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Anita Blake 06 - Tanz der Toten

Anita Blake 06 - Tanz der Toten

Titel: Anita Blake 06 - Tanz der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Dolph.«
     
    Er sah mich von der Seite an, dann wieder auf die Straße. »In ein paar Minuten sind wir da, Anita.« »Geduld war noch nie meine Stärke, Dolph.« Seine Lippen zuckten, dann lächelte er. Schließlich lachte er, kurz und trocken. »Schätze, nein.« »Schön, dass ich die Stimmung heben konnte.«
     
    »Wenn Sie gerade keine Leute umbringen, gibt es mit Ihnen immer etwas zu lachen, Anita.«
     
    Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte. War vielleicht zu nah an der Wahrheit. Im Wagen machte sich Stille breit, und ich beließ es so. Diesmal war es eine angenehme, freundliche Stille, mit dem Anstrich von Heiterkeit. Dolph war nicht mehr wütend auf mich. Da konnte ich ein bisschen Schweigen aushalten.
     
    Creve Coeur war ein altes Wohnviertel, sah aber nicht so aus. Das Alter sah man an den großen Häusern, die auf lange, abschüssige Grundstücke gebaut waren. Einige hatten kreisrunde Auffahrten und Bedienstetenquartiere. Die wenigen neueren Bauten, die sich hier und da eingeschlichen hatten, standen nicht immer in großen Gärten, waren aber individuell und hatten Teiche und Steingärten. Keine Häuser von der Stange, nichts Geschmackloses.
     
    Die Olive ist eine meiner Lieblingsstraßen. Mir gefällt das Durcheinander von Tankstellen, Donut-Läden, Juwelierwerkstätten, Mercedes-Vertragshändlern und Videotheken. Creve Coeur steht im Gegensatz zu anderen feudaleren Gegenden nicht auf Kriegsfuß mit den Lohnabhängigen. Dieser Teil der Stadt hat sowohl die Reichen wie den Commerz in sich aufgenommen, wo man bequem schöne Antiquitäten kaufen und seine Kinder zum DriveIn mitnehmen kann.
     
    Zwischen zwei Tankstellen bog Dolph in eine Seitenstraße. Sie ging so steil bergab, dass ich unwillkürlich den Bremsfuß bewegte. Dolph teilte diesen Wunsch nicht, und der Wagen rollte in scharfem Tempo den Hügel hinunter. Na ja, er war die Polizei. Bekam vermutlich keinen Strafzettel wegen überhöhter Geschwindigkeit. Wir rasten an Wohnstraßen vorbei, die sich zu echten Vorortsiedlungen verzweigten. Die Häuser unterschieden sich zwar noch,
     
    aber die Gärten waren geschrumpft, und man wusste sofort, dass hier Bedienstetenquartiere eher eine Seltenheit waren. Die Straße stieg wieder ganz leicht an, dann verlief sie eben. Dolph setzte den Blinker, als wir noch durch das schmale Tal fuhren. Auf einem geschmackvollen Schild stand »Countryside Hills«.
     
    Die engen Nebenstraßen waren von Polizeiwagen verstopft, ihre Lichter wirbelten in der Dunkelheit. Eine dicht gedrängte Menge wurde von Streifenpolizisten zurückgehalten, die Leute standen frierend in leichten Mänteln, die sie sich über den Schlafanzug geworfen hatten, oder in Nachthemd und zugeschnürtem Morgenmantel. Die Schar war klein. Als wir aus dem Auto stiegen, sah ich in einem Haus gegenüber eine Gardine, die sich bewegte. Warum nach draußen gehen, wenn man bequem von zu Hause aus hinüberspähen konnte?
     
    Dolph führte mich durch die Beamten und das gelbe Absperrband. Das Haus, dem all die Aufmerksamkeit galt, war eingeschossig und mit einer Ziegelmauer umgeben, die so hoch war wie die Hausmauern, sodass sich ein unzugänglicher Hof bildete. Es gab sogar ein schmiedeeisernes Tor mit Torbogen, sehr mediterran. Bis auf den Hof sah das Haus wie eine typische Vorstadtranch aus. Es gab einen gepflasterten Weg und eckige, in Stein gefasste Beete mit Rosenbüschen. Überall in dem ummauerten Garten brannten Lampen, sodass jede Blüte und jedes Blatt einen eigenen Schatten warf. Da war einer ziemlich auf Grundstücksbeleuchtung abgefahren.
     
    »Hier braucht man jedenfalls keine Taschenlampe«, stellte ich fest. Dolph sah mich von der Seite an. »Dann sind Sie noch nie hier gewesen?«
     
    Ich sah ihm in die Augen und fand sie unergründlich. Er kam mir mit dem Polizistenblick. »Nein, ich bin noch nie hier gewesen. Sollte ich denn?«
     
    Dolph öffnete die Fliegengittertür, ohne zu antworten. Er ging voraus und ich hinterher. Dolph ist stolz darauf, dass er seine Leute nicht beeinflusst, sondern unvorbereitet hinzuzieht und ihre eigenen Schlüsse ziehen lässt. Aber selbst für seine Maßstäbe benahm er sich rätselhaft. Das gefiel mir nicht.
     
    Das Wohnzimmer war schmal und lang, die Fernsehecke am anderen Ende. Es wimmelte derart von Polizisten, dass wir kaum Platz zum Stehen hatten. Jeder Leichenfundort kriegt mehr Aufmerksamkeit als nötig. Offen gestanden frage ich mich, ob bei dem Verkehr mehr Indizien zerstört als durch

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