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Anita Blake 07 - Dunkle Glut

Anita Blake 07 - Dunkle Glut

Titel: Anita Blake 07 - Dunkle Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Teil unseres Gehirns, das wir verbergen und das wir nur in den schlimmsten Alpträumen in unser Bewusstsein dringen lassen. Nicht in den Träumen, wo wir von Ungeheuern verfolgt werden, sondern in denen, wo wir selbst die Ungeheuer sind. Wir heben blutige Hände zum Himmel und schreien, nicht aus Angst, sondern aus Freude, aus reiner Freude am Töten. Das ist der kathartische Moment, wenn wir die Hände in das warme Blut unserer Feinde tauchen und kein zivilisierter Gedanke uns daran hindert, auf ihren Gräbern zu tanzen.
     
    Die Macht loderte in mir und griff nach außen, griff nach ihm, als er über mir kniete. Seine Augen waren angsterfüllt, und er fürchtete nicht um mich oder um sich, es war die Angst, dass sein Tier die Wirklichkeit wäre und all die sorgsamen moralischen Grundsätze, alles, was er war oder gewesen war, zur Lüge werden würde.
     
    Ich blickte zu ihm auf. »Richard«, flüsterte ich, »wir sind alle Geschöpfe des Lichts und der Dunkelheit. Die Dunkelheit willkommen zu heißen wird das Licht nicht zunichtemachen. Die Tugend ist stärker.«
     
    Er ließ sich flach auf den Boden sinken, stützte sich nur auf die Ellbogen. Seine Haare streiften mich an den Wangen, und ich musste gegen den Drang ankämpfen, mein Gesicht darin hin und her zu drehen. Ich konnte seine Haut, sein Rasierwasser riechen, und darunter ihn selbst, den warmen Geruch seines Körpers. Ich wollte dieses Warme berühren, meinen Mund darum schließen und für immer festhalten. Ich wollte ihn. Bei dieser Vorstellung loderte die Macht auf, primitive Gedanken stachelten sie an, bis sie immer schwerer zu beherrschen war.
     
    Er flüsterte, und das Blut tropfte ihm aus dem Mund: »Wie kannst du behaupten, dass die Tugend stärker ist. Ich will mir das eigene Blut ablecken, meinen blutenden Mund auf deinen drücken, dich aus meiner Wunde trinken lassen. Das ist böse.«
     
    Ich berührte sein Gesicht nur ganz sacht mit den Fingerspitzen, und selbst das brachte die Macht sprunghaft zum Anschwellen. »Es ist nicht böse, Richard. Es ist bloß nicht sehr zivilisiert.« An seinem Kinn sammelte sich ein einzelner zitternder Tropfen. Er fiel auf meine Haut und brannte heiß. Seine Macht loderte auf und riss mich mit. Sie wollte - ich wollte - Richard das Blut aus dem Gesicht lecken. Teils wehrte ich mich innerlich, aber ich hob den Kopf gerade so weit, dass ich mit Lippen, Zunge und Zähnen über seine Haut streifen konnte. Mit seinem salzigen Geschmack im Mund lehnte ich mich zurück und wollte mehr. Das Mehr machte mir Angst. Ich schreckte genauso vor diesem Anteil in ihm und in mir zurück wie er. Darum war ich in jener Vollmondnacht vor ihm weggerannt. Nicht weil er von Marcus gefressen hatte, obwohl das nicht gerade für ihn sprach. Nicht weil er alles so schlecht gehandhabt hatte. Sondern die Erinnerung, die mich verfolgte, war der Augenblick, wo ich von der Macht des Rudels mitgerissen wurde und mir wünschte, auf die Knie zu gehen und mit ihnen zu fressen. Ich hatte Angst, dass Richards Tier mir nehmen würde, was von meiner Menschlichkeit noch übrig geblieben war. Ich fürchtete mich aus demselben Grund wie Richard. Aber was ich gesagt hatte, war wahr. Es war nicht böse, es war nur nicht menschlich.
     
    Er drückte mir einen bebenden Kuss auf die Lippen. Aus seiner Kehle drang ein Laut, und plötzlich presste er mit Gewalt seinen Mund auf meinen, so dass ich nachgeben musste, wenn ich keinen blauen Fleck bekommen wollte. Ich öffnete den Mund, und seine Zunge stieß hinein, seine Lippen saugten an mir. Sein Blut, sein salziger Geschmack füllte meinen Mund. Ich hielt sein Gesicht in beiden Händen, meine Lippen suchten seine, und es war mir nicht genug. Ein dünner hoher Ton kroch aus meiner Kehle in seinen Rachen, entstanden aus Verlangen und zorniger Enttäuschung, aus einem Verlangen, das noch niemals zivilisiert gewesen war. Wir hatten Ozzie und Harriet gespielt, doch was wir von einander wollten, war weit davon entfernt.
     
    Wir bewegten uns auf Knien, die Münder aneinander gepresst. Meine Hände glitten über seine Brust, seinen Rücken, und tief in mir rastete etwas ein und war zufrieden. Wie hatte ich ihm überhaupt nahe sein können, ohne ihn anzufassen?
     
    Seine Macht wollte hinausströmen, aber ich hielt sie zurück. Ich hielt sie, wie ich meine eigene Macht halten konnte und ließ sie anschwellen, bis sie zu stark für mich wurde.
     
    Richards Hände strichen meine Beine hinauf, fanden die Spitzenhose,

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