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Anita Blake 06 - Tanz der Toten

Anita Blake 06 - Tanz der Toten

Titel: Anita Blake 06 - Tanz der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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ihm. »Liv hatte Angst vor mir. Warum?«
     
    Er wandte sich mir anmutig zu und lächelte mich an. »Du bist der Scharfrichter.«
     
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie hat gesagt, sie kann mich in ihrem Kopf spüren wie einen Vampir. Was hat sie gemeint?« Er seufzte. »Du bist ein Totenbeschwörer, ma petite, und deine Macht wächst mit dem Gebrauch.«
     
    »Warum sollte das einen sechshundert Jahre alten Vampir erschrecken?« »Du bist unbarmherzig, ma petite.« »Das ist eine meiner besten Seiten.«
     
    »Wenn ich dir die Frage beantworte, wirst du dann die Eröffnung mit mir genießen und meine Begleiterin sein, bis der Mörder aufkreuzt?« »Danke, dass du mich daran erinnerst.« »Du hattest es nicht vergessen.« »Stimmt. Also ja, beantworte mir meine Frage, und ich spiele deine Begleiterin.«
     
    »Spiele?« »Hör auf, mich hinzuhalten, und beantworte mir die Frage.« Mir fiel noch etwas anderes ein, das ich gern wissen wollte. »Zwei Fragen.« Er zog die Brauen hoch, nickte aber. »In den Sagen und im Volksmund werden den Vampiren Kräfte zugeschrieben, die wir nicht besitzen: das Wetter beeinflussen, sich in ein Tier verwandeln. Totenbeschwörer können angeblich jede Art von Untoten lenken.«
     
    »Lenken? Du meinst, nicht nur Zombies, ja?« »Ja, ma petite.« »Liv hat also Angst, dass ich Gewalt über sie bekomme?« »Etwas in der Art.«
     
    »Aber das ist verrückt. Ich kann keine Vampire herumkommandieren.« Im selben Moment wünschte ich, ich hätte das nicht gesagt. Es war nicht wahr. Ich hatte einmal einem schlafenden Vampir befohlen. Einmal. Das eine Mal hatte mir gereicht.
     
    Irgendetwas hatte sich wohl auf meinem Gesicht gespiegelt, denn Jean-Claude streichelte mir über die Wange. »Was ist los, ma petite? Was füllt deine Augen mit so viel ... Schrecken?«
     
    Ich machte den Mund auf und log. »Wenn ich Vampire herumkommandieren könnte, hätte mir Serephina vor zwei Monaten nicht den Verstand leer gefegt.«
     
    Seine Miene wurde weich. »Sie ist tot, ma petite. Wirklich und wahrhaftig tot. Dafür hast du gesorgt.« Er neigte sich zu mir und küsste mich auf die Stirn. Seine Lippen waren seidenweich. Er gab mir lauter sanfte Küsse und kam tröstend näher.
     
    Das machte mir enorme Schuldgefühle. Ich hatte noch immer Albträume wegen Serephina, das stimmte. Wenn ich nur ihren Namen aussprach, krampfte sich mein Magen zusammen. Von allen Vampiren, denen ich entgegengetreten war, hatte sie mich meinem Ende am nächsten gebracht. Nicht dass sie mich töten wollte, das wäre erst irgendwann später gekommen. Nein, sie hätte mich zu ihresgleichen gemacht. Hätte mich fast so weit gebracht, dass ich eine von ihnen sein wollte. Sie hatte mir etwas Kostbareres angeboten als Sex oder Macht. Sie hatte mir Frieden geboten. Das war eine Lüge gewesen, aber, wie Lügen oft sind, eine schöne.
     
    Warum wollte ich Jean-Claude nicht die Wahrheit sagen? Weil es ihn eben nichts anging. Offen gestanden erschreckte mich, was ich getan hatte. Ich wollte mich nicht damit befassen. Wollte nicht daran denken. Wollte nicht wissen, welche philosophischen Auswirkungen die Erweckung eines Vampirs während der Tagesstunden hatte. Dinge ignorieren, mit denen ich mich nicht befassen wollte, konnte ich sehr gut.
     
    »Ma petite, du zitterst.« Er schob mich ein Stückchen weg, um in meinem Gesicht zu forschen. Ich schüttelte den Kopf. »Da ist ein Mörder auf mich angesetzt, und du fragst, warum ich zittere.« »Ich kenne dich zu gut, ma petite. Das ist nicht der Grund.« »Ich mag es nicht, wenn du mich vor anderen Vampiren als Buhmann benutzt. Ich bin nicht so schrecklich.«
     
    »Nein, ich habe nur ein bisschen ihre Fantasie angeregt.« Ich trat ein Stück von ihm weg. »Willst du damit sagen, du hast herumerzählt, dass ich Vampire in meine Gewalt bringen kann?«
     
    »Nur ein, zwei Andeutungen.« Er lächelte, und bei dieser schlichten Miene wusste man sofort, dass ihm bösartige Dinge durch den Kopf gingen.
     
    »Warum, um Himmels willen?«
     
    »Ich habe etwas von deinem diplomatischen Richard gelernt. Er hat viele Wölfe auf seine Seite gezogen, indem er ihnen einfach versprach, sie gut zu behandeln und nicht zt, Dingen zu zwingen, die sie nicht tun wollen.«
     
    »Und?« »Ich habe Vampire eingeladen, sich meiner Schar anzuschließen, mit dem Versprechen von Sicherheit anstelle von Angst und Einschüchterung.« »Wie zum Beispiel Liv?« Er nickte. »Wie sorgst du dafür, dass sie keine

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