sie ging zur Tür, ohne mich aus den Augen zu lassen. Ich sah ihr hinterher und war froh über ihre Reaktion, ohne sie jedoch zu begreifen. »Komm, Anita«, sagte Jean-Claude, »ich möchte dir meinen Club zeigen.«
     
    Ich ließ mich von ihm in den Hauptraum des Clubs führen. Das Lagerhaus war entkernt worden und stand jetzt drei Stockwerke hoch mit Geländer da. Die Haupttanzfläche war riesengroß, schimmerte glatt und glänzend in gedämpftem Licht, bei dem schwer zu sagen war, wo es eigentlich herkam.
     
    Es hing allerhand von der Decke herab. Auf den ersten Blick dachte ich, es seien Leichen, aber es waren Schaufensterpuppen, lebensgroße Plastikpuppen. Einige waren nackt, eine war in Cellophan gewickelt, andere in schwarzes Leder oder Vinyl gehüllt. Eine Puppe trug einen Metallbikini. Sie hingen in unterschiedlicher Höhe an Ketten herab. Es war ein Mobile.
     
    »Das ist ungewöhnlich«, sagte ich. »Ein viel versprechender junger Künstler hat das eigens für den Club gemacht.«
     
    Ich schüttelte den Kopf. »Es sagt einiges aus.« Ich steckte die Pistole wieder in die Handtasche, ließ sie aber offen. So würde ich überraschend und schnell ziehen können. Außerdem konnte ich nicht den ganzen Abend mit geladener Waffe in der Hand herumlaufen. Irgendwann verkrampfen sich die Finger, egal wie klein die Waffe ist.
     
    Jean-Claude glitt über die Tanzfläche, und ich folgte

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