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Anita Blake 06 - Tanz der Toten

Anita Blake 06 - Tanz der Toten

Titel: Anita Blake 06 - Tanz der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Tote in zwei Tagen verlangen allerhand Erklärungen.« »Ich habe Sie nicht angelogen, Dolph.« Zumindest nicht sehr, fügte ich in Gedanken hinzu.
     
    Er nickte, ohne mich anzusehen, und öffnete die Tür. Er ging als Erster rein und drehte sich zu mir herum, um zu beobachten, was ich beim Reinkommen für ein Gesicht machte.
     
    »Was ist denn, Dolph?«, fragte ich. »Sehen Sie selbst«, sagte er.
     
    Zuerst sah ich nur einen hellgrauen Teppich und eine Kommode mit einem großen Spiegel an der rechten Wand. Ein Haufen Polizisten versperrte mir den Blick auf das restliche Zimmer. Auf ein Nicken von Dolph traten sie zur Seite. Dolph ließ mich, das heißt, mein Gesicht keine Sekunde aus den Augen. Ich hatte es noch nie erlebt, dass er meine Reaktion so eindringlich beobachtete. Es machte mich nervös.
     
    Auf dem Boden lag eine Leiche. Ein Mann war breitbeinig an Hand- und Fußgelenken mit Messern an den Boden geheftet. Die Messer hatten schwarze Griffe. Er lag in einem großen roten Kreis. Der Kreis musste so groß sein, damit das austretende Blut nicht über den Rand lief und ihn verdarb. Es war in den hellen Teppich gesickert und hatte sich ausgebreitet. Sein Gesicht war abgewandt. Ich konnte nur die kurzen blonden Haare sehen. Seine Brust war nackt, aber so voller Blut, dass es wie ein rotes Hemd aussah. Die Messer hielten ihn nur fest. Sie waren nicht die Todesursache. Nein, was ihn umgebracht hatte, war das klaffende Loch unterhalb der Rippen. Es war wie ein(, rot geränderte Höhle, die groß genug war, dass man mit beiden Händen hineingreifen konnte.
     
    »Sie haben ihm das Herz entfernt«, sagte ich. Dolph sah mich an. »Das sehen Sie von der Tür aus?« »Es stimmt, oder?« »Wenn es einer auf sein Herz abgesehen hat, warum dann nicht direkt drangehen?«
     
    »Wenn man will, dass er überlebt, wie in der Herzchirurgie, dann muss man durch die Rippen gehen, auf die harte Tour. Aber sie wollten, dass er stirbt. Wenn das Herz alles ist, was man will, ist es einfacher, unter den Rippen reinzugehen.«
     
    Ich trat auf den Toten zu. Dolph ging vor mir her, musterte mein Gesicht. »Was?«, fragte ich. Er schüttelte den Kopf. »Sprechen Sie einfach weiter, Anita.« Ich starrte ihn an. »Was haben Sie nur heute für ein Problem?«
     
    »Kein Problem.«
     
    Das war eine Lüge. Irgendwas war faul, aber ich drängte ihn nicht. Es hätte mir ohnehin nichts genützt. Wenn Dolph entschieden hatte, sein Wissen für sich zu behalten, dann tat er es und basta.
     
    Es stand ein Doppelbett im Zimmer, mit purpurroten Satinlaken und so vielen Kissen, dass man gar nicht wusste, was man damit anfangen sollte. Das Bett war zerwühlt, als wäre es nicht nur zum Schlafen benutzt worden. Die Laken hatten dunkle, fast schwarze Flecke.
     
    »Ist das Blut?« »Das nehmen wir an«, sagte Dolph. Ich blickte zu der Leiche. »Von dem Mord?« »Wenn Sie mit der Begutachtung der Leiche fertig sind, packen wir das Bettzeug in einen Sack und bringen es ins Labor.«
     
    Ein subtiler Hinweis, sich zu beeilen. Ich näherte midi dem Toten und versuchte, Dolph zu ignorieren. Das war leichter, als es sich anhört. Der Tote stahl ihm die Schau. Je näher ich kam, desto mehr Einzelheiten konnte ich sehen, und desto weniger wollte ich erkennen. Unter dem vielen Blut befand sich eine hübsche Brust, muskulös, aber nicht zu viel des Guten. Das Haar war sehr kurz geschnitten, lockig und blond. Ich empfand eine nagende Vertrautheit. Die Messer waren am Heft mit Silberdraht umwickelt. Sie waren bis zum Heft ins Fleisch getrieben, dabei waren die Knochen gebrochen. Der rote Kreis war definitiv mit Blut gezogen. Kabbalistische Symbole waren an den Rand gezeichnet, ebenfalls mit Blut. Ein paar kannte ich, genug jedenfalls, um zu wissen, dass wir es mit einer Form von Totenbeschwörung zu tun hatten. Ich kannte die Symbole für Tod und die Symbole, die davor schützten.
     
    Aus irgendeinem Grund wollte ich den Kreis nicht betreten. Ich ging vorsichtig am Rand entlang, bis ich das Gesicht sehen konnte. Mit dem Rücken an die Wand gelehnt starrte ich in die aufgerissenen Augen von Robert, dem Vampir. Monicas Mann. Der werdende Vater.
     
    »Scheiße«, sagte ich leise. »Sie kennen ihn?«, fragte Dolph. Ich nickte. »Robert. Er heißt Robert.« Die Symbole hatten ihren Sinn, wenn man einen Vampir opfern wollte. Aber warum? Warum so?
     
    Ich machte einen Schritt auf ihn zu und berührte den Kreisrand. Schlagartig blieb ich stehen. Es war, als hätte

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