Anita Blake 07 - Dunkle Glut
tasteten meine Wirbelsäule entlang und ich war erledigt.
Die Macht schoss nach draußen und füllte uns beide an. Sie übergoss uns wie eine Woge aus Hitze und Licht, bis mir die Welt vor Augen verging. Wir schrien mit einer Stimme. Sein Tier glitt in ihn hinein. Ich fühlte, wie es, von einem kräftigen Strang gezogen, aus mir heraus kroch und sich in Richard breitmachte, sich in seinen Körper hinein wand. Ich erwartete, das letzte bisschen hinüber fließen zu sehen wie den letzten Tropfen Wein im Glas, doch der Tropfen blieb.
Irgendwo in diesem Sturm der Macht fühlte ich Richard die Beherrschung über sein Tier erlangen und pulsierende Wärme zu Jamil schicken. Ich hätte nicht gewusst, wie man das macht, aber Richard wusste es. Ich fühlte Jamils Wunde unter dem donnernden Ansturm seiner Kräfte heilen.
Richard kniete mit mir in den Armen und barg mein Gesicht an seiner Brust. Sein Herz schlug gegen meine Wange wie ein lebendiges Wesen. Schweiß schimmerte wie leichter Tau auf seiner Haut. Ich leckte ihn ab und schaute zu ihm auf.
Seine Lider waren schwer. Beinahe hätte ich den Blick als Schläfrigkeit missdeutet, aber nur beinahe. Er nahm mein Gesicht in beide Hände. Die Wunde in seinem Mund war verheilt. Die wogende Macht, sein Tier, hatte sie geheilt. Er senkte seine weichen Lippen zu mir herab und streifte meinen Mund. »Was sollen wir tun?« Ich drückte seine Hände gegen meine Wangen. »Wir werden tun, wozu wir hergekommen sind.« »Und danach?«
Ich schüttelte den Kopf und rieb das Gesicht in seinen Händen. »Zuerst müssen mir überleben, Richard. Über die schönen Sachen machen wir uns später Gedanken.« Plötzlich füllten sich seine Augen mit Angst. »Ich hätte Jamil beinahe umgebracht.« »Du hast ihn aber auch geheilt.«
Er ließ sich ein wenig von der Angst nehmen, aber er sprang auf und ging zu seinem gefallenen Mitstreiter. Eine Entschuldigung war das Mindeste. Dagegen war wirklich nichts einzuwenden.
Ich blieb noch auf Knien, weil ich mir nicht sicher war, ob ich schon laufen konnte - aus verschiedenen Gründen.
»Gideon und ich hätten es sicher anders gemacht«, sagte Thomas, »aber zur Not ging es auch so.« Ich merkte, wie mir die Hitze ins Gesicht stieg. »Tut mir leid.«
»Entschuldigen Sie sich nicht«, knurrte Gideon. »Es war eine ziemlich gute Show.« Er kroch auf uns zu, einen Arm an seinen Leib gedrückt. Er blutete am Arm und an der Schulter. Das Rot leuchtete auf dem weißen Hemd. Ich hatte kein verlangen, es abzulecken. Dafür war ich ziemlich dankbar.
»Hat Richard das getan?«, fragte ich.
»Er fing an, die Gestalt zu wechseln, als Sie ihn gerufen haben. Sie haben sein Tier in sich aufgenommen und er hat sich beruhigt.« Er saß zu einer Seite geneigt und machte eine kleine rote Pfütze auf den Boden, bat aber nicht um Hilfe, nicht mal mit einer Geste. Thomas fasste ihn trotzdem an der Schulter, auf eine brüderliche Art. Die Macht der beiden schwoll an und strömte mir wie ein kalter Wind über die Haut, dass ich schauderte, aber wäre ich nicht zufällig fähig gewesen, so etwas zu spüren, wäre der Vorgang gar nicht aufgefallen.
»Ist das nur europäische Zurückhaltung«, fragte ich, »oder machen Richard und ich etwas fürchterlich falsch?«
Thomas schmunzelte, aber es war Gideon, der antwortete. »Sie machen nichts falsch. Ich fühle mich sogar betrogen.« Er tätschelte Thomas die Hand und zeigte lächelnd die Zähne. »Man kann das alles auf eine stillere Art tun, die nicht so ... auffällig ist. Aber Sie haben eben getan, was nötig war. Die Lage war verzweifelt und verlangte nach verzweifelten Mitteln.«
Dazu sagte ich lieber nichts. Es war nicht nötig zu erklären, wie oft Richard und ich bei »verzweifelten Mitteln« landeten. Am anderen Ende der Manege half Richard, Jamil sich aufzusetzen. Zane hatte die beiden Werleoparden losgebunden. Er hatte Vivian zu Gregory gebracht. Sie knieten beide bei ihm, und Vivian hielt ihn weinend umschlungen.
Ich brachte meine Beine unter mich und stellte fest, dass ich gehen konnte. Klasse. Richard war vor mir bei ihnen. Er strich Gregory die wirren Haare aus dem Gesicht, bis der Werleopard zu ihm aufblickte. »Wir müssen deine Beine richten.«
Gregory nickte mit zusammengepressten Lippen. »Dafür müssen wir ins Krankenhaus«, sagte ich.
Richard sah mich an. »Sie fangen schon an, zusammenzuwachsen, Anita. Jede Minute Verzögerung
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